Am 18. Mai schien alles geklärt. Drei Kandidaten hatten sich der Wahl zum Posten des neuen Kulturbürgermeisters gestellt. 23 Stadträte hatten Dr. Matthias Theodor Vogt in der ersten Abstimmung gewählt, 41 Stimmen entfielen auf Dr. Skadi Jennicke (Die Linke) und bei 5 Enthaltungen erhielt der kurzfristig hinzugekommene Thomas Kumbernuß keine Stimme. Nun, am 9. Juni 2016 mussten die Räte nochmals ran – denn man hatte sich verwählt.
Andrea Niermann (CDU) ließ sich diese Chance nicht entgehen, die Kritik am Prozedere des 18. Mai 2016 nochmals ausführlich zu schildern. „Selbst ein Schulkind begreift, was da steht“, merkte die CDU-Rätin mit Hinweis auf die Passagen über Befangenheiten in der Gemeindeordnung des Landes Sachsen bei Wahlen zu bezahlten (Bürgermeister)positionen an. Die Teilnahme der Stadträtin Dr. Skadi Jennicke zur Wahl der Kulturbürgermeisterin war wegen Befangenheit demnach nicht möglich, hatte jedoch genau so stattgefunden. OBM Burkhard Jung nahm einen Teil der Schuld auf seine Verwaltung. „Es hätte klar sein müssen, dass Frau Jennicke hätte nicht mitwählen dürfen“.
Dies hätte die Verwaltung vorab unmissverständlich klarmachen müssen. So versuchte Jung auch einen Teil der Last von Dr. Jennickes Schultern zu nehmen, welche mitgewählt hatte – auch ungehindert durch den Sitzungsleiter Burkhard Jung. Danach ging es relativ flott zur Wahl, Jennicke selbst hatte vorab den Ratssaal bereits verlassen und wartete ab etwa 16:20 Uhr in der Wandelhalle auf den Ausgang der Entscheidung. 16:34 Uhr war es dann so weit, die Auszählung war vorbei, der erste Wahlgang beendet. Und damit war auch gleichzeitig die Entscheidung gefallen – Dr. Skadi Jennicke ist die neue Kulturbürgermeisterin. 64 Stimmen wurden abgegeben, eine davon war ungültig, 4 weitere Stadträte hatten sich enthalten. 39 zu 20 stand es letztlich zwischen der Gewinnerin und dem erneut unterlegenen Dr. Matthias Theodor Vogt (CDU).
In der anschließenden Dankesrede entschuldigte auch Jennicke sich nochmals für den Lapsus bei der Wahl am 18. Mai 2016. Nun liegen sieben Amtsjahre vor ihr als neue Kulturbürgermeisterin der Stadt Leipzig. Genug Zeit, um den Fehlstart vergessen zu machen.
Gotthold Schwarz wurde heute gleich im Anschluss im Rat bis auf zwei Stimmen fast einstimmig zum neuen Thomaskantor gewählt. Um jeden Anschein von Befangenheit diesmal auszuschließen, erneut ohne die nun neue Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke.
Das Audio zu den Redebeiträgen & die Wahl von Skadi Jennicke zum Nachhören
Das Audio zu den Redebeiträgen & die Wahl von Gotthold Schwarz zum Nachhören
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