Fast oder vollständig nackte Frauen sind ein beliebtes Motiv auf Werbeplakaten – auch in Leipzig. Meist handelt es sich bei den beworbenen Produkten jedoch nicht um Strandurlaub oder Unterwäsche, sondern um Dinge, die mit halbnackten Frauen in keinem sinnvollen Zusammenhang stehen. Da die Verwaltung den Stadtrat um Zustimmung zu ihrem Werbekonzept bat, nahmen Linke, SPD und Grüne dies zum Anlass, eine Ächtung diskriminierender Werbung hinzuzufügen – und fanden mit dem Vorstoß eine deutliche Mehrheit.
Anlässlich einer Vorlage der Verwaltung, in der um Zustimmung zum Werbekonzept der Stadt gebeten wurde, hatten Linke, SPD und Grüne einen gemeinsamen Änderungsantrag eingereicht. Sie wollten in der Präambel des Konzepts zwei Sätze ergänzen: „Die durchgeführte Werbung darf nicht gegen die guten Sitten verstoßen. Das schließt mit der Menschenwürde nicht zu vereinbarende Darstellungen und Aussagen ein, zum Beispiel mit diskriminierenden, frauenfeindlichen und sexistischen Inhalten.“
Die Verwaltung wollte diesen Vorschlag in etwas veränderter Form aufnehmen und auf die Grundsätze des Deutschen Werberats verweisen. Diese schließen ebenfalls diskriminierende Werbung aus, gehen aber noch darüber hinaus und thematisieren beispielsweise bewusste Irreführung oder Aufruf zu Gewalt.
In der Debatte im Stadtrat kam zunächst eine kritische Stimme zu Wort – die von Ute Elisabeth Gabelmann (Piraten/Freibeuter): „Mir scheint das unter dem Motto zu laufen: Gute Sitten statt schöner Titten.“ Diese Formulierung „gute Sitten“ erinnere sie unangenehm an die Formulierung „gesundes Volksempfinden“. Zudem stelle sich für sie die Frage, welches Gremium sich mit Beschwerden oder Verstößen befassen solle.
Gesine Märtens (Grüne) hielt dagegen und betonte, dass sexistische Werbung Menschen auf Objekte reduziere. Dies führe zu Essstörungen, Depressionen und Aggressionen. Ihr folgte Beate Ehms (Linke), die zahlreiche Beispiele für Werbung aufführte, die sie als sexistisch bewertete. Mittelpunkt seien stets knapp oder gar nicht bekleidete Frauen gewesen, die nicht in einem Zusammenhang zum beworbenen Produkt stehen würden. Auch die LVB und das Leipziger Neuseenland hätten bereits zu sexistischer Werbung gegriffen. „Solche Texte und Bilder gehören nicht nach Leipzig.“ Ehms schlug eine Art Leipziger Werberat vor.
Katharina Schenk (SPD) lobte ihre Vorrednerin: „Eine bessere Darstellung, was Sexismus ist, kann es nicht geben.“ Wer nun immer noch nicht wisse, was Sexismus ist, müsse die Rede verpasst haben.
Am Ende stimmten 44 Stadträte für das Anliegen von Linken, SPD und Grünen. Neun votierten dagegen, vier enthielten sich.
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