Der 1. Januar 2015 war nicht nur der Tag, an dem der Mindestlohn in Kraft trat. Seit diesem Tag hat die Stadt Leipzig die Sammlung von Alttextilien auch in ihre eigenen Hände genommen. Dazu muss sie Gründe gehabt haben. Die Sache muss sich rechnen. Aber rechnet sie sich auch? Das würden die Grünen jetzt nur allzu gern wissen.
„Die Sammlung von Alttextilien ist ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz, denn diese erfahren z. B. als Sekundärrohstoffe verschiedene Weiterverwendungsmöglichkeiten. Alttextilien im Hausmüll dagegen belasten die Umwelt“, stellt die Grünen-Fraktion in ihrer Anfrage fest, die dann doch etwas länger ausfallen wird, wenn sie denn in der Tagesordnung der Ratsversammlung am 22. Juni ihren Platz finden wird.
Denn eigentlich ist es ein richtiges Großprojekt, das sich die Stadtreinigung der Stadt Leipzig da übergeholfen hat: An 200 Standorten im Stadtgebiet sammelt die Leipziger Stadtreinigung seit 2015 Alttextilien ein. Ein wenig soll das auch der Entlastung der Abfallgebühren der Leipziger Bevölkerung dienen. Geschäftspartner der Stadtreinigung Leipzig für die Sortierung und Verwertung der Alttextilien ist die SOEX Textil-Sortierbetriebsgesellschaft mbH in Wolfen.
„Gleichwohl die Stadtreinigung über die Alttextiliensammlung auf ihrer Webseite informiert, ergeben sich zum Thema insgesamt Fragen und eine hohe Transparenz ist gewünscht“, stellen die Grünen fest und verweisen dabei auf den Fachverband Textilrecycling, der sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat, die Verwendung von Alttextilien als Secondhand-Ware zu erhöhen und die Geschäfte transparent darzustellen.
Aber wenn es um Secondhand-Ware geht, kommt man natürlich in Interessenskonflikte – einmal mit gemeinnützigen Einrichtungen, die gebrauchte Kleidung für ihre Kleiderkammern sammeln, andererseits aber auch zu Solidaritätsaktionen wie denen im Jahr 2015, als auch für die ankommenden Flüchtlinge große Kleidersammlungen stattfanden.
So stellen auch die Grünen fest: „Zugleich wurden durch Leipzigerinnen und Leipziger im Jahr 2015 in besonders umfangreichem Maß gebrauchte und neue Textilien für Geflüchtete gespendet. Die Kleiderkammern der Wohlfahrtsverbände und bei Vereinen werden nach wie vor stark nachgefragt. Bisher kann die Nachfrage wohl gedeckt werden. Es erscheint aber möglich, dass Engpässe entstehen könnten, sofern die Spendenbereitschaft direkt an die Kleiderkammern und Sammelstellen für Flüchtlinge nicht im gleichen Maß aufrechterhalten werden wie bisher. Es wäre dienlich, über die Alttextilsammlung an den 200 Containerplätzen einen Weg zu finden, die Kleiderkammern bei ihrer wertvollen sozialen Arbeit zu unterstützen. – Zugleich sollte die Sammlung von gemeinnützigen Trägern über eigene Altkleidercontainer im öffentlichen Verkehrsraum weiterhin möglich bleiben, sofern sie eine Sondernutzungserlaubnis der Stadt Leipzig bekommen haben. Die gemeinnützigen Träger unterscheiden sich in der Verwertung oder Weiterverwendung nicht erkennbar von dem Vorgehen der Stadt, wobei sie ihre jeweilige gemeinnützige und karitative Aufgabenerfüllung mit dem erzielten Erlös aus den Sammlungen unterstützen.“
Eine Menge Fragen ergeben sich daraus, die auch das große Feld von legaler und illegaler Sammeltätigkeit umfassen.
Hier ist die gar nicht so kurze Frageliste, die am 22. Juni beantwortet werden soll:
Welchen Erlös hat die Stadtreinigung aus dem Weiterverkauf der Alttextilien im Jahr 2015 erwirtschaftet? Ist das erwünschte Ergebnis erzielt worden?
Ist die Leipziger Stadtreinigung zertifizierter Betrieb im Fachverband Textilrecycling? Wenn nein, warum nicht und wird das Zertifikat angestrebt?
Welche gemeinnützigen Träger haben wie viele Alttextilcontainer im Stadtgebiet aufgestellt?
Wie verteilen sich die Alttextilcontainer der gemeinnützigen Träger im Stadtgebiet? Hat die Stadtverwaltung/die Stadtreinigung darauf Einfluss und nimmt sie diesen wahr?
Besteht weiterhin das Problem illegaler Alttextilcontainer oder illegaler, also nicht genehmigter, Altkleidersammlungen an Haustüren?
Wird die Stadtreinigung das Ziel unterstützen und ein Konzept entwickeln, besonders gut erhaltene Textilien als Second-Hand-Ware den Leipziger Kleiderkammern zur Verfügung zu stellen, damit sie eine sinnvolle Weiterverwendung für bedürftige Menschen hier vor Ort finden?
In eigener Sache
Jetzt bis 9. Juni (23:59 Uhr) für 49,50 Euro im Jahr die L-IZ.de & die LEIPZIGER ZEITUNG zusammen abonnieren, Prämien, wie zB. T-Shirts von den „Hooligans Gegen Satzbau“, Schwarwels neues Karikaturenbuch & den Film „Leipzig von oben“ oder den Krimi „Trauma“ aus dem fhl Verlag abstauben. Einige Argumente, um Unterstützer von lokalem Journalismus zu werden, gibt es hier.
Es gibt 3 Kommentare
Ich bringe meine gesammelten Werke nach Bedarf direkt an die “Endverbraucher”, z.B. zu diversen Kleiderkammern für Obdachlose oder Flüchtlinge. Über Facebook kann man sich über die aktuellen Gesuche ganz gut informieren. Alles was grad nicht gesucht wird kommt in den Umsonstladen. Hört sich nach viel Aufwand an, ist es aber nicht. Und Spass macht es auch noch.
Liebe Sabine,
ganz so einfach ist es nicht. Ich hatte mich mal etwas mit der Thematik befasst noch bevor die Stadtreinigung selbst angefangen hat zu sammeln. Zum Beispiel war es da so, dass die Kleider welche in die Container des DRK geworfen wurden auch verkauft wurden. Aber mit den Erlösen wiederum wurde (wenn ich mich richtig erinnere) eine Unterkunft für Wohnungslose finanziert. Also auch das hilft.
Aber du hast recht das die Kleiderkammern immer die erste Adresse sein sollten. Und wenn es der Container sein soll dann bitte die vom DRK, Johanniter usw.
Wer kann sollte (gut erhaltene) Altkleider lieber direkt zu irgendeiner sozialen Einrichtung bringen. Das ist der einzig sichere Weg, dass die Sachen auch wirklich Bedürftigen zugutekommen. Diese Container würd ich nur für kaputte Textilien nutzen.
Und wenn man nicht wegen ein/zwei Teilen extra losfahren will – einfach im Freundeskreis regelmässig private Sammlungen veranstalten und alles zusammen wegbringen.