Ordnungsbรผrgermeister Heiko Rosenthal (Linke) musste sich heute den Fragen der SPD-Fraktion zum Schutz von Medienvertretern und Mandatstrรคgern bezรผglich der Angriffe von Legida-Teilnehmern stellen. Dem Dezernenten zufolge wรผrden jene, die zu Gewalt aufrufen, von den Demos entfernt. In der Praxis ist dies eher selten zu beobachten.

Die Debatte vom 23. Mรคrz 2016 im Stadtrat Leipzig zum Nachhรถren

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Nicht erst seit Beginn der Legida-Demonstrationen im Januar 2015 sind Journalisten in ihrer Berichterstattung bei rechten Kundgebungen hรคufig eingeschrรคnkt. Sie werden bedroht, bepรถbelt und angegangen. Doch seit Legida marschiert, hat diese Problematik an Intensitรคt zugenommen, nicht zuletzt wegen des meist wรถchentlichen Demorhythmusโ€™.

Den Auftakt dazu machte die GroรŸdemo am 21. Januar auf dem Augustusplatz, in deren Verlauf mehrere Dutzend Personen auf Journalisten losgingen. Auch Ordner bedrรคngten Pressevertreter โ€“ alles vor den Augen der nicht eingreifenden Polizei. Schon damals gab diese den Journalisten den Ratschlag: Wenn es euch zu gefรคhrlich ist, mรผsst ihr daheim bleiben.

Vorfรคlle dieser Art wiederholten sich im Laufe des Jahres immer wieder. Nicht nur L-IZ-Journalisten wurden mit Flรผssigkeiten bespritzt, mit Morddrohungen รผberzogen und kรถrperlich angegriffen. Polizisten reagierten hรคufig nur zรถgerlich, weigerten sich, Anzeigen aufzunehmen, oder belegten bedrรคngte Journalisten mit Platzverweisen.

Die L-IZ kรผndigte deshalb im Februar an, ihre Live-Berichterstattung bei Legida-Demonstrationen einzustellen. Ein Gesprรคch in der Polizeidirektion Leipzig, an dem neben zahlreichen Journalisten auch Polizeiprรคsident Merbitz teilnahm, legte dieses Vorhaben zunรคchst zu den Akten. Bei der folgenden Demo im Mรคrz verlief die Zusammenarbeit mit der Polizei weitgehend zufriedenstellend.

Schon kurz nachdem die L-IZ ihren Rรผckzug angekรผndigt hatte, entschied sich die SPD-Fraktion dazu, der Stadtverwaltung einige Fragen zu stellen, auch weil politische Mandatstrรคger mit Beschrรคnkungen zu kรคmpfen hatten. Die Antworten gab es heute in der Ratsversammlung.

Im Vorfeld jeder Demo gebe es laut Ordnungsbรผrgermeister Heiko Rosenthal (Linke) eine Gefahrenanalyse bei der Polizei, der eine Gefahrenprognose und entsprechende Konsequenzen fรผr die Einsatztaktik folgen wรผrden. Der Schutz von Journalisten und Mandatstrรคgern habe dabei einen ebenso hohen Stellenwert wie der Schutz einer Versammlung.

Damit sich Journalisten auf Demos sicher fรผhlen kรถnnten, seien sogenannte Schutzzonen fรผr sie eingerichtet. Wer zu Gewalt aufrufe, werde von den Kundgebungen entfernt. Den folgenlosen Gewaltaufruf von Tatjana Festerling am 11. Januar dieses Jahres erwรคhnte Rosenthal in diesem Zusammenhang nicht. Eine konkrete Reaktion der Stadtverwaltung sei jedoch der Umgang mit Blendlichtern. Nachdem es Beschwerden รผber deren Nutzung durch Legida-Teilnehmer gab, hรคtte das Ordnungsamt reagiert und entsprechende Auflagen verfรผgt.

Ute Elisabeth Gabelmann (Piraten) erkundigte sich anschlieรŸend noch nach der Rolle von Stadtrรคten, also ob auch diesen freier Zugang zu Bereichen zu gewรคhren ist, zu denen normale Bรผrger am Rande von Demos keinen Zutritt haben. Oberbรผrgermeister Jung (SPD) verneinte dies mit Verweis darauf, dass Stadtrรคte nur ehrenamtlich tรคtig seien.

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