Die Grünen wollten gleich ein richtiges Willkommenszentrum für Geflüchtete und Migranten und Migrantinnen bauen lassen. Wenn schon, dann richtig. So kann man ihren Antrag vom September lesen. Aber mit dem Bauen geht das so schnell nicht in Leipzig. Deswegen hat das Sozialdezernat jetzt einen Alternativvorschlag formuliert: Da denkt man eher an eine bessere Vernetzung.
Denn Angebote und Anlaufstellen zur Beratung von Migranten und Migrantinnen gebe es ja schon eine ganze Reihe in der Stadt. Die könnte man ja besser vernetzen und in den Stadtteilen quasi kleine Willkommenszentren schaffen.
Der Vorschlag aus dem Sozialdezernat liest sich so: “Bis Ende des ersten Quartals 2016 prüft der Oberbürgermeister die Einrichtung eines Beratungsangebotes für Menschen mit Migrationshintergrund und mögliche Alternativen (z. B. Stärkung von Angeboten in den Stadtteilen) und erarbeitet unter Einbeziehung des Migrantenbeirates einen Vorschlag. Es werden die Beratungs- und Hilfegebiete benannt, die an ein solches Zentrum angebunden werden sollen, es werden die Schnittstellen zu den bestehenden Hilfesystemen beschrieben, ein Vorschlag zur Einbindung von ehrenamtlichen Angeboten entwickelt wie auch zur Umsetzung von Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit. Hierbei wird die Differenziertheit der Gruppe und ihrer Lebenslagen berücksichtigt.”
Begründen kann es das Sozialdezernat auch. Denn die Neuankömmlinge kommen ja aus den verschiedensten Regionen der Welt, haben die unterschiedlichsten Anliegen und brauchen auch verschiedene Ansprechpartner und Angebote. Da sei es wohl besser, die dezentralen Angebote, die es in der Stadt schon gibt, einfach besser zu nutzen.
“Für neu nach Leipzig kommende Menschen ausländischer Herkunft ist es aufgrund der oftmals bestehenden Sprachbarriere sinnvoll und hilfreich, wenn für eine erste Orientierung die Zugänge zu den bestehenden Angeboten der Verwaltung und zu Angeboten anderer Behörden, Einrichtungen oder von Vereinen erleichtert werden. Migrantinnen und Migranten sowie Flüchtlinge finden derzeit an verschiedenen Stellen in Leipzig Information, Beratung und Hilfe”, betont deshalb das Dezernat in seiner Stellungnahme. “Eine Anlaufstelle für Migrantinnen und Migranten sowie Geflüchtete, die u.a. qualifizierte Information und Beratung anbietet, ist z.B. das Referat für Migration und Integration. Wie auch das Bürgeramt und das Familieninfobüro im Stadthaus ist es zentral gelegen und gut erreichbar. Das Referat für Migration und Integration und andere bestehende Angebote, die zu den Rechten und Ansprüchen auf Leistungen auf Grundlage der sehr vielfältigen Gesetze informieren, beraten oder Dienstleistungen erbringen (z. B. das Projekt AKZESS im Ordnungsamt, die Außenstelle des Sozialamtes im Ratzelbogen), haben sich in ihrer Spezialisierung und Fachlichkeit bewährt.”
Also nicht gleich ein schniekes neues Haus bauen, sondern die vorhandenen Potenziale besser nutzen. Auch weil der Bedarf jetzt so groß ist.
“Angesichts des verstärkten Zuzugs von Asylbewerbern, aber auch von anderen Migranten, ist es notwendig zu prüfen, wie die bestehenden Angebote einschließlich derer in den Stadtteilen gestärkt und besser vernetzt werden können, gegebenenfalls ergänzt um eine erste Anlaufstelle, welche Ratsuchende an diese Angebote gezielt verweist. Mit dem Familieninfobüro, den Seniorenbüros und dem Bürgertelefon hat die Leipziger Verwaltung mit diesem Arbeitsprinzip bereits gute Erfahrungen gesammelt. Die Expertise verbleibt in den jeweiligen Fachbereichen der Verwaltung oder den Institutionen und Einrichtungen Dritter und eine Beratung und Information mit mehrsprachiger Kompetenz, welche den Zugang zu diesen Angeboten erleichtert, wird ergänzend angeboten.”
Die Grünen hätten das Angebot aber gern breiter gesehen – mit direkten Beratungen z.B. auch der Wirtschaft, denn man will ja die Neuankömmlinge auch schnell in Arbeit bringen. Und einer Internetplattform, die die wichtigsten Daten bereithält. Und das “an einem zentralen Ort eingerichtete Willkommenszentrum” war ihnen wichtig, so wie in Stuttgart und Hamburg, quasi ein unübersehbarer Anlaufpunkt für jeden Ankömmling, wo man einfach schon mal Kontakt findet und weitergeleitet wird. Ob das die dezentralen Anlaufstellen so leisten können, ist dann durchaus der Knackpunkt in dieser Frage.
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