Es waren die Grünen- und die Linksfraktion, die das Thema wieder auf die Tagesordnung des Stadtrats gebracht haben: „Im Stadtgebiet Leipzig wird der Betrieb von gas- oder elektrisch betriebenen Wärmestrahlern für gewerbliche Zwecke verboten.“ Mit derselben Aufregung im Gefolge wie schon 2011. Etliche Gastwirte fühlten sich getroffen: Ist das denn nicht ein zusätzliches Angebot für Gäste, die auch im Winter gern warm im Freien sitzen möchten?
Ökologisch ist es eigentlich unvertretbar, derart die Stadtluft zu beheizen. Darüber diskutierte der Leipziger Stadtrat schon 2011, konnte sich aber nicht – wie andere Städte – zu einem richtigen Verbot durchringen, sondern nur zu einer freiwilligen Selbstverpflichtung, die aber nichts geändert hat am großflächigen Betrieb der Heizstrahler in Leipzig.
„Im April 2011 beschloss die Ratsversammlung auf Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen den Start einer freiwilligen Kampagne Leipziger Gastronomen zur Abschaffung der sogenannten Heizpilze. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass auf dem Wege der Freiwilligkeit keinerlei Änderungen eingetreten sind, im Gegenteil, die sogenannten Heizpilze gehören inzwischen sogar im Sommer zum normalen Stadtbild“, stellen die beiden Fraktionen fest. „Wärmestrahler sind umweltschädlich. Sie haben eine Leistung von bis zu 14 kWh; eine Leistung, die ausreicht für die Beheizung eines durchschnittlichen Einfamilienhauses. Schon bei einer Laufzeit von vier Monaten kann dadurch ein CO2-Ausstoß von ca. 2 t verursacht werden.“
Eigentlich hat das mit Vernunft nichts mehr zu tun. Denn wenn keine beheizten Freisitze zur Verfügung stehen, kehren Gäste normalerweise in den gemütlichen Gastraum ein. Aber Dehoga-Chef Holm Retsch fand einfach mal in einem Beitrag zur Diskussion, dass Heizpilze ja gar nicht zum Klimawandel beitragen würden.
Was Anja Werner, umweltpolitische Sprecherin des Ökolöwen, doch sehr bemerkenswert findet.
„Heizpilze sind echte Giftpilze und haben einen Einfluss auf das Klima“, kommentiert sie den Beitrag des Vertreters der Hotel- und Gaststättenbetreiber. „Der Dehoga-Chef vergisst zudem bei seiner Kosten-Nutzen-Rechnung einen Punkt: Der Kneipenbetreiber spart, indem er die Strahler aufstellt, ohne für den Schaden an unserer Umwelt aufzukommen. Die Kosten trägt die Allgemeinheit.“
Warum er spart, erläutert sie so: Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich die tatsächlichen Kosten einer Tonne CO2 auf etwa 207 Euro belaufen.
„Retsch geht von zwei Tonnen CO2 pro Heizstrahler und Jahr aus. Alle 500 Leipziger Heizstrahler kosten die Allgemeinheit damit etwa 207.000 Euro jährlich“, rechnet Werner vor. Das sind nämlich die Umweltkosten, die nirgendwo eingepreist werden, die die Menschheit aber über die Folgen des Klimawandels immer mitbezahlen muss.
Der Ökolöwe unterstützt deshalb ein generelles Verbot von Heizpilzen. Falls ein Verbot in Leipzig nicht durchzusetzen ist, fordert der Ökolöwe eine echte Kompensation: „Fairerweise müssen die Kneipenbesitzer dann die Kosten für die Schäden an der Umwelt kompensieren. Der Ökolöwe schlägt vor, dass sie sich dann an der Aktion ‚Baumstarke Stadt‘ beteiligen und pro Heizpilz und Jahr der Stadt einen Baum spendieren“, so Werner.
So würde die CO2-Bilanz vor Ort ausgeglichen und die Stadt wird gleichzeitig grüner und attraktiver für die Leipziger und ihre Gäste.
Der Antrag zum Heizpilzverbot.
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Das Umweltbewusstsein ist nur bei wenigen angekommen. Außer dem Heizpilzverbot müssten die ständig offenen Ladentüren verboten werden, aus denen die warme Luft in die Umwelt gepustet wird. Das trägt ebenfalls zur Umweltbelastung bei. Weiter so! Unsere Kinder und Kindeskinder werden unsere Sünden dann auszubaden haben! So nach dem Motto: “Nach mir die Sintflut”. Was muss noch passieren, um die Menschen endlich mal zum Umdenken zu bewegen? Wann wird diese egoistische Gesellschaft endlich mal wach? Was soll eigentlich daran gemütlich sein unter einem Heizpilz zu sitzen, der Kopf wird heiß und die Füße sind kalt. Kein Wunder, dass viele einen Dachschaden haben und das Klima wird auch geschädigt!