Wie ernst muss man die Probleme einkommensschwacher Haushalte bei der Suche nach bezahlbarem Wohnraum in Leipzig nehmen? Sehr ernst, fand die Linksfraktion, als sie im Dezember einen Antrag einbrachte, drei weitere Planstellen einzurichten fรผr Mitarbeiter, die die Suche nach Wohnraum fรผr Asylbewerber, Flรผchtlinge und Menschen in Grundsicherung koordinieren. Denn diese Wohnungen sind immer schwerer zu finden.

โ€žDiese drei Planstellen werden erforderlich durch einen voraussichtlich hohen Vermittlungsbedarf von Wohnungen, deren Miethรถhe der stรคdtischen Richtlinie fรผr die Kosten der Unterkunft genรผgenโ€œ, hatte die Linksfraktion seinerzeit ihren Antrag begrรผndet. โ€žZiel ist es, die Versorgung mit Wohnraum fรผr die Leistungsempfรคnger nach dem Sozialgesetzbuch II und dem Sozialgesetzbuch XII auch zukรผnftig sicherzustellen sowie durch eine zeitnahe Vermittlung von Asylbewerbern und Flรผchtlingen in eigene Wohnungen die Einrichtung von neuen Sammelunterkรผnften รผberflรผssig zu machen.โ€œ

Schon das Finden von Wohnungen fรผr Flรผchtlinge ist zu einem Problem geworden. Immer wieder startet die Stadt Aufrufe, freistehende Wohnungen zur Flรผchtlingsunterbringung zu melden.

Aber je mehr sich die Stadt fรผllt und verdichtet, umso schwieriger wird es fรผr Haushalte mit Leistungsbezug, noch Wohnungen zu finden, die noch im Regelsatz liegen.

โ€žIn Leipzig sind rund 41.000 Bedarfsgemeinschaften nach dem SGB II und rund 5.000 Menschen mit Leistungen nach dem SGB XII auf Wohnraum angewiesen, der den Richtlinien der Stadt Leipzig zu den Kosten der Unterkunft entsprichtโ€œ, betonte die Linksfraktion. โ€žAuรŸerdem hat die Zahl der auch in Deutschland angekommenen Asylbewerber und Flรผchtlinge aus einer Vielzahl Herkunftslรคndern in diesem Jahr einen Spitzenwert erreicht. Allein in Deutschland werden 2015 nunmehr ca. 1 Mio. Asylsuchende erwartet. Das bedeutet, dass in Leipzig mit mindestens 5.000 Menschen gerechnet werden muss. Wรคhrend die Lรคnder mit der befristeten Unterbringung zunehmend die Lage in den Griff bekommen, stehen vor den Kommunen noch viel grรถรŸere Herausforderungen. Sind doch Asylbewerber mit Bleibestatus dauerhaft, zumindest aber langfristig, nicht nur unterzubringen, zu bekรถstigen und zu bekleiden, sondern auch in die Kommunen zu integrieren. Dabei ist eine dezentrale Unterbringung in Wohnungen eine wichtige Voraussetzung.โ€œ

Und auรŸerdem habe die Stadt Leipzig mit dem Beschluss des โ€žKonzeptes Wohnen fรผr Berechtigte nach Asylbewerberleistungsgesetzโ€œ 2012 einen Paradigmenwechsel im Hinblick auf die Unterbringung von Geflรผchteten eingeleitet. Der Stadtrat beauftragte die Verwaltung damals, verstรคrkt auf kleinteilige Wohnhรคuser fรผr gemeinschaftliches Wohnen im Stadtgebiet sowie dezentrale Unterbringung โ€“ im Sinne von selbstbestimmtem Wohnen in eigenen Wohnungen โ€“ zu setzen.

Aber das ist 2015 eindeutig ins Hintertreffen geraten, weil die Stadt einfach nicht auf genug freie Wohnungen zur Unterbringung der ankommenden Menschen zugreifen konnte.

Zumindest hat man in der Linksfraktion die Hoffnung, dass drei professionell agierende Koordinatoren dann doch die benรถtigten raren Wohnungen fรผr die Menschen finden kรถnnten, die dringend auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen sind. Im Sozialamt der Stadt Leipzig sollten dafรผr mindestens drei weitere Planstellen geschaffen werden, wo die Wohnraumbeschaffung fรผr Leistungsempfรคnger der Grundsicherung fรผr Arbeit, Leistungsempfรคnger der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsunfรคhigkeit sowie fรผr Asylbewerber und Flรผchtlinge koordiniert wird.

Mit einem ร„nderungsantrag hinterfragt jetzt die CDU-Fraktion, ob es dafรผr tatsรคchlich drei neuer Planstellen bedรผrfe. Denn in den vergangenen Monaten hat man ja, um die Versorgung der Asylsuchenden absichern zu kรถnnen, schon รผber 200 neue Stellen geschaffen, genauer: 232,4. Das sind ja nicht alles unbefristete Stellen. Warum sollte man davon nicht drei Planstellen umdefinieren und damit das, was die Linke beantragt hat, absichern?

Oder im Text des CDU-ร„nderungsantrags, der die Verwaltung auffordert, das mal zu prรผfen: โ€žDer Oberbรผrgermeister prรผft, ob รผber die Stellenplanausweitung gemรครŸ Beschluss zur DS-01756-NF-004 hinaus im Sozialamt der Stadt Leipzig drei weitere, auf 2 Jahre befristete Planstellen geschaffen werden mรผssen zur Koordinierung der Wohnraumbeschaffung โ€ฆโ€œ

Zur Dauereinrichtung mรถchte man diese Koordinatorenstellen eigentlich nicht werden lassen: โ€žMit Ratsbeschluss vom 28.10.2015 zur DS-01756-NF-004 wurden bereits 232,4 zusรคtzliche Stellen geschaffen. Daher sollte zuerst geprรผft werden, ob die hier in Rede stehenden Aufgaben nicht schon mit diesen Personalressourcen erfรผllt werden kรถnnen. โ€“ Sollten die zusรคtzlichen Stellen tatsรคchlich erforderlich sein, sind sie ebenfalls auf 2 Jahre zu befristen, um sachgerecht auf kรผnftige Fallzahlenentwicklungen reagieren zu kรถnnen.โ€œ

Aber wenn man sich anschaut, wie sich der Leipziger Wohnmarkt gerade im preiswerten Segment verengt, wรคre vielleicht sogar der umgekehrte Ansatz denkbar: Diese Stellen dauerhaft einzurichten und bei steigendem Vermittlungsbedarf aufzustocken.

Der Antrag der Linksfraktion.

Der ร„nderungsantrag der CDU-Fraktion.

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Es wird wohl dringend nรถtig sein, dies zu einer Dauerinstitution werden zu lassen.
Erfahrungen bisher zeigten, dass die Wohnungslosenhilfe nur auf Angebote der LWB zugreifen kann oder will? Und auch die LWB bildet Mietpreise, die oft deutlich รผber den von der Stadt Leipzig gewรผnschten Preisen liegen.

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