Es ist nicht ganz neu, dass die Grรผnen im Leipziger Stadtrat das Thema aufgreifen. Es hat sich aber auch nichts geรคndert in den letzten Jahren: Falschparker machen das Leben auf Leipziger Straรen gefรคhrlich. Kreuzungen, Fuรwege, Radwege werden zugestellt. Bei Groรveranstaltungen im Sportforum herrscht das reine Chaos. Doch statt einzugreifen, zaudert die Stadt und verteilt bestenfalls Knรถllchen.
So gibt es natรผrlich auch keinen Erziehungseffekt, obwohl die Stadt irgendwie versucht, die Besucher von Groรveranstaltungen auf die Park-and-Ride-Plรคtze auรerhalb des Stadtzentrums zu lotsen, von wo sie gut mit der Straรenbahn zum Sportforum kommen.
Trotzdem versuchen immer wieder Tausende, mit ihrem Auto direkt in die Jahnallee zu kommen, parken das halbe Waldstraรenviertel zu, beparken auch die Geh- und Radwege an der Jahnallee und in der Marschnerstraรe, stehen teilweise mitten im Auenwald. Und man sieht keine Politessen, die dem Chaos Einalt gebieten oder gar dafรผr sorgen, dass die Parksรผnder abgeschleppt werden. Die Stadt duckt sich weg.
โWerden in Leipzig Falschparker auch bei Groรveranstaltungen abgeschleppt?โ, fragen nun die Grรผnen im Stadtrat nach und wollen das in der kommenden Ratsversammlung am 24. August in einer Anfrage wissen. Sie ziehen dazu auch das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Mรผnster von 2011 heran. Explizit im Zusammenhang mit Groรveranstaltungen hat das OLG entschieden, dass ein Abschleppen nicht nur gerechtfertigt ist, um eine konkrete Gefahrenstelle zu beseitigen, sondern auch um andere Autofahrer davor abzuschrecken, durch ihr Parkverhalten andere Verkehrsteilnehmer zu gefรคhrden (15.04.2011, AZ. 5 A 954/10).
Was eben nicht nur auf Groรveranstaltungen zutrifft, sondern auch die lรคngst eingeschliffenen Alltagsgewohnheiten, Autos auch auf Gehwegen und Kreuzungen zu parken, wo Fuรgรคngern und Radfahrern die Sicht verstellt wird.
Beim Spinnereirundgang betrifft es die Spinnereistraรe, bei Fuรballspielen oder Marktveranstaltungen die Marschnerstraรe, bei Veranstaltungen die Gehwege im Waldstraรenviertel, bei der Bierbรถrse die Straรen rund um das Vรถlkerschlachtdenkmal, zรคhlen die Grรผnen auf, die Radfahrstreifen und/oder die Gehwege sind zugeparkt. Wie geht die Stadtverwaltung in Leipzig mit diesem Fehlverhalten um, nutzt sie die ordnungsrechtlichen Mรถglichkeiten, schleppt sie auch Pkw konsequent ab?, fragen die Grรผnen.
Daniel von der Heide, verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion Bรผndnis 90/Die Grรผnen: โSelbst im Alltag ist zu erleben, dass auf Fahrradschutzstreifen, auf Radwegen, auf Gehwegen, in Straรeneinmรผndungen in Leipzig widerrechtlich abgestellte Pkw stehen. Welche Motivation kรถnnte dahinter stehen, wenn Pkw-Besitzer Radfahrstreifen und Gehwege als Parkplรคtze missbrauchen? Kรถnnte es sein, dass sie sich angesichts mangelnder legaler Abstellmรถglichkeiten dazu im Recht sehen und in Kauf nehmen, dass so damit andere Verkehrsteilnehmer erheblich gefรคhrdet werden? Dieses Denken und Handeln wird behรถrdlich bestรคtigt, sofern eine Abwรคgung zugunsten von Pkw-Besitzern stattfindet und damit eine rechtliche Gleichstellung aller Verkehrsteilnehmer nicht eindeutig und klar durch Ordnungsbehรถrden und Polizei vertreten und umgesetzt wird.โ
Oder, kรถnnte man fragen: Findet das alles auรerhalb der Arbeitszeit der Politessen statt und niemand fรผhlt sich verantwortlich?
