Im Mai hatte Leipzigs Grünen-Fraktion einen Antrag vorgelegt, in Leipzig ein Willkommenszentrum für Flüchtlinge zu schaffen. Den Antrag hat die Fraktion jetzt überarbeitet. Denn je mehr Flüchtlinge nach Leipzig kommen, umso wichtiger wird ein zentraler Anlaufpunkt. Und man fragt sich dabei auch: Warum hat Leipzig so etwas nicht schon längst?
In anderen Großstädten gibt es eine solche Verknüpfung schon. Darauf verweisen die Grünen in ihrem Antrag.
“Das Willkommenszentrum (siehe z. B. Stuttgart und Hamburg) bündelt Informationen rund um die Unterbringung von Geflüchteten, über Beratungsangebote, über die Trägerlandschaft, über Hilfsangebote und -gesuche, interkulturelle Angebote, Veranstaltungstermine und steht in einem engen Austausch mit dem Sozialamt, dem Arbeitskreis Migrantenhilfe, dem Flüchtlingsrat e. V. und den vielen Initiativen vor Ort. So ein Ort kann auf der einen Seite eine Schnittstelle zwischen Deutschen und Migranten und Migrantinnen und auf der anderen Seite zwischen Stadt und der Zivilgesellschaft sein. Es wird das Gespräch zwischen all diesen Teilen der Gesellschaft fördern und auch bei der gelingenden Integration der Migranten und Migrantinnen in Leipzig einen wesentlichen Beitrag leisten.”
Und genau das wollen die Grünen jetzt auch in Leipzig haben. Immerhin hat Leipzig innerhalb Sachsens die Hauptlast der Integration zu schultern. Dazu sind intensive Absprachen zwischen allen Beteiligten innerhalb und außerhalb der Stadtverwaltung notwendig. Im Antrag heißt es dazu: “Der Auftrag für das Willkommenszentrum ist, eine offizielle Kompetenz-, Veranstaltungs- und Beratungsstelle zur Vernetzung aller Informationen zum Thema Einwanderung, Einbürgerung, Arbeitsaufnahme, Asyl, Asylrecht, Integration und Migration für Verwaltung, Politik, Einwohner und Einwohnerinnen mit und ohne Migrationshintergrund und Geflüchtete, aufzubauen und zu unterhalten.”
“Gelingende Integration braucht Angebote, Informationen und Service. In Leipzig gibt es schon so viele gute Strukturen in dem Bereich – aber in einem Zentrum würde alles noch zielgenauer und besser verfügbar werden können. Wir halten ein solches Zentrum jetzt für notwendig”, sagt dazu Petra Čagalj Sejdi, migrationspolitische Sprecherin der Fraktion und Mitglied des Migrantenbeirats. “Ich habe mit vielen Akteuren aus dem Bereich Migrantenhilfe und Integration über die Notwendigkeit eines Willkommenszentrums in Leipzig gesprochen. Die Idee wird von einer breiten Basis befürwortet und mitgetragen.”
Den im Mai 2015 eingereichten Antrag zum Willkommenszentrum haben die Grünen überarbeitet und die Zielstellungen konkretisiert. “Die Neufassung unseres Antrags ist eingereicht und wird jetzt in den Gremien des Stadtrats und im Migrantenbeirat beraten.”
“Das Willkommenszentrum soll den Neuankömmlingen, Migranten und Migrantinnen und Geflüchteten in Leipzig bei ihrer Integration helfen. Hier soll eine Kompetenzen-Schnittstelle entstehen, die es für diese komplexe Aufgabe braucht”, sagt die Grünen-Stadträtin. “Alte Fehler dürfen nicht wiederholt werden. Keiner darf alleine gelassen werden, der sich engagieren und integrieren will. Aus diesem Grund soll das Willkommenszentrum nicht nur Hilfsangebote koordinieren, sondern neben der Verwaltung, den Initiativen und Vereinen auch Wirtschaft, Kultur und Sport mit einbinden. Diese sollten schon bei der Konzeptarbeit zum Willkommenszentrum ihren Beitrag einbringen. Das Willkommenszentrum kann somit zu einem Schlüssel für eine gelingende Integration werden.“
Tatsächlich aber drängt die Zeit. Je früher Leipzig so eine Einrichtung aufbaut, umso hilfreicher kann sie bei den anstehenden Aufgaben sein. Deswegen soll nach Vorstellung der Grünen das Willkommenszentrum für Geflüchtete und für Migranten und Migrantinnen Mitte 2016 eröffnen.
Finanziert und personell ausgestattet werden soll es aus dem Haushalt der Stadt Leipzig: Wobei viele Sachbearbeiter, die mit dem Thema zu tun haben, schon heute zum Personal der Verwaltung gehören.
Aber eine gewisse Verzögerung kann das Projekt noch durch die Vorberatungen bekommen. Spielen alle Ämter und Fraktionen mit? – Deshalb soll eine Arbeitsgruppe gegründet werden, die unter Beteiligung verschiedener politischer und gesellschaftlicher Akteure, wie z. B. aus Wirtschaft, Kultur, Politik, Wissenschaft und Verwaltung, ein Konzept für das Willkommenszentrum erarbeitet. Auch das soll aus dem Haushalt der Stadt Leipzig finanziert werden. Räume stellt die Stadt Leipzig bei Bedarf auch kostenfrei für Veranstaltungen der im Willkommenszentrum organisierten Gruppen zur Verfügung. Und eine Internetplattform soll aufgebaut werden.
Das Spektrum der Angebote wird im Antrag aufgelistet – immerhin reicht es von der Wohnunterbringung über eine Vermittlung in Arbeit bis hin zu den notwendigen Sprachkursen. Städte wie Leipzig sind gut beraten, solche Integrationsangebote zu bündeln und möglichst so zu vernetzen, dass Flüchtlinge und Migranten hier jederzeit Kontakt finden. Noch gibt es auch in Leipzig viel zu viele Reibungsverluste. Das muss ja nicht sein.
Es gibt 3 Kommentare
Gar keine Frage: Bündeln und mit kurzen Wegen zielgerichtet arbeiten, ist natürlich besser.
Mich stört mehr eine Kleinigkeit: der Name “Willkommenszentrum”. Erstens erinnert mich das an das lasche “Gefällt mir”, was man heutzutage zu jeder Belanglosigkeit abgeben kann. Hier gehts aber um nichts belangloses. Außerdem wird es die Frustrationn der jetzt schon Protestierenden noch steigern, wenn sie im Willkommenszentrum merken, nicht Willkommene zu sein, sondern Kunden (wie die Kunden im Jobcenter in Echt ja auch keine Kunden sind). Und ehrlich gesagt, kann man von Sachbearbeitern der Stadt ernsthaft Willkommen erwarten (wenn es um konkrete Taten gehen soll)? Natürlich gibt es auch die eine oder andere die Regel bestätigende Ausnahme (mir fällt bloß keine ein).
Bevor ich kritisiert werde. Es muss richtig lauten:
Personal und Geld sind reichlich vorhanden.
Finanziert und personell ausgestattet werden soll es aus dem Haushalt der Stadt Leipzig: Wobei viele Sachbearbeiter, die mit dem Thema zu tun haben, schon heute zum Personal der Verwaltung gehören.
So leicht ist das, zumindest wenn es nach den Grünen geht. Personal und Geld ist reichlich vorhanden. Sesam öffne dich!
Die zuständigen Ämter sind längst an ihren Belastungsgrenzen angekommen. Das interessiert aber die Grünen nicht! Es wäre wahrscheinlich ganz gut, wenn sie zu den Geschäftszeiten dort einmal hingehen.