Eines muss man der Stadtrรคtin Ute Elisabeth Gabelmann lassen โ€“ sie bleibt dran. Nachdem sie in der vergangenen Ratsversammlung bereits die Auswertung der Stadtverwaltung zum finanziellen Verlauf des 100. Katholikentages fรถrmlich in der Luft zerrissen hatte, forderte sie nunmehr die Streichung der 950.000 Euro fรผr den kommenden Kirchentag in Leipzig. Oder besser in Berlin und eben weniger in Leipzig, wie die Stadtrรคtin betonte. In ihrem Redebeitrag versuchte sie nochmals auf die Frage hinzuweisen, dass der versprochene finanzielle Nutzen nicht eintraf und eintreffen wird.

Das Audio der Rede Gabelmanns vom 1. Februar 2017 zum โ€œKirchentagโ€ zum Nachhรถren

Audio-Player

 

Das Audio der Rede Gabelmanns vom 14. Dezember 2016 zum โ€œKatholikentagโ€ zum Nachhรถren

Audio-Player

 

Darรผber hinaus fรผhrte die Rรคtin an, dass es โ€žunredlich und unmoralischโ€œ sei, โ€žwenn gleichzeitig ein Kind in der Schule nicht mal ordentlich auf die Toilette gehen kann.โ€œ. Dazu Gabelmann bereits in einer vorab versandten Pressemitteilung: โ€žEs kann nicht sein, dass wir uns nach dem letztjรคhrigen Desaster schon wieder mit stรคdtischen Geldern an weltanschaulich nicht neutralen Veranstaltungen beteiligen. Bereits im Dezember habe ich in รถffentlicher Ratssitzung nachgewiesen, dass der vorlรคufige Bericht, der von einem โ€šErfolg des Katholikentagesโ€˜ spricht, schwerwiegende Mรคngel aufweist.โ€œ

Mit Blick auf den Kirchentag und den vielen einzelnen Stรคdten, wo Fรถrderungen beantragt sind, meldete sie: โ€žEin schรถner Trick, um das Budget zu vervielfachen: einfach viele Randveranstaltungen durchfรผhren und fรผr jede einzelne Fรถrdergelder erhalten.โ€œ So habe der Kirchentag auch von Jena 100.000 Euro erhalten. Nicht einmal das habe ihren โ€žRatskollegen zu denken gegeben, weswegen ich nun noch einmal deutlich die Ablehnung dieser Fรถrdersumme fordere.โ€œ

Die Abstimmung zum Kirchentag. Foto: L-IZ.de
Die Abstimmung zum Kirchentag. Foto: L-IZ.de

Gegenwind gab es wenig รผberraschend aus der CDU-Fraktion zum Versuch, in letzter Sekunde das Geld aus dem Haushalt zu streichen. Michael Weickert (CDU) in seiner Entgegnung: โ€žDer Katholikentag war fรผr Leipzig rundherum ein Erfolg. Es war ein offenes und tolerantes Fest, wie es in der katholischen Kirche nicht immer รผblich war.โ€œ Es sei demnach auch dieser Effekt, der solche Festlichkeiten ausmacht, so der seit heute selbsternannte โ€žehrenamtliche GroรŸinquisitorโ€œ seiner Fraktion. Die CDU gab damit zu verstehen, dass sie den Antrag ablehnen wรผrde.

Dem folgte die AfD, Sven Morlok (FDP) kรผndigte ebenfalls die Ablehnung des Streichungsantrages von Gabelmann an. Er sah dabei auch gegeben, dass solche Feste Geld in die Stadt bringen und Effekte auf die fortlaufende touristische Entwicklung haben. Die Abstimmung wurde dann von einigen Debatten begleitet. Erst einmal musste ein Fรผnftel der namentlichen Abstimmung zustimmen. Dies tat fast der gesamte Rat, so dass die Abstimmung namentlich im Protokoll erscheinen wird. Die anschlieรŸende Anstimmung selbst jedoch fiel deutlich gegen die Piratin aus.

Lediglich sieben Rรคte folgten dem Versuch Gabelmanns, die 950.000 Euro aus dem Haushalt 2017 zu streichen. Damit ist die Zuschusssumme freigegeben und der Kirchentag erhรคlt den kommunalen Zuschuss von Leipzig.

In eigener Sache: Lokaler Journalismus in Leipzig sucht Unterstรผtzer

https://www.l-iz.de/bildung/medien/2017/01/in-eigener-sache-wir-knacken-gemeinsam-die-250-kaufen-den-melder-frei-154108

So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:

Michael Freitag รผber einen freien Fรถrderbetrag senden.
oder

Es gibt 4 Kommentare

Sehr aufschlussreich, vielen Dank!

Die Argumentation von Frau Gabelmann entspricht nahezu 1:1 der Pressemitteilung des 11. Gebots (โ€œdu sollst deinen Kirchentag selbst bezahlenโ€œ), die dankenswerterweise auch von der L-IZ verรถffentlicht wurde:

Die Stadt rechnet sich den Katholikentag schรถn. Letzten Endes sind, nach allen Hochrechnereien, maximal 180.000 im Stadtsรคckel gelandet. Zudem wรคre der Katholikentag sowieso in die Stadt gekommen, auch ohne Fรถrderung.

Es werden schwerwiegende Mรคngel im vorlรคufigen Bericht (des Kulturdezernats) zitiert โ€“ lรคsst sich nachvollziehen, was genau die Stadtrรคtin Gabelmann hier meint?

Schreiben Sie einen Kommentar