Es könnte der dritte Anlauf werden, Leipzig ins Rennen um eine große Gartenschau zu bringen. Den ersten gab es schon 2000, als die CDU-Fraktion die Verwaltung dazu bringen wollte, die Ausrichtung der IGA für das Jahr 2013 zu prüfen. Den zweiten gab es 2013 für die BUGA 2025 als Thema im OBM-Wahlkampf. „Das wurde damals sehr flapsig abgelehnt“, sagt CDU-Stadrat Achim Haas, der auch Vorsitzender des Umweltausschusses ist. Jetzt gibt’s den dritten Versuch.

Der greift die Ideen von 2013 noch einmal auf. Denn so richtig zufrieden ist die CDU-Fraktion mit den Argumenten der Stadtverwaltung von 2014 nicht, die ja nicht wirklich eine Ablehnung des Projekts Bundesgartenschau in Leipzig waren. Geprüft hatte man zwar ein bisschen und dann auch wieder das Agra-Gelände als möglichen Schauplatz ins Gespräch gebracht. Aber so richtig zum Durchbruch war man dabei nicht gekommen. Und so blieb die Frage unbeantwortet, ob eine Bundesgartenschau in Leipzig nun Sinn macht, finanzierbar ist und vor allem der Stadt auch langfristig etwas bringt.

2013 hatte sich die CDU den Leipziger Nordwesten ausgeguckt als möglichen Umsetzungsraum für ein nachhaltiges Buga-Konzept – mit Einbeziehung von Weißer Elster, Nahle und Parthe. Die Idee, den einst als Deponie errichteten Nahleberg in der Elsteraue zum Erlebnisberg zu machen, hat ja der Stadtbezirksbeirat Nordwest mittlerweile aufgegriffen und entsprechende Anträge an den Stadtrat gestellt. Was aber noch scheitert an der sensiblen Struktur der Deponie. Ganz so einfach lässt sich daraus kein stabiler Ausflugsberg machen.

Der Nahleberg an der Neuen Luppe. Foto: Ralf Julke
Der Nahleberg an der Neuen Luppe. Foto: Ralf Julke

Auch der Richard-Wagner-Hain spielte eine Rolle. Bis heute ist er ein halbfertiges Projekt, das sich zwar für attraktive Sommerereignisse wie den Hörspielsommer eignet, aber dass da einige Platten und Treppen ziemlich sinnlos in der Gegend herumstehen und herumliegen, ist unübersehbar. Und dass das Elsterbecken nicht für Freizeitsport genutzt werden kann, sorgt noch extra dafür, dass hier im Herzen der Stadt ein Gefühl aufkommt, dass hier etwas fehlt.

Der Unterschied zum 2013er Antrag ist: Diesmal taucht dieser Schwerpunkt im Leipziger Stadtgebiet nicht allein im Prüfauftrag der CDU-Fraktion auf. Sie hat noch ein anderes Gebiet als Prüfvorschlag mit hineingeschrieben.

„Wir wollen nicht, dass sich die Verwaltung wieder nur auf einen Schwerpunkt konzentriert und uns hinterher sagt: Es geht nicht“, sagt Dr. Sabine Heymann, die in der CDU-Fraktion für den Bereich Stadtentwicklung und Bau zuständig ist. Denn eine mögliche BUGA-Ausrichtung müsse unbedingt in die Stadtentwicklung eingeordnet werden. Leipzig wachse. Und damit stelle sich auch in bislang wenig beachteten Stadtgebieten die Frage nach Freiräumen für die Bewohner und attraktiven Erholungsangeboten. Eine BUGA im klassischen Sinn, bei der „nur ein paar Blumenhallen“ aufgestellt würden, sei sowieso nicht das, was man sich in Leipzig vorstellen muss. Bewerben müsse man sich mit einer echten Idee, die auch deutlich macht, wie man so eine Ausstellung mit innovativer Stadtentwicklung verbinden könne.

„Wir müssen Neues denken“, sagt Haas.

Da drängt sich dann der Parkbogen Ost geradezu auf, der sich in den nächsten Jahren – auf dem ehemaligen Bahndamm – zu einer attraktiven Radverbindung im Leipziger Osten entwickeln soll. Für das Bahndammprojekt gibt es schon Bundesförderung. Aber für alle angrenzenden Teile noch nicht.

