Der im Frรผhjahr 2015 gegrรผndete Legida e.V. braucht offenbar Geld und ruft immer wieder die kleiner werdende Zahl der Anhรคnger zu Spenden auf. Bis heute war eine Unterstรผtzung des islamfeindlichen Vereins nur via Paypal mรถglich, mit der Sparkasse Leipzig befindet man sich รผber eine Kontoeinrichtung nach wie vor im Streit. Die Lรถsung: Ein anwaltliches Treuhandkonto, welches der Verein heute bekanntgab. Ob die Macher, welche so gern an die Wende 1989 erinnern, wenn sie โWir sind das Volkโ skandieren und รผber den Leipziger Ring laufen, hier den richtigen Anwalt fรผr diesen hohen Anspruch gefunden haben, dรผrfte fraglich sein.
Was den selbst gewรคhlten Anspruch des demokratischen Umbruchs betrifft sicher nicht. So steht heute auf der Facebookseite des Leipziger Vereins auf Geldsuche zum Anwaltskonto zu lesen: โAuf dieses Konto kรถnnt ihr ab jetzt auch Spenden auรerhalb von Paypal รผberweisen. Als Vermerk bitte: `Spende an Legida e.V.` eintragen. Fรผr Spendeneingรคnge steht uns das Treuhandkonto bei der Rechtsanwaltskanzlei Frank Hannig in Dresden zur Verfรผgung.โ
Neben Rechtsanwalt Arndt Hohnstรคdter, der Schatzmeister des Legida e.V., ist also Frank Hannig der nรคchste prominente Anwalt im Umkreis des Vereins. Der โDresdner Top-Anwaltโ (BILD, 18.10.2013 รผber Hannig) ist seit 2010 einer breiten รffentlichkeit bekannt geworden, als er die bis heute amtierende Bundeskanzlerin Angela Merkel wegen des Umgangs mit Steuerdaten-CDs aus der Schweiz anzeigte.
Damals berichtete die Welt.de รผber die Motivation Hannigs โdie `Aufforderung zum Denunziantentum` sei moralisch ein Armutszeugnis fรผr die Bundesregierungโ. Allerdings steht diese Moral bis heute unbeanstandet durch Hannig unter der รberschrift โEx-Stasi-Mann stellte die Strafanzeige gegen Merkelโ. Von Hannig kurz darauf gegenรผber der โFinancial Times Deutschlandโ (FTD) eingerรคumt, war das sรคchsische CDU-Mitglied (Stand 2010) vor 1989 fest in der Kaderplanung der Staatssicherheit verhaftet. Der Anwalt sei in jungen Jahren gleich in doppelter Form bei der Staatssicherheit eingebunden gewesen, so die โWeltโ รผber den Rechtsanwalt.

Einmal als โsogenannter Gesellschaftlicher Mitarbeiter Sicherheit (GMS), einer Unterkategorie der Inoffiziellen Mitarbeiter (IM)โ, wo er noch jung an Jahren nach Klassenfahrten โBerichte รผber die `politische Stimmungslage` in der Sowjetunionโ schrieb und nach der Schulzeit als โSoldat im Wachregiment Feliks Dzierzynski, der grรถรten militรคrischen Einheit innerhalb von Erich Mielkes Ministeriumโ (Zitat Welt.de). Bis 1989 habe er hier sein Gehalt bezogen, war also weit tiefer in Strukturen des Sicherheitsapparates der ehemaligen DDR eingebunden als etwa normale SED-Mitglieder oder etwa Wehrdienstleistende in der NVA.
Nun taucht eben jener Dresdner Anwalt im Umfeld des Legida e.V. als treuhรคnderischer Verwalter eingehender Spendengelder wieder auf. Irgendetwas scheint bei Legida trotz aller moralisierenden Ansprachen deutlich anders zu sein, als bei den Bรผrgerbewegten 1989 und ihren friedlichen Protesten in Leipzig.
Eine Nebenfrage vielleicht, ob Hannig โ entgegen der Vorgaben innerhalb der CDU โ noch Mitglied des sรคchsischen Landesverbandes ist. Und wenn ja, warum? Die entsprechende Anfrage der L-IZ.de liegt der Pressestelle der CDU Sachsen seit heute vor. Am 11. Februar 2009 heiรt es in Unterlagen des Wirtschaftsrates der CDU zur Sektionsvorstandssitzung Dresden unter den behandelten Themen: Christa Mรผller, CDU-Fraktionsvorsitzende Stadtrat Dresden; Dr. Helfried Reuther, Pressesprecher CDU-Fraktion Stadtrat Dresden: `Vorstellung der Arbeit der CDU-Fraktion`โ.
Und unter dem gleichen Punkt des Berichtes der CDU Sachsen โFrank Hannig, Rechtsanwalt: `Vorstellung der Tรคtigkeitsfelder der Rechtsanwaltskanzlei Hannig & Partner`.โ
So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:
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Hallo L-IZ,
eine grรผndliche Recherche zu einem wichtigen Thema. Seid bitte weiterhin so grรผndlich und lasst die Moralkeule bitte ordentlich schwingen โ dafรผr hab ich Euch abonniert, dazu seid ihr qualifiziert!
P.S.: Es soll ja sogar Rechtsanwรคlte geben, die als Verteidiger fรผr Links- oder Rechtsradikale Terroristen arbeiten. Diese sollten unbedingt รถffentlich mรถglichst gut durchleuchtet werden. Denn es geht ja nicht darum ob sie einen guten Job machen, sondern ob der Job moralisch einwandfrei ist.