Man hört schon die Empörung in den Heiligen Hallen, wenn dieser neue Antrag aus dem Jugendparlament zur Diskussion in den Stadtrat kommt: Die jungen Leute machen sich ernsthaft Gedanken über die Sicherheit der Fußgänger. Und gerade beim Überqueren mancher Straßen wird es für Fußgänger gefährlich, weil die Kraftfahrer nicht abbremsen. Möglicher Lösungsvorschlag: „Erhöhte Zebrastreifen“.
„Ein derartiges Pilotprojekt fand in der Stadt bereits in der 1990ern statt. Dieses wurde weder empirisch begleitet noch liegen, auch auf Nachfrage hin, keine projektbegleitenden Dokumente (Kostenerhebung, Planung, etc.) vor. Der Verkehr hat sich in den vergangenen 20 Jahren jedoch drastisch gewandelt und auch wenn (erfreulicherweise) die Anzahl der Verkehrstoten Fußgänger*innen jährlich zurückgeht, steigt die Zahl der durch den Straßenverkehr geschädigten Fußgänger*innen“, heißt es zur Erläuterung des Antrags.
Die sächsischen Zahlen scheinen die Entwicklung zumindest zu bestätigen: Die Zahl der Unfälle mit Fußgängern unter allen Verkehrsunfällen ging von 1.592 im Jahr 2015 auf 1.552 zurück. Damit haben solche Unfälle einen Anteil von 11,4 Prozent an allen Unfällen. Auch die Zahl der verunglückten Fußgänger ging von 351 auf 333 zurück. Trotzdem gab es noch 1.504 (-1,1 Prozent) verletzte Fußgänger, 26 wurden getötet (- 36,6 Prozent).
Wobei die Begründungen für diese Entwicklung unterschiedlich sind. Da sich das Verkehrsgeschehen zunehmend in die Großstädte verlagert, führt das dort auch zu einer Drosselung der Geschwindigkeiten – manchmal als ungewolltes Ergebnis überlasteter Straßen, manchmal auch gewollt durch Tempo-30-Zonen. Aber auch durch bewussten Einbau von Stoppern in die Straße, die Kraftfahrer zum Langsamfahren zwingen.
Und genau so etwas könnten auch erhöhte Zebrastreifen sein, wie sie die Jugendparlamentarier beantragen.
„Wir sehen in einer solchen Maßnahme keine Behinderung für Rettungsfahrzeuge, da auch diese sich nach einigen juristischen Fassungen, an die StVO zu halten haben. Auch eine Gefährdung für Radfahrer*innen sehen wir nicht gegeben, wobei diese auch, nach britischem Vorbild, durch entsprechende Kennzeichnung endgültig eliminiert werden kann“, heißt es im Begründungstext.
Schon 2014 monierten die Grünen, dass es in Leipzig zu wenige Querungshilfen gab. Seitdem ist zumindest einiges passiert, auch wenn das Gefühl bleibt, dass an vielen brisanten Stellen nach wie vor ein paar Zebrastreifen fehlen.
Oder eben gar ein Bauteil, wie es sich die Jugendlichen wünschen. Als Pilotprojekt soll es wenigstens einmal ausprobiert werden, haben die Jugendparlamentarier beantragt: „Die Stadt Leipzig richtet bis zum III. Quartal 2017 eine geschwindigkeitsdämpfende Maßnahme gemäß der Richtlinie für die Anlage von Stadtstraßen (RASt 06.6.2 – Geschwindigkeitsbremsende Maßnahmen) an einem Fußgängerüberweg als Pilotprojekt ein. Diese Maßnahme soll empirisch begleitet werden. Dabei werden Lärmpegel, Feinstaubausstoß und Verkehrsaufkommen vor und während des Projektes gemessen.“
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