Eigentlich hatte der Kurs Kritisches Denken an der Freien Schule Leipzig einfach mal einen Brief geschrieben. Sogar zwei: einen an die LVB und einen an die Stadtverwaltung. Eine Petition war es eigentlich nicht. Aber die Stadt hat den Brief einfach wie eine Petition behandelt und dem Petitionsausschuss zugeleitet. Und der stellt jetzt einfach dem Stadtrat zum Beschluss: „Die Petition wird berücksichtigt.“
In ihrem Kurs Kritisches Denken haben sich die Schüler der Freien Schule mit dem Thema Drogenmissbrauch beschäftigt. Ein ganz heißes Eisen gerade in der Schulzeit, das hat sich ja herumgesprochen. Die jungen Leute stecken gerade in dem Alter, in dem man alles mal ausprobieren will, aber noch lange nicht einschätzen kann, welche Wirkungen das hat. Und der junge Körper ist noch höchst sensibel für das Ausbilden von Süchten. Wer in der Schulzeit mit Rauchen und Trinken und diversen Drogen anfängt, der kommt in der Regel sein Leben lang nicht wieder davon los.
Entsprechend frech ist es natürlich, ausgerechnet vor Schulen und an schulnahen Haltestellen Werbung für Zigaretten und für Alkohol zu platzieren.
Und so schrieben die jungen Leute denn auch an die Leipziger Stadtverwaltung: „Es ist uns aufgefallen, dass mindestens an jeder zweiten Haltestelle der LVB Werbung für Alkohol und Zigaretten zu sehen ist. Wir finden es nicht richtig, dass die Kinder und Jugendlichen jeden Tag mit dieser Werbung konfrontiert werden.“
Das nennt man doch mal eine klare und deutliche Sprache. Aber dabei beließen es die jungen Leute nicht. Sie wurden richtig energisch: „Wir fordern sie auf, in der Nähe von Schulen und Kindergärten nicht mehr solche Werbung zu zeigen“.
Na gut, das „sie“ hätten sie groß schreiben müssen. Da hat der Lehrer nicht aufgepasst. So bezieht es sich auf „Kinder und Jugendliche“, die ja nun gerade nicht schuld daran sind, dass die Plakate da hängen.
Aber die Botschaft ist trotzdem angekommen, auch weil es ähnliche Anträge auch schon im Stadtrat selber gab – den letzten aus der Grünen-Fraktion. Das Thema werde also auch bei der Ausschreibung der jetzt vergebenen Werbekonzessionen berücksichtigt, betont der Petitionsausschuss.
„Die Vorlagen zum Thema ‚Ausschreibungsverfahren Werbekonzession‘ befinden sich gegenwärtig und in der näheren Zukunft im Beratungsprozess des Stadtrates. Die Hinweise und Anmerkungen der Petition werden von der Verwaltung und den beteiligten Gremien in Beratungsprozessen und -entscheidungen miteinbezogen.“
„Miteinbeziehen“ klingt zwar nicht unbedingt so, als werde man strikt Rücksicht nehmen und zum Beispiel klar definieren, an welchen Werbeplätzen Alkohol- und Nikotinwerbung nicht mehr gezeigt werden darf, aber zumindest soll das Thema in die Beratungen einfließen.
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Eigentlich ist es eine schallende Ohrfeige für die Stadthäuptlinge, wenn sie von Schülern auf diesen Umstand hingewiesen werden müssen.