Leipzig wächst und wächst und wächst. Und das lässt auch die Leipziger Musikschule „Johann Sebastian Bach“ aus allen Nähten platzen. Die SPD-Fraktion hatte deswegen extra einen Antrag geschrieben, das Personal weiter aufzustocken. Der klemmt jetzt erst mal fest, weil die Verwaltung alle Haushaltsanträge abgelehnt hat. Aber wie die Zahlen steigen, das wollte CDU-Stadtrat Falk Dossin noch genauer wissen. Und bekam Antwort.
Lang war die Warteliste schon immer. Manche Schüler wollen bestimmte Lehrer, manche wollen an einem bestimmten Standort lernen. Aber 2012 waren die Stadtratsfraktionen zum ersten Mal alarmiert. Da war die Warteliste auf 916 Anmeldungen gewachsen. Das konnte man nur mit mehr Pädagogen auffangen. Die wurden dann 2015 eingestellt. Von 57 wuchs die Zahl der Musiklehrer auf 60. Das hätte eigentlich helfen sollen
Half aber nicht.
Im gleichen Jahr wuchs die Anmeldeliste auf 973.
„In dieser Übersicht ist ein deutlicher Aufwuchs der Anmeldezahlen im Jahr 2015 erkennbar, der das Bevölkerungswachstum in der Stadt Leipzig und das ungebrochen hohe Bedürfnis nach musikalischer Ausbildung abbildet“, stellt denn auch das Kulturdezernat in der Antwort für Falk Dossin fest. Und hat auch schon so eine Ahnung, dass die Zahlen noch viel stärker steigen werden: „Die für die Musikschule an relevanten Bevölkerungsgruppen der Vorschulkinder und Schulpflichtigen wird nach der Bevölkerungsschätzung des Amtes für Statistik der Stadt Leipzig von 2016 bis 2030 um durchschnittlich 50 % wachsen.“
2014 waren immerhin 5.916 Schüler an der Musikschule eingeschrieben, ein Jahr später waren es schon 6.095 Schüler.
Kommentar des Kulturdezernats: „Besonderer Ausdruck der sich überproportional entwickelnden Nachfrage nach Musikschulausbildung ist die Tatsache, dass sich die Warteliste trotz Aufnahme der genannten 180 zusätzlichen Schüler im Sommer 2015 bis zum Ende des gleichen Jahres weiterhin und in äußerst hohem Tempo vergrößert hat.“
Was eigentlich den Antrag der SPD-Fraktion bestätigt. Und das Kulturdezernat bestätigt auch, dass hoher Handlungsbedarf besteht: „Die rasant wachsenden Bedarfe an Musikschulausbildung können mit den vorhandenen Kapazitäten an Lehrkräften und Unterrichtsräumen derzeit nicht vollumfänglich gedeckt werden. Bei der zukünftigen Entwicklung des städtischen Musikschulangebotes gilt es, den Ausbau von Qualität und Quantität der Musikschulausbildung sorgsam abzuwägen.“
Also Bestätigung und gedämpfte Erwartung. Denn dummerweise wächst der Leipziger Haushalt nicht so schnell mit. Das Geld für zusätzliche Stellen muss erst mal irgendwo gefunden werden.
Und auch neue Räume braucht es. Schon jetzt ist das Angebot übers ganze Stadtgebiet verstreut: „Die Musikschule bietet ihren Unterricht an insgesamt 103 Unterrichtsorten an (22 Standorte für instrumentales und vokales Hauptfach sowie Tanz / 49 Standorte für den musischen Elementarbereich / 32 zusätzliche Standorte für Kooperationen mit allgemeinbildenden Schulen).“
Aber das wird nicht reichen. Man muss aus den Möglichkeiten noch mehr machen. Erst einmal durch bessere Nutzung der Räume, meint das Kulturdezernat: „Um die Bedingungen der Nutzung von Räumen in allgemeinbildenden Schulen für die Musikschule zu verbessern und um den Nutzungsumfang perspektivisch zu vergrößern, werden die geltenden Nutzungsvereinbarungen derzeit in enger Zusammenarbeit zwischen der Musikschule, den Leitungen der genutzten Schulen, dem Amt für Gebäudemanagement sowie dem Amt für Jugend, Familie und Bildung überprüft und unter Berücksichtigung der Interessen aller Partner sowie zur Schaffung angemessener und verlässlicher Bedingungen für alle Beteiligten bearbeitet und angepasst.“
Was auch deshalb Sinn macht, weil die Musikschüler aus allen Stadtteilen kommen und deshalb auch Angebote im ganzen Stadtgebiet wahrnehmen.
Aber an weitere Raumangebote werde auch gedacht, betont das Dezernat. Zum Beispiel im Leipziger Osten: „Die Berücksichtigung der Raumbedarfe für den Unterricht der Musikschule nimmt bei der Neuplanung von Schulgebäuden durch die Stadtverwaltung eine unterschiedliche Rolle ein. In einem aktuellen und positiven Beispiel steht die Musikschule derzeit in regelmäßigem Kontakt mit dem Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung, um bei der Planung des Integrativen Gesamtkonzeptes Quartiersschule im Leipziger Osten (Ihmelstraße) die Möglichkeit zu prüfen, dort auch geeignete Räume zur Nutzung für die Unterrichtsangebote der Musikschule zu planen. Dies wäre ein wertvoller Schritt zur weiteren Verbesserung der Unterrichtsbedingungen für die Musikschulschülerinnen und -schüler im Leipziger Osten.“
Zumindest, was die Sicherung von Raumkapazitäten betrifft, ist man da augenscheinlich auf einem guten Weg: „Strategisch und verwaltungsübergreifend sollte im Verweis auf das schon zitierte Wachstum der Stadt (Stichwort Leipzig 2030) bei der Planung neuer Schulen bzw. dem Umbau bestehender Schulen Formen für Beteiligungsprozesse gefunden werden, die neben den Interessen der zukünftigen schulischen Nutzer auch die von nicht schulischen Bildungsakteuren (z.B. Einrichtungen der Kinder und Jugendkulturarbeit, Musikschule, Volkshochschule) und der Stadtteilentwicklung berücksichtigen. So kann in Zeiten der engen finanziellen Spielräume die Raumnutzung der ansonsten zu bestimmten Zeiten leerstehenden Schulen optimiert werden. Gleichzeitig entstehen wichtige Impulse für die Stadtteilentwicklung.“
Die komplette Antwort zur Musikschule.
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