Auch Städte wie Leipzig sind Lebensräume für Insekten. Und sie spielen eine immer größere Rolle, je verheerender der Verlust von Insekten in den industriell bewirtschafteten Landschaften ist. Das betrifft auch Bienen, stellen die Grünen jetzt in einem Stadtratsantrag fest. Und wollen, dass sich Leipzig wirklich ehrlichen Herzens für die Bienen und ihre bedrohten Lebensräume engagiert. Denn bislang geht auch in Leipzig Sturheit vor Schutz.

Mit dem eingereichten Antrag „Maßnahmen zum Bienenschutz in der Stadt Leipzig“ wollen die Bündnisgrünen das Mögliche zum Schutz von Bienen in Leipzig erreichen. Mit einem Leipziger Maßnahmenkatalog – nach Vorbild eines Antrags in der Stadt Dresden – sollen Behörden und Verbänden, aber auch Bürgerinnen und Bürgern die Wege zum Schutz der für die Bestäubung wichtigen Wild- und Honigbienen aufgezeigt werden. Insbesondere sollte die Stadt auch ihre Einflussmöglichkeiten auf die Landwirtschaft vor ihren eigenen Toren nutzen und damit ein vorbildhaftes Zeichen für einen wirksamen Bienenschutz setzen, betonen die Grünen.

Denn wie eine frühere Nachfrage ergab: Mit allzu viel Nachdruck forciert die Stadt Leipzig den naturverträglichen Ökolandbau selbst im Gebiet der Stadt nicht.

„Es gibt in Leipzig noch einige Missstände, deren Verbesserung uns sehr am Herzen liegt“, sagt Norman Volger, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. „Dies betrifft z. B. die Pflege städtischer Grünanlagen, wo eine gezielte und schonende Mahd den Insekten und vor allem Bienen helfen würden.“

Die Leipziger bekommen zwar ordentlich getrimmte englische Liegewiesen – dafür gibt es kaum Schonbereiche für richtige Blühwiesen, auf denen nicht nur die Bienen ausreichend Nahrung finden können. Und da auch private Grundstücksbesitzer den englischen Rasen mit seiner radikal verminderten Artenzahl bevorzugen, verlieren die Insekten auch in der Stadt immer mehr Lebensraum und Nahrungsgrundlage.

Viel zu selten in Leipzig: richtige Blühbeete. Foto: Ralf Julke
Viel zu selten in Leipzig: richtige Blühbeete. Foto: Ralf Julke

Aber viele Grundstückseigner hantieren nach wie vor lieber mit der Giftspritze, statt ihre Gärten und Grundsstücke mit mehr Wissen und ökologischer Sorgfalt zu bewirtschaften.

„Weiterhin muss der, für die Bienen und andere Insekten tödliche, Pestizideinsatz auf von der Stadt verpachteten Agrarflächen an den Rändern der Stadt endlich wirksam reduziert werden“, sagt Norman Volger. „Aber auch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Leipzig und die Unterstützung von Initiativen und Vereinen, die den Bienenschutz befördern, ist uns ein wichtiges Anliegen. Dafür kann der bereits erarbeitete Maßnahmenkatalog der Stadt Dresden als Grundlage herangezogen werden und an die Stadt Leipzig angepasst werden. Auf Stadt- und Landesebene sind der Erhalt und die Neuschaffung von Lebensräumen und Nahrungsquellen für Bienen- und Insekten die vorrangige Aufgabe – jeder Schritt zählt!“

Hintergrund für den Grünen-Antrag sind natürlich die Berichte über das Insektensterben in Deutschland, die im Sommer 2017 hohe Wellen geschlagen haben. Auf die alarmierende Meldung, dass sich der Bestand von Insekten in Teilen des Landes seit Anfang der 80er Jahre um bis zu 80 % reduziert hat, folgten Verharmlosungen und Dementierungen. Oder blanke Tatenlosigkeit, wenn man die Äußerungen des sächsischen Umweltministeriums dazu betrachtet.

Die oft zitierten 80 % weniger Insekten gehen auf die Arbeit des Entomologischen Vereins Krefeld (EVK) zurück. Seit 1985 stellen die Mitglieder des Vereins Fallen auf, um die Insekten an über 100 Standorten in Nordrhein-Westfalen und weiteren Standorten in Deutschland zu dokumentieren.

Die Ursachen für den Rückgang sind vielfältig, genannt werden der Klimawandel, der kleiner gewordene natürliche Lebensraum durch Zersiedlungen, Industrieansiedlungen und Wohnbebauungen und auch die intensivierte Landwirtschaft mit ihrem hohen Pestizideinsatz. Vor allem blühende Hecken und Sträucher in den Parks, Feld- und Wiesenrändern bilden die Nahrungsgrundlage und Lebensraum für viele Insektenarten. Dieser schwindet jedoch zusehends.

Auch in einer Stadt wie Leipzig, die sich zunehmend verdichtet und dabei viele grüne und blühende Brachen verliert. Stadt und Grundstückseigentümer müssen also gezielt daran arbeiten, wieder nahrungsreiche Lebensräume für die bedrohten Insekten zu schaffen. Teilweise regelrechte Schutzräume, die nicht mehr intensiv „gepflegt“ und bewirtschaftet werden.

Der Antrag könnte diese Aufgabe im Bereich der Stadtverwaltung endlich systematisieren.

Der Grünen-Antrag zum Bienenschutz.

Wir kriegen noch mehr Ärger mit den Insekten in unserer Welt

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