โDie Fraktion Bรผndnis 90/Die Grรผnen hat durch eigene Beobachtungen im Alltag und aus vielen Gesprรคchen Beispiele gesammelt die uns bestรคtigen, dass in Leipzig mit dem Problem zugeparkter Geh- und Radwege bisher sehr lax umgegangen wirdโ, betont von der Heide. รl aufs Feuer habe die Aussage des OBM beim letzten Bรผrgergesprรคch gegossen, als er laut Bildzeitung vom 3. August sagte: โMangelnde Parkplรคtze in Schleuรig und dann noch frรผhmorgens Knรถllchen-Verteil-Aktionen. Jung: โIch will das nicht kommentieren. Aber wir nehmen das mit.โโ
Wobei Oberbรผrgermeister Burkhard Jung zu den Parkproblemen schon des รfteren seine Ratlosigkeit geรคuรert hat. Leipzig ist ja nicht die einzige Stadt, die unter der drastischen Zunahme von geparkten Pkw leidet. Doch wie kaum eine andere Stadt weicht die Stadt klaren Regeln aus. Was ja vielleicht noch erklรคrbar wรคre, wenn gleichzeitig das Straรenbahnnetz deutlich aufgewertet werden wรผrde. Aber auch das geschieht nicht.
Also sieht alles wie ein groรes Aussitzen aus, ohne dass eine Lรถsung zu sehen ist.
Daniel von der Heide: โDas war keine vernรผnftige Reaktion des OBM, denn Knรถllchen werden nur verteilt, wenn Pkw regelwidrig parken. Es war ein falsches Signal und ergibt keinen Sinn, wenn der Oberbรผrgermeister falschen Gewohnheiten und Erwartungen den Mund redet. Wenn in Alltagssituationen nicht gegengesteuert wird, kรถnnte bei erhรถhtem Verkehrsaufkommen die Auffassung entstehen, es bestรผnde in Leipzig quasi eine Selbstverstรคndlichkeit der Duldung von Falschparkern.โ
Die Fragen, die die Grรผnen nun in der Ratsversammlung stellen:
- Finden an genannten Punkten bei Groรveranstaltungen Verkehrskontrollen beim ruhenden und fahrenden Verkehr durch das Ordnungsamt und die Polizei statt? Werden die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Ordnungsamtes gezielt und auch in den Abendstunden und am Wochenende vor Ort eingesetzt?
- Unter welchen Umstรคnden werden Falschparkende von Radwegen oder auch von Gehwegen in Leipzig abgeschleppt? Wieso findet oben genanntes Gerichtsurteil in Leipzig offensichtlich keine Anwendung?
- Wie werden durch die Verwaltung die Sicherheit der Radfahrenden und der zu Fuร gehenden und die Interessen der Parkplatzsuchenden gegeneinander abgewogen?
- Wรคren effektive Kontrollen und wirksame Maรnahmen (z. B. Abschleppen) bei Groรveranstaltungen im Stadtgebiet geeignet, den zusรคtzlichen Verkehr von den Veranstaltungsorten fernzuhalten?
In eigener Sache โ Eine L-IZ.de fรผr alle: Wir suchen โFreikรคuferโ
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Es gibt 4 Kommentare
20 Jahre โLeipziger Freiheitโ zur Kenntnis nehmen und sich dann รผber diese Auswรผchse wundern?!
Hier wird โFreiheitโ doch nur i.S. von als frei von allen Regeln verstanden. Von allen.
Die Karl-Liebknecht-Straรe war gestern Nachmittag wieder ein โtollesโ Beispiel โ ohne Groรveranstaltung und in Rufweite zum Rathaus.
Weiร jemand, wo man die Antwort auf die Anfrage der Grรผnen finden kann, wenn es eine gibt? Danke im Voraus.
Den Lerneffekt kann man vergessen. Am Beispiel von Fuรballspielen im Zentralstadion kann man sehen, dass selbst das persรถnliche Erleben der chaotischen Zustรคnde rund um das ZS die von auswรคrts kommenden Besucher nicht abhรคlt, beim nรคchsten Mal wieder mit dem Auto am liebsten bis ins Stadion fahren zu wollen. Die einzige wirksame Option wรคre, รคhnlich wie man das z. B. in Hannover bei der CeBit erleben kann, ab z. B. 4 h vor Spielbeginn alle Fahrzeuge (Pkw), die an den โEinflugschneisenโ (Autobahnabfahrten etc.) ankommen, ausnahmslos durch die Polizei auf P&R-Plรคtze zu leiten, von wo die Insassen mit Bussen zum Stadion gebracht werden (und hinterher wieder zurรผck).
Bezรผgllich Falschparkern erschliesst sich mir nicht, wieso die Stadt, die doch so knapp bei Kasse ist, sich diese Einnahmequelle entgehen lรคsst. Das kann kann man nur erklรคren, wenn man dort eine starke Autofahrerlobby vermutetโฆ
โIst Leipzigs Umgang mit Falschparkern auf Geh- und Radwegen zu lax?โ
JA, JA, JA UND NOCH EINMAL JA.
Es gleicht einer Arbeitsverweigerung, einer Ignoranz seitens der Ordnungsbehรถrden gegenรผber deren Aufgabe, und einer Blindheit in Verwaltungsstuben wie man es nicht fรผr mรถglich halten mรถchte.