Es gab mal Zeiten, da flatterte es wirklich, wenn man auf eine Wiese kam. Dann stoben die Grashüpfer nach allen Seiten auseinander, die Hummeln brummten zur nächsten Blüte und die Schmetterlinge stoben auf und segelten weiß, gelb oder auch admiralsbunt durch die Luft. In Leipziger Parks erlebt man so etwas nicht mehr. Es fehlt schlicht an blühenden Wiesen. Die Leipziger Jugendparlamentarier beantragen die jetzt. Extra für die Schmetterlinge.

„Als Schmetterlingswiesen werden Wiesen bezeichnet, die Schmetterlingen und Insekten als natürlicher Rückzugsort dienen sollen und deswegen (nicht, d.Red.) regelmäßig gemäht werden. Das Jugendparlament möchte mit seinem Antrag erreichen, dass in Leipzig mehr dieser Flächen entstehen und deren Ausweisung von der Stadtverwaltung gefördert und aktiv betrieben wird.

Insekten sind für die Tier- und Pflanzenwelt enorm wichtig. Sie bieten die Grundlage vieler Nahrungsketten und erfüllen nützliche Aufgaben. Der städtische Raum steht diesen Tieren potentiell als lebensfeindlicher Ort gegenüber, da Flächen versiegelt werden und Grünflächen kultiviert sind. Insekten finden in der Stadt wenig Lebensraum und damit auch weniger Nahrung.“

Im Wochenrhythmus sieht man hingegen die mit der Kurzmahd beauftragten Firmen über die eh schon artenarmen Wiesen in Parks, an Straßen und auf Schulhöfen fahren, ausgerüstet mit schwerem und lautem Gerät. Nicht anders bei den Innenhofwiesen der verwalteten Gebäudeensemble. Das Ergebnis: Es blüht – außer den unermüdlichen Gänseblümchen – gar nichts mehr. Insekten finden weder Rückzugsräume noch Nahrung.

Aber mit der Diskussion um das Insektensterben in Deutschland ist zumindest den Mitgliedern des Jugendparlaments klar geworden, dass sich auch eine Großstadt wie Leipzig nicht darauf verlassen kann, dass dann vielleicht jenseits der Stadtgrenzen doch ein paar naturnahe Räume verbleiben, die Insekten eine Überlebenschance bieten. Im Gegenteil: Dort sind die Landschaften oft noch rigider beräumt als in der großen Stadt.

Und Leipzig kann helfen, da sind sich die Jugendparlamentarier sicher.

„Leipzig ist dennoch eine Stadt mit vielen Grünanlagen und dem Auewald als seiner grünen Lunge. Unser Ziel ist, dass in den städtischen Parks, Grünanlagen und Grundstücken vermehrt Flächen ausgewiesen werden, die nicht regelmäßig gemäht werden und dadurch Lebensraum für Schmetterlinge und Insekten werden sollen. Die dadurch entstehenden sog. ‚Schmetterlingswiesen‘ bieten neben der ökologischen Leistung auch eine andere, sie bilden die Stadtbevölkerung und schaffen ein Bewusstsein dafür, dass unsere Umwelt, ob Stadt- oder Landraum, immer auch ein Lebensraum für Tiere und Pflanzen sein muss“, schreiben sie in ihrem Antrag für den Stadtrat.

„In einem optimalen Szenario könnte sich die Zahl der Schmetterlinge und Insekten signifikant erhöhen. Erst vor kurzem wurde durch neuerliche Studien festgestellt, dass sich die Zahl dieser in den letzten Jahren drastisch reduziert hat. Aus diesem Grund wollen wir, dass Leipzig mit der beantragten Maßnahme versucht dem entgegenzuwirken.“

Und so lautet die vorgeschlagene Beschlussformulierung: „Die Stadtverwaltung wird damit beauftragt, ab dem Jahr 2019 Schmetterlingswiesen in Parks und Grünanlagen anzulegen. Sie prüft die Anlage solcher Wiesen auf sonstigen stadteigenen Flächen.“

Bis 2020 soll Leipzig einen „Masterplan Grün“ bekommen

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