2016 hatten die Grünen erstmals angefragt, ob sich Leipzig überhaupt um die Nachlässe der vielen spannenden Leipziger Künstlerinnen und Künstler kümmert. Denn es gibt ja nicht nur die Handvoll Berühmter aus der Leipziger Schule, es gibt auch noch Dutzende weitere, die zwar nicht den Ruhm ernteten, aber dennoch Ausstellungsbesucher und Sammler begeisterten. Wer aber kümmert sich um die Bewahrung des Werks all dieser Künstlerinnen und Künstler?

Eine Institution engagiere sich ja schon lange dafür, hatte es dann in der Antwort des Kulturdezernats geheißen. Aber augenscheinlich funktioniert das noch nicht wirklich systematisch. Und deshalb schrieb die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im März einen Antrag.

Die Antragspunkte lauteten:

„Die Stadt Leipzig erarbeitet bis zum IV. Quartal 2019 unter Leitung des MdBK und mit zivilgesellschaftlichen Akteuren ein Konzept für ein Leipziger Vor- und Nachlassarchiv der Bildenden Kunst. Die notwendigen Mittel für die Konzepterarbeitung werden zum 01.03.2019 bereitgestellt.

Sie unterstützt die Akteure beim Aufbau eines Kompetenzzentrums, welches Künstler*innen und Erb*innen aktiv bei der Aufarbeitung von Vor- und Nachlässen begleitet.“

Besonders der Ausfall des Freistaats als Sammelbehörde spielte dabei eine Rolle: „Nachdem das Land Sachsen seine Pläne für ein Zentrales Vor- und Nachlassarchiv aufgegeben hat, ist der Zeitpunkt gekommen, dass die Stadt Leipzig zusammen mit kulturellen Institutionen und Partnern ein Konzept für ein Leipziger Vor- und Nachlassarchiv erarbeitet. Ziel ist ein Kompetenzzentrum „Leipziger Vor- und Nachlassarchiv“, in dem wichtige künstlerischen Zeugnisse sowie auch Dokumente aller Künstler*innen konservatorisch betreut und der Öffentlichkeit zugänglich und für diese nutzbar gemacht werden, auch jene, die heute nicht im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen.“

Das Wort „Kompetenzzentrum“ möchte das Kulturdezernat nicht unbedingt übernehmen.

Es formuliert seinen Alternativvorschlag jetzt etwas anders: „Unter Federführung des MdbK wird das Leipziger Netzwerk zu künstlerischen Vor- und Nachlässen aus zivilgesellschaftlichen Akteuren weiter strukturiert, qualifiziert und gestärkt. Die Stadt Leipzig/MdbK unterstützt den Freistaat Sachsen beim Aufbau einer landesweit wirksamen Beratungsstruktur zu Vor- und Nachlässen der Bildenden Kunst.“

Denn Kompetenz ist ja im Museum der bildenden Künmste (MdbK) vorhanden. Das kann man ja nutzen, findet das Kulturdezernat.

„Das MdbK sieht es als seine originäre Aufgabe an, Künstlern Hilfe und Beratung zu Vor- und Nachlässen zu geben, Vorschläge auf Anfragen zu unterbreiten und auch Gespräche mit Erben zu führen“, formuliert das Dezernat deshalb. „Das Museum betreut als städtische Einrichtung ausgewählte Künstlernachlässe, kümmert sich nach Möglichkeit um wissenschaftliche Aufarbeitungen und kann aufgrund der vorhandenen Kompetenz, Ressourcen und Kontakte die Federführung bei der weiteren Entwicklung und Strukturierung eines Netzwerkes übernehmen.

Kontakte zum Bund Bildender Künstler Leipzig e. V. (BBKL) und dem Verein Künstlervor- und Nachlässe Leipzig e. V. (KVNL) sind zu diesem Thema schon geknüpft. Künftig sollen neben dem BBKL und dem KVNL weitere öffentliche und private Akteure (z. B. HGB, Kunsthalle der Sparkasse, Buch- und Schriftmuseum der DNB, Universität Leipzig, Stadtarchiv, Ostdeutsche Sparkassenstiftung) in das Netzwerk einbezogen werden. Zum Thema Künstlervor- und Nachlässe bestehen enge Arbeitskontakte der Leitung des MdbK zum SMWK. Im aktuellen, vom Staatsministerium angeregten Diskussionsprozess wird der Aufbau einer landesweit wirksamen Beratungsstruktur empfohlen.“

Es braucht natürlich eine ordentliche Werkdatenbank und eine Standortkonzeption, denn irgendwo braucht man ja auch moderne Depots, um die Künstlernachlässe fachgerecht aufzubewahren. Man ahnt schon: Es wird um Geld gehen. Und das geht ohne den Freistaat nicht.

Und so formuliert das Kulturdezernat: „In der Zusammenfassung aller Diskussionen und Abwägungen wurde als erster Schritt der Aufbau einer funktionierenden Beratungsstruktur für den Freistaat Sachsen empfohlen, die in weiteren Schritten in die Schaffung von optimalen Depotkapazitäten und Fördermöglichkeiten als Hintergrund für die Deckung eines fachlich begründeten Bedarfs münden muss.“

Was man herausliest ist natürlich die simple Tatsache, dass Leipzig das Geld zum Aufbau eines eigenständigen Kompetenzzentrums gar nicht hat. Und so stellt das Dezernat denn auch fest: „Der Aufbau eines zentralen staatlichen Zentrums wurde damit nicht favorisiert.“

Ohne echte Unterstützung aus Dresden wird es also nichts. Leipzig könne seine Kompetenz einbringen, das ja: „Das Leipziger Netzwerk unter Federführung des MdbK versteht sich als eigenständiger Teil dieser landesweit entstehenden Struktur.“

Braucht Leipzig ein eigenes Archiv für die Leipziger Schule?

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