Die Debatte drehte sich am 7. September 2017 in der Ratsversammlung darum, ob man dem Unternehmen Leipziger Verkehrsbetriebe zu enge Fesseln anlegt, wenn man der Verhandlung fรผr die Planung im Jahr 2018 die MaรŸgabe mitgibt, dass die Preise auf keinen Fall erhรถht werden dรผrfen. Die Linke brachte eben diesen Antrag in den Stadtrat ein, auch, um den Druck auf die kommenden Entscheidungen im Herbst dieses Jahres fรผr nรคchstes Jahr zu verstรคrken. Und somit weitere jรคhrliche Kostensteigerungen von 4,9 bis 6 Millionen Euro dieses Mal noch vor jeder weiteren Planung nicht von den Fahrgรคsten zu verlangen.

Die Debatte ist wichtig, denn das Ergebnis bedeutet wohl steigende Preise 2018 erneut um 3,5 Prozent in Leipzig, und hier ist das Video und der Audiomitschnitt aus dem Stadtrat dazu. Die anderen Debatten sind wohl bereits alle gefรผhrt, der Freistaat Sachsen bleibt bislang bei der Unterdeckung bei der Finanzierung, wie auch die Stadt Leipzig. ร„ndern sich die รถffentlichen Steuerzuschรผsse nicht, wird es auch weiterhin Jahr um Jahr in Leipzig zu Preissteigerungen bei Bus und Bahn kommen.

Abstimmung zum Moratorium. 29 dagegen. 28 dafรผr. Foto: L-IZ.de
Abstimmung zum Moratorium. 29 dagegen. 28 dafรผr. Foto: L-IZ.de

Der Antrag der Linkspartei zielte also vor allem darauf ab, nunmehr die Finanzierung der ร–PNV im kommenden Jahr nachhaltig zu erhรถhen. Andere Ratsmitglieder wiesen darauf hin, dass man dieses Geld woanders abziehen mรผsste. รœbrig blieb auch heute, dass es noch keine wirkliche Idee fรผr die Finanzierung des ร–PNV in Leipzig auรŸerhalb der Preiserhรถhungen gibt.

Franziska Riekewald (Linke) betonte in der Debatte zunรคchst, dass die Erhรถhungen bei den LVB รผber den durchschnittlichen Gehaltserhรถhungen liegen wรผrden. Eine jรคhrliche Preiserhรถhung sei zwar nachvollziehbar, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden und Investitionen tรคtigen zu kรถnnen. Sinnvoller sei es jedoch, die รถffentlichen Zuschรผsse zu erhรถhen.

Kritik an dem Antrag kam unter anderem von Sven Morlok (FDP/Freibeuter): โ€žMir ist nicht bekannt, dass die Stadt im Geld schwimmen wรผrde. Das Gegenteil ist der Fall: Es ist knapp und reicht nicht.โ€œ Wer fรผr ein Moratorium sei, mรผsse auch benennen, wo die Stadt an anderer Stelle sparen kรถnne. Zudem stellte Morlok eine Vermutung in den Raum: โ€žIch weiรŸ, dass bald Bundestagswahl ist und eine Kandidatin gerade gesprochen hat. Vielleicht haben wir deshalb heute diesen Antrag.โ€œ

Daniel von der Heide (Grรผne) wรผnschte sich ein โ€žcleveres Finanzierungskonzeptโ€œ. Da ein solches nicht zur Abstimmung stehe, mรผsse man jedoch dem Moratorium zustimmen.

Christopher Zenker (SPD) sprach sich dagegen aus, einen โ€žBlankocheckโ€œ auszustellen: โ€žWir wissen nicht, von welcher Summe wir reden und wollen einen solchen Beschluss fassen?โ€œ Auch sei ihm nicht klar, bis wann das Moratorium รผberhaupt gelten solle.

Tobias Keller (AfD) kritisierte, dass Mehreinnahmen nicht an Kunden weitergegeben wรผrden. โ€žWir sind dafรผr, dass die Stadt endlich mal ein Signal fรผr einen bรผrgernahen ร–PNV sendet.โ€œ Er kรผndigte daher eine Zustimmung seiner Fraktion an.

