Machen wir doch schon, stรถhnt das Dezernat Stadtentwicklung und Bau, das sich jetzt mit einem Antrag von CDU-Stadtrat Konrad Riedel beschรคftigt hat, das Rathaus endlich barrierefrei zu machen โ und ihn deshalb ablehnt: โDer Inhalt des Antrages ist bereits Verwaltungshandeln. Die Verwaltung gestaltet das Neue Rathaus Schritt fรผr Schritt barrierefrei.โ Heiรt ja nicht, dass es groรe Schritte sind.
Und auch nicht alles ist mรถglich und bezahlbar. Immerhin ist der alte Kasten 110 Jahre alt. Damals haben die Baurรคte nicht die Bohne an Barrierefreiheit gedacht. Entsprechend schwierig und teuer sind natรผrlich รnderungen in der Bausubstanz. Aber nicht nur um die ging es Riedel und auch dem Behindertenverband, dem er mit seinem Antrag noch einmal Gewicht verliehen hat.
Beim Baulichen ist ja noch klar, worum es geht.
โZu den baulich noch vorhandenen Defiziten und deren Abarbeitung im Neuen Rathaus und Stadthaus stimmt sich das Amt fรผr Gebรคudemanagement nochmals detailliert mit den Behindertenverbรคnden und der Beauftragten fรผr Menschen mit Behinderungen ab und wird anhand des Forderungskataloges Prioritรคten festlegenโ, verspricht das Dezernat fรผr Planung und Bau. โDamit wird das Vorgehen der Verwaltung hinsichtlich kurz-, mittel- und lรคngerfristiger Maรnahmen noch einmal รผberprรผft.โ
Aber schon der Satz verrรคt, dass auch diese Maรnahmen in den nรคchsten zwei Jahren nicht alle umsetzbar sind.
โBereits in der Vergangenheit sind eine Vielzahl von Maรnahmen realisiert worden, um die Barrierefreiheit zu verbessernโ, betont das Baudezernat. โAufgrund baulicher, brandschutztechnischer- und denkmal-schutzrechtlicher Gegebenheiten wird die geforderte Barrierefreiheit jedoch auch mit Kompromisslรถsungen auskommen mรผssen. Eine 100%-ige Umsetzung aller Forderungen nach den derzeit geltenden Regeln ist zumindest in den nรคchsten zwei Jahren auch aus finanziellen Grรผnden unrealistisch.โ
Da wรคre eine geschรคtzte Summe รผber die erforderlichen Baumaรnahmen vielleicht sogar den Stadtrรคten hilfreich gewesen. Denn wenn der Bedarf bezifferbar ist, ist er auch in den Haushalten einplanbar.
Das hilft dem unmutigen Stadtrat auch nicht weiter, wenn das Planungsdezernat versichert: โDie auf Grundlage des Forderungskataloges der Behindertenverbรคnde umzusetzenden Maรnahmen zur barrierefreien Gestaltung des Neuen Rathaus werden zur Kenntnis genommen.โ
Hรคtte es da nicht eher eines Vorschlags bedurft, in welcher Reihenfolge welche Verbesserungen finanziell machbar sind?
Wirklich gute Auskรผnfte gibt es auch รผber den anderen Teil des Anliegens von Konrad Riedel nicht. Der hat nicht nur an Mitmenschen mit Mobilitรคts-Einschrรคnkungen gedacht, sondern auch an eine barrierefrei Information im Rathaus.
โIm รbrigen beinhaltet Barrierefreiheit nicht nur die baulichen Anliegen, sondern auch Kommunikation und Informationโ, hatte er betont. โInternet-Auftritt (sollte durch die Deutsche Blindenbรผcherei schon lรคngst zertifiziert sein), Leichte Sprache, Gebรคrdensprache, Blindenleitsysteme (Fahrstuhl, Zimmerbeschriftung, Brailleschrift).โ
Da hat sich dann die Verwaltung nur einen Punkt herausgegriffen: โDas Referat Kommunikation arbeitet derzeit bereits an einem Konzept, mit dem der stรคdtische Internet-Auftritt hinsichtlich Gestaltung und dem Einsatz leichter Sprache und ggf. Gebรคrdensprache im Rahmen der Erstellung und Umsetzung des 1. Teilhabeplans in den nรคchsten Jahren barrierefrei gestaltet werden kann.โ
Von einem hilfreichen Orientierungssystem im Rathaus ist da keine Rede. Der Vorstoร von Konrad Riedel wurde also ziemlich halbherzig bearbeitet. Dass Leipzig kein Geld hat, weiร man auch im Behindertenverband. Zumindest fรผr solche Projekte, die das Miteinander erleichtern kรถnnten. Aber irgendwann ist ein Vertrรถsten auf die โnรคchsten Jahreโ nicht mehr hilfreich, sondern wirkt nur noch wie eine Ausrede dafรผr, dass man einige Projekte einfach nicht anpacken will.
Stellungnahme zum barrierefreien Rathaus.
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Immanuel Kant soll gesagt haben: โNur persรถnliches Erleben, ermรถglicht persรถnliches Verstehenโ.
Wie also sollen die Damen und Herren der CDU Fraktion das Begehren nach Barrierefreiheit verstehen.
Im รผbrigen war Immanuel Kant nicht nur ein groรer deutsche Philosoph sondern auch ein deutscher Philosoph der Aufklรคrung und AUFKLรRUNG ist nicht Sache der CDU, wie jeder weiร.
Und so leidet noch heute Leipzig an der Blindheit und dem Unverstรคndnis der ewig gestrigen CDU.