Bereits vor anderthalb Jahren hatte das Jugendparlament einen Antrag zu „menschenwürdiger Pfandsammlung“ eingebracht. Damals fanden sie damit keine Mehrheit. Nun versuchten es die jungen Politiker mit ihrem Vorhaben noch einmal – und scheiterten erneut.
„Wir sind immer noch der Meinung, dass es unbedingt notwendig ist“, sagte Myriel Mathez, die stellvertretende Vorsitzende des Jugendparlaments. „Bedürftige sollen auf Pfand zugreifen können, ohne in den Müll fassen zu müssen.“
Der Vorschlag des Jugendparlaments lautete deshalb, im Stadtgebiet 30 Pfandsammelbehältnisse zu testen und nach einem Jahr festzustellen, wie häufig sie zweckbestimmt genutzt und wie häufig sie beschädigt wurden. Sollten sich die Sammelbehälter als Erfolg erweisen, dann wäre eine flächendeckende Einführung umzusetzen. Mathez betonte, dass mit den Behältern auch ein sichtbares Zeichen an die Öffentlichkeit gesendet werden soll: „Armut ist nichts Verdecktes, sondern ein konkretes Problem.“
AfD-Stadtrat Holger Hentschel reagierte ablehnend: „Kosten und Nutzen stehen in keinem Verhältnis. Pfandringe sind mitunter teurer als die eigentlichen Papierkörbe.“ Auch Nils Oberstadt aus der CDU-Fraktion bezeichnete das System als nicht effizient. „Studien zeigen, dass Menschen trotzdem in die Papierkörbe greifen. Der Effekt, den man erzielen möchte, tritt einfach nicht ein.“
Auch Naomi-Pia Witte (Freibeuter) sprach sich gegen den Antrag aus: „Er ist gut gemeint, aber zielt ins Leere. Pfandringe sind eine Sozialleistung als Lotterie. Wir brauchen stattdessen zielgerichtete Sozialleistungen an die Bedürftigen.“ Mitglieder aus den Fraktionen der Linken und Grünen wiesen anschließend darauf hin, dass Pfandsammler immer bedürftig seien und es nicht um Pfandringe, sondern Sammelbehältnisse gehe. „Die genaue Ausgestaltung ist offen“, sagte Werner Kujat (Linke).
Aus beiden Fraktionen erhielt der Antrag des Jugendparlaments Zustimmung. Insgesamt votierten 30 Stadträte für „menschenwürdige Pfandsammlung“. Doch 37 stimmten dagegen.
Die Debatte vom 31.1.2018 im Stadtrat. Quelle: Livestream Stadt Leipzig
Es gibt 2 Kommentare
Geld ist wichtiger als Menschen. Nichtstun kostet nichts. Abendländisch-christliches Handeln seit alter Zeit.
“Kosten und Nutzen stehen in keinem Verhältnis. Pfandringe sind mitunter teurer als die eigentlichen Papierkörbe”
Kosten und Nutzen der AfD stehen auch in keinem Verhältnis, trotzdem muss man sie halt dulden. Ausserdem gibt es mittlerweile genug private Initiativen, die solche Behältnisse bauen. Vielleicht kann man mit denen ja zusammenarbeiten.
“Studien zeigen, dass Menschen trotzdem in die Papierkörbe greifen. Der Effekt, den man erzielen möchte, tritt einfach nicht ein.”
Es gibt halt auch diejenigen, die sich zu sehr schämen, in den Mülleimer zu greifen, für die ist so ein Pfandring eben ein Segen. Und vielleicht denkt auch mal einer an die Rohstoffe? Ob nun ein “wirklich Bedürftiger” die Flaschen einsammelt oder ein “weniger Bedürftiger”, eingesammelt und dem Kreislauf wieder zugeführt ist so eine Pfandflasche allemal sinnvoller als auf der Müllhalde.
“Pfandringe sind eine Sozialleistung als Lotterie. Wir brauchen stattdessen zielgerichtete Sozialleistungen an die Bedürftigen”
Klar brauchts bessere Sozialleistungen. Aber nur weils immer auch noch größere Schritte gibt muss man doch die kleineren nicht komplett weglassen.
Ehrlich, dieser ganze Bürokratiequatsch selbst bei so einfach umzusetzenden Projekten ist doch murks. Man kann auch alles totdiskutieren. Einfach mal weniger quatschen und mehr machen.