Nein, Dampf als Antriebsmittel wird keine Renaissance erleben, dennoch brodelt es im Kessel. Die Finanzierung des Nahverkehrs soll überarbeitet werden und zwei Anträge mit unmittelbarer Auswirkung standen auf der Tagesordnung der heutigen Ratsversammlung. Es ging um die Fortführung der Linie 9, die mit der Änderung des S-Bahn-Netzes aus Spargründen wegfallen soll. Die Fraktion Die Linke brachte gleich zwei Anträge zum Thema ein, die die Anbindung für die Süd-Leipziger thematisierten, weil ihr die Anbindung der Siedlung Wolfswinkel und die Möglichkeit, ohne PKW zum Cospudener See zu gelangen, zu sehr vernachlässigt wurde.
Als Alternative nach der Nicht-Bestellung der Straßenbahn durch die Stadt Markkleeberg soll nun die Buslinie 70 vom Connewitzer Kreuz im 10 Minuten-Takt fahren. Zum Abschluss kommen wird die Situation aber erst mit dem Nahverkehrsentwicklungsplan.
Die Debatte zog sich und von jeder Fraktion bestand hoher Redebedarf. Vertreter der Grünen und der CDU wiesen auf die enormen Kosten hin, die die Fortführung und der notwendige Bau einer Wendeschleife im Stadtgebiet dazu noch im Landschaftsschutzgebiet verursachen würden.
Für Die Linke begründete Franziska Riekewald das Anliegen. “In einer Umfrage gaben 56 Prozent der Leipziger an, den Wildpark jährlich zu besuchen. Wirklicher Personennahverkehr sieht anders aus.” Die Fraktion wolle die Weiterführung bis zur Stadtgrenze und möchte eine Prüfung einer Endhaltestelle auf städtischem Gebiet anregen. “Der Verwaltungsstandpunkt lag 24 Stunden vorher vor, das nenne ich undemokratisch, da es leider zur Regel und nicht zur Ausnahme wird.”
Michael Schmidt erklärte für Bündnis 90/Die Grünen: Die Einstellung sollte schon 2013 mit Eröffnung des City-Tunnels geschehen, weil die S-Bahn für Markkleeberger attraktiver ist. Die Stadt Markkleeberg hat die Buslinie deshalb bestellt, weil es auch billiger für Markkleeberg ist. Mittel die frei werden, können für eine zusätzliche Buslinie genutzt werden.” Schon jetzt sei die Auslastung der Linie tagsüber teilweise nur bei 25 Prozent.
Weiterhin ging es noch um die Anbindung von den S-Bahn-Knoten-Punkten und die Verbindung dieser untereinander. Sven Morlock bekräftigte die Verbesserung der Situation Markkleebergs durch die S-Bahn. Schließlich sah sich auch Burkhardt Jung bewogen, seinen Standpunkt klarzustellen. “Wäre Markkleeberg Leipzig geworden, hätten wir die Diskussion nicht. Ich appelliere an Sie, lassen Sie uns den Bus als Alternative nutzen. Zumindest bis der Nahverkehrsentwicklungsplan steht.” Weiter warnte der OBM vor den Kosten. “Wenn eine Leistung nicht bestellt wird, tritt doch die eine Körperschaft nicht für die andere ein. Ich behalte mir vor, bei Beschluss diesem zu widersprechen. Wirtschaftlich ist er im Haushalt für 2016 nicht berücksichtigt.”
Richtig ist, dass Markkleeberg bei einer Eingemeindung wie einmal geplant, gar nicht die Möglichkeit gehabt hätte, diese Entscheidung zu treffen. Die Stadt steht allerdings als selbstständige Einheit im Speckgürtel Leipzigs ganz gut da. Schließlich beantragten die Grünen eine Beratungspause.
Als Ergebnis dieser zog die SPD einen Änderungsantrag zurück. Die Hoffung der Grünen besteht nun in einem Beteiligungsverfahren zum Nahverkehrsentwicklungsplan. Die Fortführung wurde nach namentlicher Abstimmung erst einmal abgelehnt.
Mit Ablehnung dieser Fortführung soll trotzdem geprüft werden, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, den Cospudener See weiter mit schienengebundenen Verkehrsmitteln zu erschließen. Wie dies zu vertretbaren Kosten geschehen soll, ohne dass eine Linie 9 fortgeführt wird, müssen die Beratungen zum Nahverkehrsentwicklungsplan zeigen.
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