Die Idee war gut gemeint, funktioniert aber nicht wie gedacht. So erläuterte das Leipziger Ordnungsdezernat im Mai, warum der erste Antrag aus dem Leipziger Jugendparlament überhaupt nicht funktioniert. Nicht weil Pfandringe keinen Sinn machen würden, sondern weil sich die Menschen trotzdem nicht dran halten und Glasflaschen auf Wegen und Straßen zerschmeißen.

Jugendbeirat und Jugendparlament haben deshalb ihren Antrag überarbeitet. Man muss ja nicht gleich den richtigen Vorschlag haben. Und den Grundgedanken hat ja die Verwaltung auch nicht abgelehnt. Das Problem bleibt und schreit nach einer Lösung.

„Die Leipziger*innen sind schon lange daran gewöhnt, dass zu unserem Stadtbild auch Menschen gehören, die durch die Stadt laufen und stehen gelassene Pfandflaschen einsammeln oder im Müll danach suchen. Wir als Jugendparlament Leipzig finden diese Prozedur demütigend und erniedrigend für all die Menschen, die auf Pfand als Nebenverdienst angewiesen sind“, betonen sie deshalb in ihrem neu formulierten Antrag wieder. „Es muss eine Möglichkeit geschaffen werden, dass diese Pfandflaschen nicht mehr im Müll landen und leicht erreichbar für Pfandsammler*innen sind.“

Das ganze Pfandsystem war ja mal ganz anders gedacht gewesen. Doch irgendwie geht es einigen bequemen Zeitgenossen völlig gegen den Strich.

„Jedes Jahr landen in Deutschland Pfandflaschen im Wert von über 250 Millionen Euro in Müllverbrennungsanlagen. Beim Pfand ging es schon immer um Umweltschutzaspekte und Ressourcenerhaltung“, betonen die Jugendparlamentarier. „Daher ist unsere Forderung nach Pfandringen auch mit einer wirtschaftlichen Perspektive verbunden, denn Pfandflaschen sind dazu da, dass man sie in den Recycling-Kreislauf zurückführt. Pfandbehältnisse erhöhen somit die Erreichbarkeit von Pfandflaschen und holen Flaschensammler*innen aus dem Stigma der ‚Müllwühler‘ heraus. Jede Pfandflasche, die in so einem Ring landet, ist mit Sicherheit keine, die verbrannt wird und verloren geht. Denn während viele Menschen nicht auf Pfand angewiesen sind, gibt es bedürftige Menschen, die durch das Raster des Sozialstaats gefallen sind, und sich über diese Spenden freuen. Deswegen ist die Abgabe von einzelnen Flaschen auch kein Akt des Opferns, sondern eine solidarische Handlung mit den bedürftigen Menschen. Die Einrichtung von Pfandbehältnissen ist außerdem positiv für das Stadtbild, da keine daneben gestellten Flaschen mehr kaputtgehen und es aufgeräumter wirkt. Pfandbehältnisse sind ein Zeichen der Solidarität und Toleranz in der Gesellschaft, denn jede Flasche in diesen Pfandbehältnissen wird mit dem Gedanken abgestellt, dass es jemanden gibt, der sich über diese Flasche freut, während man selbst diese nicht braucht.“

Aber dass das Ordnungsamt gute Gründe vorgebracht hat, den Antrag mit den Pfandringen an den Leipziger Abfallbehältern nicht gutzuheißen, akzeptieren sie.

„Auf Basis des Verwaltungsstandpunkts haben wir eine Neufassung des Antrags erarbeitet um die Kritikpunkte des VSP aufzunehmen. Durch eine intensivere Prüfung der Möglichkeiten sollten viele Kritikpunkte ausgeräumt werden können und damit eine kostengünstigere und effektive Art und Weise geschaffen werden, wie auch langfristig dafür gesorgt werden kann, dass Pfand nicht im Müll landet, ohne dass Menschen sich dazu herabwürdigen müssen in unseren Abfällen zu wühlen.“

Und wo man es ja gerade geschafft hat, die Verantwortlichen mit dem Thema zu beschäftigen, wäre das natürlich der ideale Zeitpunkt, wirklich mal über sinnvolle Lösungen nachzudenken.

Und so formulieren sie ihren Beschlussantrag jetzt: „Die Stadtverwaltung wird beauftragt zu prüfen, wie verhindert werden kann, dass ungewollte Pfandflaschen/-dosen nicht (dieses „nicht“ muss an dieser Stelle raus, d. Red.) in Papierkörben landen, sondern so platziert werden können, dass Vorbeigehende sie mitnehmen können. Dabei sollten verschiedene Konzepte geprüft und verglichen werden, u.a.

– die kostengünstigste und praktikabelste Variante Pfandsammelbehältnisse an Papierkörben anzubringen,

– die Möglichkeit Pfandsammelbehältnisse unabhängig von Papierkörben anzubringen,

– sowie weitere Varianten.

Die Stadtverwaltung legt dem Stadtrat bis zum I. Quartal 2017 die kostengünstigste und praktikabelste Variante zur Entscheidung über eine Testphase vor.“

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Es gibt 3 Kommentare

Mal ganz vom obigen abgesehen – Es ist in unserem reichen Deutschland eine Schande, dass sich Menschen durch Flaschen sammeln ihr kleines Einkommen aufbessern müssen, um überleben zu können!

Wenn die Stadt nicht in die Gänge kommt, vielleicht gibt es ja irgendein soziales Projekt, das über Crowdfunding helfen kann? So schwer sollten die Dinger doch nicht zu bauen sein und Unterstützung wird sich bestimmt finden. Dann stehen die ersten Flaschen vielleicht schon drin bevor sich die anderen (Politiker, nicht Flaschen) irgendwann mal entscheiden können.

Es ist unglaublich, wie dieses simple Thema behördlich aufgebauscht wird. Man kann es auch übertreiben.

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