Ansbert Maciejewski (CDU) bezeichnete den MDV als Deutschen Meister bezรผglich der prozentual gestiegenen Einnahmen. โ€žDennoch wird jedes Jahr zum 1. August mehr Geld gebraucht. Wir mรผssen an die Strukturen ran, das geht aber nicht mehr Stadtratsbeschluss.โ€œ Damit seien beispielsweise die zahlreichen Verbรผnde in Sachsen gemeint, von denen es mehr gebe als in Bayern. โ€žDas versteht kein Mensch.โ€œ Auf die CDU-Ankรผndigung, gegen den Antrag zu stimmen, erwiderte Reiner Engelmann (Linke), dass er in seiner Fraktion eine Wette verloren habe: Er sei sich sicher gewesen, dass sich die CDU zumindest enthalten wรผrde.

Dann meldete sich Oberbรผrgermeister Burkhard Jung (SPD) zu Wort. Im Falle eines Moratoriums kรคmen nach aktuellem Stand jรคhrlich 4,1 bis 6 Millionen Euro auf die Stadt zu โ€“ โ€žwahrscheinlich plus Umsatzsteuerโ€œ. Jung sagte weiter: โ€žIch sehe derzeit im Haushalt keine Deckung dafรผr.โ€œ Er kรผndigte an, zur Not den Beschluss aus Haushaltsgrรผnden (welcher immer ausgeglichen sein muss) rechtlich anzufechten.

AnschlieรŸend entbrannte eine Diskussion รผber eine mรถgliche Verschiebung des Antrags um mehrere Monate. Die Linke argumentierte, dass bereits im Herbst die Wirtschaftsplรคne fรผr das kommende Jahr erstellt wรผrden โ€“ ein erst danach folgendes Moratorium kรคme zu spรคt. Deshalb kam es bereits jetzt zur Abstimmung โ€“ mit einer denkbar knappen Niederlage mit 29 zu 28 Stimmen fรผr die Befรผrworter eines Moratoriums.

Video der Aussprache und Abstimmung (flv, fรผr Apple-User hier der Gesamtmitschnitt)

 

Audio der Aussprache und Abstimmung (Hier der Gesamtmitschnitt der Ratsversammlung)

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Es gibt 2 Kommentare

โ€œLeipzig. SPD-Fraktionsfรผhrer Axel Dyck warf der Linken Populismus vor. โ€ฆ.. Zustimmung gab es dagegen bei der Entscheidung, nach alternativen Finanzierungsmodellen zu suchen.โ€ (LVZ vom 20.03.2013!)
4 Jahre und knapp 6 Monate spรคter ist man scheinbar nicht fรผndig geworden, beim Suchen nach alternativen Finanzierungsmodellen โ€“ das alte Lied!
Vor allem Herr Zenker ist ja lustig โ€“ diese Summen, um welche es geht, kann man wohl nicht errechnen!?
Ich habe noch die ร„uรŸerung von SPD-โ€œGenossenโ€ im Ohr, dass man nicht jedes Jahr die Fahrpreise erhรถhen kรถnne. Doch, das geht โ€“ wunderbar, wie wir alle sehen und zahlen dรผrfen.
Da hat die SPD mal wieder bewiesen, welche Interessen sie vertritt โ€“ viel Glรผck bei der der Wahl!
(das war rein rhetorisch!)

Ein beachtliches Ergebnis. Leider knapp.

ร„rgerlich, weil es scheinbar als โ€œalternativlosโ€ hingenommen wird, jedes Jahr noch mehr Geld aus der Bevรถlkerung zu pressen, damit dieses unsinnige Konstrukt in dieser Form weiter am Leben bleibt.

Herr Maciejewski (CDU) stellt selber fest, dass Sachsen mehr Verkehrsverbรผnde als Bayern hat, stimmt aber mit nein!? Dabei ist es seine Partei, welche diese Kleinstaaterei und Bundesmittelunterschlagung im Land zu verantworten hat.

Wieder ein guter Wahltipp: Herr OBM post รผberall herum, wie toll Leipzig wรคchst, ist aber nicht gewillt, in den Ausbau der Infrastruktur zu investieren, friert seit Jahren den Anteil Leipzigs ein und lรคsst den Bรผrger dafรผr zahlen. Danke. Wann wacht โ€œder Bรผrgerโ€ endlich auf?

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