Die Ressentiments, die derzeit bei scheinbar weltfremden Auftritten von Pegida und Legida aber auch bei seltsam faktenlosen Diskussionen etwa im Internet auftauchen, haben eine Wurzel auch in der völligen Ahnungslosigkeit der Akteure: Sie wissen praktisch nichts über die Flüchtlinge, die in Sachsen Asyl suchen, und auch nichts über die Zuständigkeiten von Bund, Land und Kommunen. Nun beantragt die Leipziger CDU-Fraktion: Leipzig muss auf allen Kanälen informieren.

Am 15. April liegt der Antrag erstmals auf dem Tisch des Stadtrates. Und er könnte ein Projekt anschieben, dass in Sachsen bislang einmalig wäre. Leipzig informiert zwar gern in Faltblättern und Broschüren über seine Ausländer. Aber eine zentrale Seite, wo stets alle wichtigen Informationen speziell zur aktuellen Asylpolitik für Jedermann und barrierefrei zugänglich sind, gibt es (noch) nicht.

Und so beantragt die CDU-Fraktion: “Die Stadt Leipzig informiert auf den vorhandenen Informationskanälen über aktuelle Fakten und Entwicklungen zum Thema Asylbewerber.”

Und sie zählt auch auf, zu welchen Themen dort informiert werden sollte: “Wesentliche Informationsinhalte sind dabei insbesondere: aktuelle Zahl der Asylbewerber und ihre Herkunftsländer; Zuständigkeiten Stadt/Land/Bund und beteiligte Amtsstrukturen; staatliche Leistungen für Asylbewerber; Standorte der Gemeinschaftsunterkünfte und weitere Planungen dazu; Ansprechpartner für Fragesteller (z.B. Flüchtlingsrat), Patenschaftsprogramm und weitere Unterstützungsmöglichkeiten.”

Dann könnten auch die vergnatzten Spaziergänger mal ab und zu nachschauen, was Asylbewerber in Sachsen tatsächlich an Leistungen beziehen, woher sie kommen – und wenn die Informationen gut sind, auch, warum.

“Diese Informationen werden auf der Webseite der Stadt als eigene Arbeitsmappe eingestellt und regelmäßig aktualisiert”, macht die CDU einen Vorschlag. Vielleicht kann man die Informationen aber auch auf einer eigenen, schnell zu findenden Seite gut strukturiert darbieten.

Der Bedarf der Bürger nach so einer simplen Informationslösung ist da, stellt die CDU-Fraktion fest: “In verschiedenen Informationsveranstaltungen (z. B. in der Philippuskirche) wurde immer wieder der Wunsch vieler Leipziger Bürger deutlich, besser über das Thema Asylbewerber informiert zu werden. Wesentliche Zahlen und Fakten sind vielen Bürgern nicht bekannt. Verunsicherung ist die Folge, dieser kann mit einer besseren, offenen und ehrlichen Informationspolitik begegnet werden.”

Wie das Ganze aussehen könnte, beschreibt die Fraktion in ihrem Antrag so: “So könnte z. B. auf der Webseite der Stadt durch eine eigene Arbeitsmappe ‘Willkommenskultur: Information zum Thema Asyl’ jeder interessierte Leipziger in konzentrierter Form Informationen erhalten, Ansprechpartner finden und Hilfsangebote erfahren. – Auch weitere Möglichkeiten sollen geprüft werden.”

Und der Button für diese Seite gehört derzeit schlicht dahin, wo jetzt auf der Startseite von leipzig.de der verzweifelte Hilferuf der Stadt “Unterkünfte für Asylbewerber gesucht” zu finden ist.

Der führt zum Beispiel auf die durchaus existierende Website “Ausländer und Migranten in Leipzig”. Aber die ist natürlich – wie bei Verwaltungen üblich – sehr amtlich gedacht und schafft für Besucher nicht unbedingt ein schnelles Bild der aktuellen Lage in Leipzig. Gerade für Menschen, die es nicht mehr gewohnt sind, aus einer Menge durchaus relevanter Informationen nun ein stimmiges Bild für die aktuelle Entwicklung zu gewinnen, ist das große Angebot dann in der Regel zu viel.

Der Vorschlag der CDU-Fraktion, die wichtigsten Fakten einfach mal zu destillieren und zu kommunizieren, könnte vielen eher Ratlosen den Einstieg in das wirklich nicht einfache Thema erleichtern.

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Es gibt 3 Kommentare

Typisch CDU. Die glaubt doch tatsächlich, mit Informationen auf einer Website, irgendwen erreichen zu können.
Die dort dann zusammen getragen Infos, sind im Netz heute schon zu erfahren … und kommen doch nicht an.
Warum nicht?
Weil vor einer Antwort eine Frage stehen muss.
Die Menschen (ja, ich verallgemeinere hier) zu fragen verlernt haben. Bekommen sie doch zu allem eine Antwort vorgesetzt.
Wer “hinterfragt” denn heute noch?
Und bei allem Respekt – die Damen und Mannen der CDU haben das Hinterfragen, das kritisch hinterfragen, über Jahrhunderte ihrer Selbstherrlichkeit gründlich verlernt.

Beginnen sie doch mal damit, den älteren Bürgern in den Stadtteilen zu vermitteln, warum die Gehwege so aussehen wie sie aussehen und andernorts ein Haus für Flüchtlinge extra saniert wird.
Ich möchte nicht das eine mit dem Anderen aufrechnen, aber an der Stelle, CDU, könnt ihr ansetzen – ohne hunderttausende an eine Flyer-Druckerei bezahlen zu müssen.

@ Info Flyer zeigen kein bemühen um gute politische Arbeit.

Bitte nicht vergessen, dass Bestandteil der Stadtverwaltung Leipzig eine Pressestelle ist. Der Pressesprecher, der eine sehr gute Vergütung erhält, leistet eine miserable Arbeit. Auch wenn bekanntlich der Fisch am Kopf mit stinken anfängt, ist die Arbeit der gesamten Pressestelle nicht das Gelbe vom Ei. Das Erscheinungsbild der Stadt Leipzig ist schwer getrübt. Als Beispiele nenne ich solche Sachverhalte wie herrenlose Häuser, Seniorenwohnanlage Paunsdorf, Unterkünfte für Asylbewerber eingeschlossen der gesamte Asylproblematik . Auch bzw. besonders durch die mehr als miserable Öffentlichkeitsarbeit der Stadtverwaltung Leipzig. Das hätte nicht passieren dürfen!
Alle mit Rang und Namen – vom OBM über die Beigeordneten bis zu den Abgeordneten bzw. Parteien des Stadtrates – verkriechen sich gegenwärtig in ihren Schneckenhäusern und kommen nur bei schönem Wetter (eingeschlossen Windstille) ans Tageslicht. Für nicht wenige gilt zur Zeit: Nichts hören, nichts sehen, nicht reden!

Mit einer Bemerkung halte ich nicht hinterm Berg, auch weil ich diese dem Pressesprecher bereits telefonisch mitgeteilt habe. Er sollte im Interesse der Bürgerinnen und Bürger seinen Hut nehmen, um weiteren Schaden im Ansehen der Stadt Leipzig abzuwenden. Möglichst sofort,

Ui. Ich werde diese Partei niemals wählen. Aber immerhin: Die Leipziger Ortsgruppe der CDU bemüht sich jetzt um gute politische Arbeit.

Hoffen wir nur, dass diese Ortsgruppe auch dranbleibt. Und jedoch nicht die Deutungshoheit über diese Arbeitsmappe übernehmen will, gelle!?

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