Braucht es in Leipzig wirklich erst einen Kaufhallengipfel, damit die Zeit der flachen Kästen vorbeigeht? Die Grünen meinen: „Ja.“ Und sie haben einen entsprechenden Kaufhallengipfel beantragt. Die Verwaltung hat jetzt Stellung genommen und findet: Das Thema könnte ruhig viel größer diskutiert werden. Es geht ja nicht nur um die flachen Einkaufsschachteln.

Also schlägt das Planungsdezernat vor: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, in diesem Jahr eine öffentliche Veranstaltung zum Umgang mit knapper werdenden Flächenressourcen in der wachsenden Stadt durchzuführen. Dabei soll auch das Thema Mischnutzungen von Wohnungsbau und Lebensmittelmärkten aufgegriffen werden.“

Denn die Debatte dreht sich ja längst auch um Kindertagesstätten, die aus gutem Grund längst doppelstöckig gebaut werden. Jüngst war es Thema bei der geplanten Schwimmhalle in der Eisenbahnstraße.

Wer in einer sich zunehmend verdichtenden Stadt ohne Stockwerke baut, der verschwendet tatsächlich wertvollen Platz und sorgt selbst da für Löcher im Straßenbild, wo eigentlich mehrstöckige Wohnhäuser dominieren.

„Die Ankündigungen großer Handelsunternehmen, die monofunktionale Struktur ihrer Gebäude an urbanen Standorten sukzessive aufzulösen und ihre Handelsfunktion zukünftig mit Wohnnutzungen in den Obergeschossen zu kombinieren (Pressemitteilung Fa. ALDI: ‚Aldi baut jetzt auch Wohnungen‘), sind vor dem Hintergrund der wachsenden Nutzungskonflikte um die verbleibenden Potenzialstandorte in den prosperierenden Großstädten grundsätzlich zu begrüßen“, begrüßt die Verwaltung den Grünen-Vorstoß.

Und sie macht daraus ein Thema, das Leipzig in den nächsten Jahren intensiv beschäftigen wird. Nicht nur Leipzig. Fast allen deutschen Großstädten geht es so. Die moderne Wirtschaftsentwicklung konzentriert sich auf die Großstädte, der Zuzug entleert die ländlichen Räume, dafür muss in den Städten auf knappem Grund Platz für die verschiedensten Nutzungen gefunden werden. Denn alles wird ja knapp: Wohnraum, Schulplätze, Büroräume, Kitaplätze …

Das Thema wird ein Mega-Thema der Stadtentwicklung: „Dem Ansatz der verbesserten Inwertsetzung von vorhandenen Flächenreserven und der Beförderung von Mischnutzungen von Gebäuden tragen auch die aktuellen Stadtentwicklungspläne und -konzepte der Stadt Leipzig bereits gegenwärtig Rechnung“, betont das Planungsdezernat. „So thematisiert das aktuell gültige Wohnungspolitische Konzept (VI-DS-1475-NF-002) im Interesse eines flächensparenden Bauens nach Möglichkeit eine Kombination verschiedener Nutzungen in einem Objekt und hat dies als separaten Prüfaspekt für Neubaustandorte implementiert. Ferner sind gemäß Beschluss zum STEP Zentren 2017 (VI-DS-04512) ‚bei allen Ansiedlungen von Einzelhandelsbetrieben (innerhalb und außerhalb der Zentren) urbane Qualitäten mit angemessener baulicher Dichte am Standort zu berücksichtigen sowie ihre funktionale und städtebauliche Einbindung in das Umfeld zu gewährleisten.‘ Somit sind die Grundlagen für die Ausgestaltung durch die Marktakteure gegeben, sofern die grundsätzlichen Zielstellungen des STEP Zentren gewahrt bleiben.“

Was eben noch nicht heißt, dass die Botschaft auch bei den Investoren angekommen ist.

Also muss man das öffentlich machen.

„Herausforderungen ergeben sich in der Umsetzungspraxis neben den teilweise bereits seit mehreren Jahren laufenden Planungsprozessen aktuell durch die spezifischen Rahmenbedingungen in Leipzig. So treten beispielsweise die großen Lebensmittelhandelsketten in Leipzig vielfach nur als Mieter auf und nicht als Eigentümer. Andererseits bietet die hier aufgeworfene Fragestellung die Chance, das Thema der Mehrfachnutzung auch grundsätzlicher zu diskutieren und weitere Nutzungskombinationen, z. B. Wohnen und Kindertagesstätten, aufzugreifen“, betont die Vorlage des Planungsdezernats. „Vor diesem Hintergrund folgt die Stadtverwaltung dem Vorschlag des Antragstellers, eine öffentliche Expertenanhörung durchzuführen, grundsätzlich. Es wird jedoch eine Ergänzung um andere Nutzungsarten und eine Einbettung in einen größeren thematischen Kontext vorgeschlagen, um im Sinne eines nachhaltigen Flächenmanagements auch dem gesteigerten Nachfragedruck gerecht werden zu können.“

Und deshalb schlage die Stadtverwaltung jetzt vor, im Jahr 2018 eine öffentliche Veranstaltung zum Umgang mit knapper werdenden Flächenressourcen und den Chancen von Mischnutzungen in der wachsenden Stadt durchzuführen. Zu dieser öffentlichen Veranstaltung sollen Marktakteure, Interessensvertreter und Experten gezielt eingeladen und Best-Practice-Beispiele aus anderen Kommunen sowie die Chancen und Hemmnisse diskutiert werden. Das genaue Format (Expertenanhörung, Workshop o. ä.) werde unter Berücksichtigung der Erfahrungen mit „Leipzig weiter denken“ entwickelt. Bei Bedarf könnten dann weiterführende Veranstaltungen ergänzt werden.

Kaufhallengipfel: Warum werden Leipziger Supermärkte nicht schon seit 2015 mit Wohnungen aufgestockt?

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