Ganz so falsch findet Leipzigs Umweltdezernat den Antrag der Grünen-Fraktion gar nicht, im Auenwald selbst über die dort stattfindenden Waldfällungen und Umbaumaßnahmen zu informieren. Oder vielleicht doch lieber nicht alle im Auenwald? Das Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport hat da schon so seine Vorstellungen, wo man solche Tafeln aufstellen könnte.

Es hat jetzt seine Stellungnahme zum Grünen-Antrag geschrieben. Die Grünen hatten beantragt: „Der Auwald erlebt seit Jahren einen intensiven Umbau mit sichtbaren Arbeiten und Folgen. Oftmals sind diese Entwicklungsetappen vor Ort nicht direkt nachvollziehbar und bringen etliche Fragen hervor. Die Stadt Leipzig als Eigentümerin der Waldflächen steht hier in der Verantwortung ihre Bürger und Bürgerinnen so weit es geht zum Projekt Waldumbau zu informieren und für ihr Handeln zu werben. Wo geht das am Besten, wenn nicht direkt vor Ort?“

Einige Tafeln gibt es doch schon, teilt das Umweltdezernat mit. Die stehen nur halt nicht da, wo aktuell im Wald geholzt und gepflanzt wird, sondern in einigermaßen geschützten Bereichen, wo man auch Vandalismus weitgehend verhindern kann. Es sind sogar schon eine ganze Menge, wenn man das so liest. Auch wenn früher sogar noch mehr Tafeln im Wald standen – bis die Vandalen kamen.

„Der dauerhafte Erhalt der Tafeln erfolgt unter dem Vorbehalt der Entwicklung des Vandalismusgeschehens. Dies ist aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre erforderlich. So mussten unabhängig vom Inhalt fast alle Lehrpfade im Wald zurückgebaut werden. Deshalb erfolgte eine Konzentration der Öffentlichkeitsarbeit auf das Internet. Die Konzentration auf elektronische Medien wird auch weiterhin ausgebaut und wird auch künftig den Schwerpunkt der Öffentlichkeitsarbeit bilden“, betont das Umweltdezernat. Und: „Informationstafeln wurden vordergründig in umfriedeten Bereichen, z. B. im Innenbereich des Wildparkes und in der Auwaldstation Lützschena installiert. – So werden im Rahmen der schon bestehenden guten Zusammenarbeit mit der Auwaldstation Lützschena dort städtische Tafeln zum Stadtwald in die Umweltbildung einbezogen, die auch die Bewirtschaftung erklären. Die gleichen Tafeln sind im Ausstellungsraum des Wildparkes Leipzig in Wechsel mit Informationstafeln zur Starkbaumkartierung und Wanderausstellungen zu finden. – Im zentralen Bereich des Naturschutzgebietes ‚Burgaue‘, unmittelbar an der Mittelwaldfläche, befinden sich Informationstafeln zur Mittelwaldbewirtschaftung und unseren ‚üblichen‘ Bewirtschaftungsformen. – Im Wildpark Leipzig befinden sich im ehemaligen Heidegarten Informationstafeln zur Forstwirtschaft und Holz im Stadtwald.“

Aber dass es mehr sein könnte, gesteht die Verwaltung auch zu: „Die Notwendigkeit von Informationen vor Ort im Leipziger Stadtwald wird aufgrund des großen Interesses der Öffentlichkeit gesehen. Als Aufstellungsort für 4-8 dauerhafte Informationstafeln ist das Rosental geplant.“

Prima, reagiert die Grünen-Fraktion. Nicht nur auf diese Information, sondern auch auf die nächste: „Neben dem Aufstellen dieser Informationstafeln wird das Aufstellen von temporären Informationstafeln in der Art von Bauschildern im Zuge von Waldbewirtschaftungsmaßnahmen geprüft. Die Möglichkeiten der Kostendeckung durch Fördermittel werden recherchiert. Ansonsten muss die Deckung aus dem eigenen Haushalt des Amtes für Stadtgrün und Gewässer erfolgen.“

Die Arbeit und das Wissen der Forstbehörde sollen also bei einem Spaziergang und bei der Wanderung nachgelesen werden können. Auf Tafeln sollen die Maßnahmen, die für den Waldbesucher heute teilweise sehr drastisch wirken, erklärt und dem Naturfreund und der Naturfreundin begründet werden. Bisher müssen Forstfachleute heute häufige, aufgebrachte Nachfragen beantworten und brauchen aufgrund der langen Zeiträume des Aufwachsens von Bäumen und der Balance zwischen nötigem Eingreifen des Menschen und zugleich natürlicher Entwicklung auch eine gute Überzeugungsgabe. Um Maßnahmen und Zielstellungen nachvollziehbar zu machen, müsse mehr getan werden als bisher, fanden die Grünen.

„Waldumbau ist ein langwieriges Projekt und der Wald wiederum für viele Stadtmenschen ein emotionales Thema. Wir wollen vermitteln, dass die Prozesse nicht einer Gewinnmaximierung durch Holzeinschlag zurückgeführt werden müssen sondern dass die Stadt Leipzig das Ziel verfolgt, einen gesunden und widerstandsfähigen, an die natürlichen Verhältnisse angepassten Wald zu fördern. Darauf nehmen wir Einfluss und wollen, dass diese Prozesse auf Tafeln am Wegrand anschaulich gemacht werden“, betont denn auch Norman Volger, Fraktionsvorsitzender und umweltpolitischer Sprecher der Fraktion.

Es sei auch die Zielstellung der Leipziger Umweltqualitätsziele, den bisher noch geringen Waldanteil der Stadt von derzeit etwa 7 Prozent auf 10 Prozent im Stadtgebiet zu erhöhen. Der Zugewinn von Waldflächen ist wichtig für das städtische Klima und als natürlicher Luftfilter. Seit 2004 wurden 325 ha Waldflächen im Stadtgebiet zusätzlich geschaffen. Dadurch beträgt die Waldfläche heute 1.978 ha.

Norman Volger: „Hier wird in die Zukunft investiert und das auf nachhaltige Weise. So sollte auf den neuen Tafeln unbedingt auch darauf verwiesen werden, wo weitere Waldflächen entstehen und weswegen sie so wichtig sind.“

Und nicht nur im Wald soll es Informationen geben.

„Im Internet befinden sich als ‚virtuelle‘ Lehrpfade Exkursionsführer zum Wildpark, Connewitzer Holz, Leutzsch, Rosental, Burgaue, Staditzwald und Cospuden, in denen ebenfalls ‚vor Ort‘ unsere Bewirtschaftungsmaßnahmen erklärt werden“, teilt das Umweltdezernat noch mit. Dabei handelt es sich um Broschüren, die man sich herunterladen kann. „Hinzu kommen im Internet weitere, teilweise sehr tiefgründige Informationen und Filme, u. a. auch ein Film zum Mittelwaldprojekt und der Stadtwaldbewirtschaftung. – Neu ist die Serie ‚Audioforst‘. Hier werden vor allem aktuelle Informationen, u. a. auch zu aktuellen Waldbewirtschaftungsvorhaben als Hörbeiträge eingestellt.“

Jetzt muss der Antrag freilich noch beschlossen werden. Und dann muss jemand das Geld beziffern, das für die neuen Informationstafeln gebraucht wird.

Der Grünen-Antrag.

Die Stellungnahme des Umweltdezernats.

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