Bleibt genug Zeit, um eine geordnete Aktion beim Umbau der rund 500 Haltestellenhรคuschen, welche sich im Besitz der Firma JCDecaux befinden, auf die Beine zu stellen? Und wer wird den Aufbau der neuen bezahlen? Die Stadt Leipzig alleine jedenfalls hat dies nicht vor, man hofft auf einen Zuschuss in Hรถhe von 10 Millionen Euro vom Land Sachsen รผber die eigenen Mittel von rund 2,5 Millionen hinaus. Hinzu kam heute im Stadtrat die Abstimmung รผber die weiteren Ausschreibungen rings um die gesamte AuรŸenwerbung in Leipzig.

LitfaรŸsรคulen, Werbedisplays, Haltestellenhรคuser โ€“ alles kommt 2016 unter den Hammer. Wรคhrend der Stadtrat letztlich in der Verwaltungsvorlage nur noch den Ausschreibungen der vier verschiedenen Lose rings um verschiedene AuรŸenwerbekonzessionen in Leipzig zustimmen sollte, verlangte die CDU-Fraktion eine ร„nderung im weiteren โ€žUmgang mit der Vergabe der Leistungen aus Los 1โ€œ. Und rief damit eine Verlรคngerung des Vertrages mit JCDecaux auf den Plan. In der beantragten Form eine Art Vertagung auf eine Durchfรผhrung der Umbauten von rund 500 Haltestellenhรคuschen in Leipzig.

Frank Tornau (CDU) warf in seinem Redebeitrag Dorothee Dubrau gleich zu Beginn ein โ€žangerichtetes Chaosโ€œ vor und stellte fest, dass die mรถglichen Werbeeinahmen in den kommenden Jahren auf die gewรคhrte Fรถrdersumme angerechnet werden muss. Was, stimmt die Information, bedeuten wรผrde, dass die 10 Millionen im Laufe der Jahre durch die Stadt zurรผckgezahlt werden mรผssen. An Herrn Jung gerichtet, sagte er deshalb: โ€žIch bitte Sie, der Leipzigfeindlichen Politik endlich Einhalt zu gebieten.โ€œ

Baubรผrgermeisterin Dorothee Dubrau. Foto: L-IZ.de
Baubรผrgermeisterin Dorothee Dubrau. Foto: L-IZ.de

Norman Volger (Fraktion die Grรผnen) trat gleich im Anschluss ans Mikrofon und verlangte, den ร„nderungsantrag der CDU von der Tagesordnung zu nehmen โ€“ er und seine Fraktion wรผssten nicht, was im aktuellen Vertrag mit JCDecaux steht, demnach kรถnne man nicht darรผber abstimmen, ob hier eine Verlรคngerung um weitere drei Jahre sinnvoll sei.

Sven Morlok hingegen fand den Weg der Stadt, die Haltestellen selbst zu errichten und dann zur Vermarktung freizugeben, nach den ihm vorliegenden Informationen hingegen richtig und bat darum, von den Horrorbildern von โ€žim Regen und Schnee stehenden Leipzigernโ€œ zu lassen.

Sven Morlok (FDP). Foto: L-IZ.de
Sven Morlok (FDP). Foto: L-IZ.de

Siegfried Schlegel verstand die Verlรคngerung um weitere drei Jahre eher als eine Verlรคngerung โ€ždes Elendsโ€œ rings um die Frage der AuรŸenwerbekonzessionen in Leipzig. Inhaltlich schloss er sich dem Antrag der Grรผnen an, die ร„nderungen der CDU von der Tagesordnung zu nehmen.

Dorothee Dubrau versuchte die Argumente der CDU zu entkrรคften. Zum Beginn verwahrte sie sich gegen die Vorwรผrfe der CDU gegen sich und die Verwaltung. Gleichzeitig betonte sie den sachgerechten Verlauf des bisherigen Verfahrens und betonte, dass die Aussagen von Tornau nicht der Wahrheit entsprechen. JCDecaux habe ein nicht ausschreibekonformes Angebot abgegeben und auch auf zweimalige Aufforderung nicht entsprechend nachgebessert. 10,5 Millionen sei die Fรถrderhรถhe seitens des Landes, die Mittel kommen vermutlich aus dem Grenzinvestitionsprogramm, doch dazu habe man seitens des Freistaates im Gegensatz zur Zusage selbst keine Auskunft gegeben. Der Vertrag von vor 25 Jahren entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen an solche Vertrรคge, so seien etliche Sachen nicht geregelt.

So war nicht geregelt, wie eben jener Umbauprozess stattfinden kรถnne, wenn es mal ein anderer รผbernehmen soll, die Haltestellen zu stellen. Darรผber hinaus habe die Stadt nun wohl JCDecaux einen neuen Vorschlag vorgelegt, dass ein abgewandelter, neuer Vertrag noch bis zum 30. Juni 2019 gilt und in diesem nun auch die Ab- und UmbaumaรŸnahmen geregelt werden sollen.

Siegfried Schlegel (Die Linke). Foto: L-IZ.de
Siegfried Schlegel (Die Linke). Foto: L-IZ.de

Nicole Lakowa (Die Grรผnen) attestierte hingegen JCDecaux angesichts der ersten Ausschreiberunde aufgrund der fehlenden, anderen Angebote, einen โ€žschamlosen Versuch, die Stadt Leipzig auszunutzenโ€œ.

Auch die AfD schloss sich dem Vorschlag der Grรผnen und Linken an. Der ร„nderungsantrag der CDU, welcher sich nicht um den Hauptantrag rings um die Ausschreibungen der Lose 3 und 4 drehte, also nicht um die Haltestellenfrage und das Los 1 a) und b), wurde demnach breit abgelehnt.

Sabine Heymann (CDU) versuchte die Wogen zu glรคtten und stellte fest, dass mit dem Versuch, mit JCDecaux einen neuen Vertrag abzuschlieรŸen, der Antrag der CDU ja quasi Verwaltungshandeln geworden wรคre. Damit sei auch Zeit gegeben, sich die Konditionen der stรคdtischen Idee nochmals genauer anzuschauen.

OB Burkhard Jung schlug vor, nur รผber Los 2 und 4 abzustimmen und fragte die CDU, ob sie einverstanden wรคre, den ร„nderungsantrag zurรผckzustellen und ins Beratungsverfahren erneut spรคter aufzunehmen, was die CDU ablehnte. Bei der dadurch nรถtigen Abstimmung wurde der Antrag wieder ins Beratungsverfahren zurรผckverwiesen und wurde demnach nicht abgestimmt. Der Ausschreibung der Lose 3 und 4 stimmte der Stadtrat anschlieรŸend mehrheitlich zu.

Das Video von der Debatte am 7. April 2016 im Stadtrat

Der Video-Mitschnitt der Stadtratssitzung vom 7. April 2016 auf L-IZ.de

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