Nicht nur das Naturkundemuseum ist ein echtes Sorgenkind der Leipziger Stadtpolitik. Ein anderes wichtiges Museum der Stadt ist sogar fast vergessen, obwohl es im Rahmen der Olympiabewerbung wieder kurz aus der Versenkung gekommen war: Im April hat die CDU-Fraktion das eingelagerte Sportmuseum mal besucht. Und hinterher kam da so eine Frage auf: Sollte da nicht was Neues entstehen?
Damals – und das war auch noch zur Fußball-WM 2006 aktuell – diskutierte auch der Stadtrat über die künftige Unterbringung des Sportmuseums, das als Sammlungsbestand heute zum Stadtgeschichtlichen Museum gehört, aber einfach keine ordentliche Ausstellungsfläche hat. Vor zehn Jahren war das Goetz-Haus in Lindenau kurz einmal so eine Art Außenstelle des Sportmuseums, das die ganze zum Teil sogar ruhmreiche Leipziger Sportgeschichte abbildet. Damals wurde auch die Idee verkauft, die einstige Nordtribüne des ehemaligen Schwimmstadions im Sportforum (die extra dafür stehengelassen und gesichert worden war) zum interaktiven Sportmuseum umzubauen. Doch irgendwie war dann in den nächsten zehn Haushalten kein Geld dafür da. Die Sammlung schmort im Depot.
Eine Chance sah die CDU-Fraktion nun, die Verantwortung für das Sportmuseum direkt an das Dezernat Umwelt, Ordnung und Sport zu übertragen. Dem Kulturdezernat traut man dort augenscheinlich keine Lösung zu.
Aber tatsächlich gibt es in der gesamten Verwaltung keine rechte Idee, was man mit der sportlichen Sammlung anfangen könnte. Geantwortet hat auf das besorgte Fragenpaket der CDU jetzt übrigens das Kulturdezernat.
Sogar der Kulturdezernent Michael Faber direkt: “Grundsätzlich vertrete ich die Auffassung, dass das Sportmuseum ein Bestandteil des Stadtgeschichtlichen Museums bleiben soll. Denn Sport ist ein herausragender Teil unserer Stadtgeschichte und nicht von ihr zu trennen. Nur im musealen Verbund ist gewährleistet, dass die geforderten professionellen Standards heutiger Museumsarbeit erfüllt werden können. Das schließt die konstruktive Praxis der Zusammenarbeit mit dem Dezernat III zu punktuellen Inhalten und Aktionen wie z. B. jüngst die Ferdinand-Goetz-Ehrung, gegenseitige Abstimmungen zu sporthistorischen Gedenktafeln oder sporthistorische Fundierungen für Grußworte, Zeitungsbeiträge und dem ‘1000 Jahre-Leipzig-Sportkalender’ selbstverständlich nicht aus.”
Die CDU-Fraktion erinnert auch daran, dass der Stadtrat sich zuletzt 2007 mit dem Thema beschäftigte: “Völlig ungewiss ist vor allem die bauliche Zukunft des Sportmuseums. Ein Ratsbeschluss zum Standort Nordtribüne ehemaliges Schwimmstadion wurde im Jahr 2007 gefasst, aber mangels Prioritätensetzung nicht einmal ansatzweise umgesetzt. Inzwischen gibt es mit der erfolgreichen Entwicklung von RB Leipzig neue Ansatzpunkte. -Wie realistisch ist inzwischen die Umsetzung des o. g. Ratsbeschlusses von 2007, und sollte er nicht ehrlicherweise aufgehoben werden?”
Und während man sich 2007 darauf einigte, die Nordtribüne zu sichern und für den Museumsumbau eventuell Fördermittel einzuwerben, ist danach wohl Schneewittchen in Winterschlaf verfallen.
“Am Objekt Nordtribüne muss nicht zwingend festgehalten werden. Zumal die Sicherung des Objektes jährlich erhebliche Aufwendungen fordert. Der Standort Sportforum für ein neues Ausstellungsforum Sportmuseum wird jedoch – mangels Alternative – nach wie vor favorisiert. Mit dem Ratsbeschluss wurde auch das Museumskonzept beschlossen, das in seinen Kernaussagen noch immer trägt und fortgeschrieben wird”, meint Michael Faber. Der auch der gemeinsamen Unterbringung von Naturkundemuseum und Sportmuseum wenig Chancen einräumt: “Bei den Standortprüfungen für das Naturkundemuseum wurden stets auch andere städtische Einrichtungen mit Raumbedarf mitgedacht. Die gemeinsame Unterbringung wurde aber jeweils wegen noch höherer Kosten nicht favorisiert. Ideal für die Unterbringung mehrerer Einrichtungen wäre allenfalls ein Neubau, der in Art und Lage allen Phalanxen der drei Museen genügen würde.”
Und dann war ja da 2002 noch der Traum, einen deutschlandweiten Verbund der Sportmuseen herzustellen. Auch der ist nicht aufgegangen, stellt Michael Faber fest: “Über eine effektivere, auf mehreren Schultern liegende Trägerschaft für das Sportmuseum wird im Kulturdezernat seit 2002 nachgedacht, mit konkreten Versuchen für ein Stiftungsmodell ‘Deutsche Stiftung Sportmuseen’ mit den Einrichtungen in Köln und Berlin. Die dazu geführten Gespräche mit der Senatsverwaltung Berlin und der Stiftung Deutsches Sport- und Olympiamuseum Köln schlossen eine mittelfristige Lösung aus. Die Idee ist indes nicht verworfen.”
Aber zumindest gibt man das Museum nicht auf, betont der Kulturbürgermeister: “Es wird weiterhin angestrebt, die Sammlung Sportmuseum zu einem modernen, interaktiven und barrierefreien Museum zu entwickeln. Hierbei erscheint ein schrittweises Vorgehen möglich, in dem das sogenannte Schaufenster (Showroom) von der Unterbringung der Sammlungen und Nebenfunktionen abgekoppelt wird, so dass eine Ausstellung auf ca. 1.200 qm Fläche ein erster großer Schritt zur Sichtbarmachung der großartigen Sammlung sein kann. Flächen dafür werden zurzeit geprüft.”
Nur welche Flächen geprüft werden, das hat er nicht gleich verraten.
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