Eigentlich war Anfang 2017 schon fast alles klar. Der Stadtrat hatte sich für die Variante 3 aus den Vorschlägen der Stadtverwaltung zum Umbau des Sitzungssaales im Neuen Rathaus ausgesprochen. Aber dann tauchten gerade in den Ausschüssen doch noch einige wichtige Änderungswünsche auf. Das Dezernat Stadtentwicklung und Bau musste noch einmal nachjustieren. Jetzt hat es den überarbeiteten Beschluss allein für die Wunschvariante vorgelegt. Wenn der Stadtrat zustimmt, könnte noch 2019 losgebaut werden.
Davon, den holzgetäfelten Sitzungssaal umzubauen, etliche der alten Vertäfelungen rauszureißen und mehrere Fenster wieder zu öffnen, damit Licht in den Tagungssaal des Stadtrates kommt, träumen alle Beteiligten schon länger. Im Dezember 2016 hatte das Planungsdezernat dafür drei verschiedene Varianten vorgeschlagen – alle auch schon mit dem gestrengen Denkmalschutz abgestimmt.
Der hat auch ein Herz für die wuchtige DDR-Architektur. Denn der Sitzungssaal, wie er heute zu erleben ist, ist das Umbauergebnis aus den 1960er Jahren. Und hätte man das damals so gelassen, hätte man heute ein Problem: Das ganze Holz hätte unter Denkmalschutz gestanden.
„Erst umfangreiche Recherchen brachten den Nachweis, dass gegenüber dem Bestand der sechziger Jahre in den darauf folgenden Jahren bis 1992 umfangreiche Änderungen im jetzigen Sitzungssaal vorgenommen worden sind. Stuhlkapazitäten wurden verringert und wesentliche Veränderungen in Verteilung und Anordnung des Mobiliars vorgenommen“, stellt das Dezernat jetzt aufseufzend fest.
Denn das bedeutet: „Letztendlich konnte damit die Zustimmung durch die Denkmalbehörde gegeben werden, dem Wunsch nach einer modernen Bestuhlung stattzugeben. Der noch von 1967 bestehende Originalbestand – Wandverkleidung und Akustikdecke – muss aber erhalten bleiben. Die Präsidiumstische und das Rednerpult sind mit ihrem historischen Denkmalwert für den Herbst 1989 ebenfalls möglichst zu erhalten.“
In der ursprünglichen Variante I wären die bestehende Raumstruktur und Architekturgestaltung unverändert geblieben. Aber: „Aus den Rückmeldungen der Fraktionen zeichnete sich ab, dass die Mehrheit der Fraktionen die Variante III mit der darin vorgeschlagenen Raumöffnung favorisiert, weshalb in dieser Neufassung der Vorlage nun die Variante III im Mittelpunkt steht.
Bei Umsetzung dieser Variante III kann der Raum in Richtung Ost und Süd geöffnet werden, der damit eine gewisse Großzügigkeit erfährt. Die freigelegten 2 Fenster-/1 Türöffnungen bringen mehr Tageslicht in den Raum und verstärken dadurch ein positives Raumgefühl.“
Offen sind jetzt eigentlich nur noch Detailfragen zur Bestuhlung: Sollen die Sitzreihen der Abgeordneten stärker gekrümmt werden, um ein besseres parlamentarisches Gefühl zu bekommen? Welches Muster und welches Material sollen die Stühle bekommen? Verzichtet hat man auf Mikrofone an jedem Platz. „So soll beim Umbau des Sitzungssaals im Plenum auf Mikrofone an den einzelnen Plätzen aus Gründen der politischen Debatten-Kultur (z.B. Sichtbarkeit des Redners auch für die Besucher) verzichtet werden.“
Das Vorhaben reift jetzt also langsam zum Beschluss. Erst wenn die gewünschte Variante beschlossen sei, werde man die Planungsleistungen in Auftrag geben, so das Planungsdezernat. Bis jetzt halten sich die Kalkulationen alle im alten Kostenvoranschlag. Das waren 3,9 Millionen Euro.
Die Stadträte müssen, solange gebaut wird, in den benachbarten Festsaal ausweichen. Um die Zeit des Ausweichs möglichst knapp zu halten, will das Baudezernat die Arbeiten im Frühjahr 2019 beginnen lassen. „Bis dahin werden die Entwurfs-, Genehmigungs- sowie Ausführungsplanungen erstellt und darauf basierend/übergreifend die Vergabe vorbereitet und bis Frühjahr 2019 abgeschlossen.“
Aber ohne Festsaal-Kapitel wird es für die Stadträte nicht abgehen: „Im Rahmen der Bauausführung müssen Fassaden- (Überarbeitung der historischen Fensteranlagen) und Dachbereiche (Einbringen der neuen Lüftungstechnik) teilweise geöffnet werden und technologisch bedingt über einen längeren Zeitraum, mit Sicherung durch Wetterschutzmaßnahmen, offen gehalten werden.
Weiterhin sind durch die Erneuerung der kombinierten Lüftungsanlage für Sitzungs- und Festsaal auch Einschränkungen für die Nutzung des Festsaales als Interim zu erwarten. Um diese weitestgehend zu minimieren, ist zwingend die sitzungsfreie Zeit während der Sommerferien für die Montage der neuen Klimatechnik zu nutzen, sodass der Festsaal möglichst ab Herbst 2019 wieder für die turnusmäßigen Ratsversammlungen zur Verfügung steht.“
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