Hier, so betont Haas, böte sich die ideale Anknüpfung für innovative Gestaltungsprojekte bei einer BUGA-Bewerbung. Zwar würde man auf die Weise nicht das klassische geschlossene BUGA-Gelände bekommen. Aber das hätte es auch bei anderen BUGA-Ausstellungen der letzten Zeit so nicht gegeben, weil auch die Bundesgartenschauen immer stärker die modernen Stadtentwicklungen in den Fokus genommen haben. Landschaftsplaner sollen sogar zeigen, wie es ihnen gelingt, grüne Erlebnisachsen in urbanen Räumen zu schaffen, das Erlebnis von Natur in der Stadt mit der Entwicklung neuer Stadtquartiere zu verbinden.

Und dazu bietet sich nicht nur der Parkbogen Ost an, so Haas. Denn wenn man den Parkbogen weiterdenkt, kommt man direkt auf die Parthe und all die möglichen BUGA-Inseln, die man als „innovative Inseln“ an der Parthe schaffen könnte. Denn gerade die Erlebbarmachung der Parthe sei ein wichtiges Stadtentwicklungsthema im Nordosten. Das beginne mit der (steinernen) Parthe am Zoo und nördlich des Hauptbahnhofgeländes, berühre die Entwicklungsmöglichkeiten des künftigen Wohnquartiers am Postbahnhof, den Mariannenpark und den Abtnaundorfer Park und das Naturbad Nordost sowieso. Alles lauter ewige Baustellen, für die oft das Geld nicht reicht, wo aber Ehrenamtliche – wie im Projekt StadtPartheLand – sich seit Jahren bemühen, Flüsschen, Landschaft und Radwege wieder ins Bewusstsein der Leipziger zu rufen.

Wer mit der L-IZ im Sommer den Parthe-Mulde-Radweg entlang geradelt ist, weiß, was hier alles schlummert.

Und man bekommt so eine Ahnung, wie viel Geld hier noch investiert werden muss, um wichtige Grüninseln zu sichern, sichere Wege zu bauen, Infrastrukturen zu schaffen und vor allem auch das Erlebnis von Fluss und Grün mit der Stadtentwicklung im Nordosten zu verbinden.

Logisch, dass die CDU-Faktion hier einen wichtigen Ankerpunkt sieht, zu prüfen, ob und wie sich der Osten/Nordosten in ein BUGA-Projekt integrieren ließen und – Originalzitat – „Experimentierfeld für innovative Stadtentwicklung“ werden könnte. Mit dem Amtsleiter des Amtes für Stadtgrün und Gewässer, Rüdiger Dittmar, habe man seit 2015 sogar einen Mann in der Verwaltung, der sich mit der erfolgreichen Organisation von Bundesgartenschauen schon auskenne. Er war in Koblenz tätig, als dort 2011 die Bundesgartenschau stattfand.

Der CDU-Antrag ist jetzt erst einmal ein Prüfauftrag. Aber Haas und Heymann sind sich sicher, dass es diesmal keine Ablehnung gibt. „Im Gegenteil“, sagt Haas, „die Rückmeldungen aus der Verwaltung sind positiv.“ Im Umweltausschuss will er auch dafür sorgen, dass das Thema auf der Tagesordnung bleibe und tatsächlich auch zeitnah eine Prüfung erfolge. Denn spätestens 2019 sollte sich Leipzig bewerben, wenn es für 2029 den Zuschlag bekommen will. Und dann sollte auch schon geklärt sein, wie die zweistellige Millionenfinanzierung sich zusammensetzen kann. Von Bund und Land rechnet die CDU-Fraktion auf jeden Fall mit Zusagen, dafür gebe es auch entsprechende Förderprogramme.

Eine Fokussierung aufs Agra-Gelände wünscht sich die CDU-Fraktion auf keinen Fall. „Die haben da im Süden schon genug Angebote“, sagt Sabine Heymann. „Wer Nachholbedarf hat, das ist nun einmal der Norden.“

Mit der L-IZ auf der Parthe-Mulde-Radroute.

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Es gibt 2 Kommentare

Danke JG.

Genau so ist es .
Unsere Politiker bemerken es einfach nicht, sie machen einfach immer weiter..

Was soll das denn?
Wir machen eine sche.. Politik, fahren das Land an die Wand, aber schau doch nur die schönen Blumen dort 😉
Ist das die Intension dieser verzweifelten Blendgranate?

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