In der Erstaufnahmeeinrichtung in der Friederikenstraße (Dölitz-Dösen) sollen entgegen bisheriger Informationen bis zu 500 Flüchtlinge statt maximal 350 untergebracht werden können. Dies teilte der Präsident der Landesdirektion, Dietrich Gökelmann, am Abend des Dienstag, den 24. Februar während einer Informationsveranstaltung im Werk II mit. Ein Teil der Asylbewerber soll in Containerunterkünften beherbergt werden.
Das Interesse war riesig. Mehrere hundert Menschen, darunter mehrere Stadträte und Abgeordnete aus verschiedenen politischen Lagern, nahmen an der gut zweistündigen Informationsveranstaltung teil, zu der die Landesdirektion Sachsen Anwohner und Bürger ins Werk II eingeladen hatte. Deren Präsident, Dietrich Gökelmann, hatte eine faustdicke Überraschung im Gepäck. Nicht 300 bis 350 Asylsuchende sollen im künftigen Erstaufnahme-Interim im Leipziger Süden unterkommen. Das noch zu sanierende Areal in der Friederikenstraße 37 soll bei der Eröffnung am 1. Juli 2015 für bis zu 500 Bewohner ausgelegt sein.
350 Menschen sollen in das ehemalige Lehrlingsheim einziehen, das bis dahin umfassend saniert wird. Für die übrigen 150 Flüchtlinge sollen auf dem Außengelände mittels Containerbauten Wohnmöglichkeiten geschaffen werden. Hintergrund: Ab einer Kapazität von 500 Bewohnern richtet das Bundesamt für Migration, welches das Asylverfahren durchführt, im Heim eine Außenstelle ein. “Ja, es soll Container auf einem Teil des Grundstücks geben”, bestätigte Gökelmann auf nochmalige Nachfrage durch die Landtagsabgeordnete Juliane Nagel (Linke).
“Wenn ich mir das Agieren der Landesdirektion anschaue, komme ich mir vor wie der Zauberlehrling von Goethe”, wetterte Stadtrat Siegfried Schlegel (Linke) Richtung Gökelmann, als die Fragerunde endlich eröffnet war. “Tatsache ist: Kommunikation hat es im Vorfeld nicht gegeben.” so Schlegel sichtlich aufgebracht.
Die Errichtung der Erstaufnahmeeinrichtung am geplanten Standort sorgte dieser Tage in der Kommunalpolitik für Irritationen, da das Gelände bis vergangenen Sommer noch der Stadt gehörte. Schlegel war noch aus einem anderen Grund empört. “Wir haben in Leipzig darum gekämpft, dass es keine Containerunterkünfte mehr gibt”, so Schlegel. Und nun muss er zusehen, wie es das Land Sachsen durchsetzt.
Widersprüche traten nur punktuell zu Tage. Als Sabine Winkelmann vom Bürgerverein Dölitz die künftigen Bewohner “Insassen” nannte, schlug ihr die Empörung zahlreich anwesender Linksalternativer entgegen. Eine junge Frau rügte Moderator Peter Stowawy, dessen Fragen für ihren Geschmack zu stark auf die vermeintlichen negativen Vorurteile aus der Bevölkerung zielen würden. Der Dresdner Medienprofi gelobte umgehend Besserung angesichts der ungewohnt anderen Stimmung im Süden von Leipzig.
Die Flüchtlingsunterkunft wird über Wohnräume in verschiedenen Größen verfügen. Ein Sicherheitskonzept soll das Heim und seine Bewohner vor Gefahren von außen, etwa vor rechtsextremen Anschlägen, schützen. Für die soziale Betreuung der Flüchtlinge, die sechs Wochen bis drei Monate in der Einrichtung verbringen, bevor sie auf die Landkreise und kreisfreien Kommunen verteilt werden, soll, wie auch in der Max-Liebermann-Sraße in Gohlis-Nord der Malteser Hilfsdienst zuständig sein. Der Betreuungsschlüssel beträgt 1:28. “Wir haben in Sachsen sehr gute Erfahrungen mit den Maltesern gemacht”, begründete Gökelmann die erneute Auftragserteilung.
Interessierte werden vor dem Bezug der ersten Bewohner die Gelegenheit erhalten, die Asylunterkunft zu besichtigen. Gökelmann sprach außerdem von ein bis zwei weiteren Bürgerversammlungen, die in Planung seien. Sicherheitsbedenken gegen den Standort bestehen im Augenblick keine. “Ich sehe hier keine Notwendigkeit, eine größere Polizeipräsenz auf den Weg zu bringen”, sagte Sebastian Spreer, der seitens der Leipziger Polizei für den Stadtteil verantwortlich ist. Ein zusätzlicher Polizeiposten sei gegenwärtig kein Thema.
Keine Kommentare bisher
Ist es nicht wirtschaftlich hervorragend, unabhängig von der Asylproblematik, wie man durch so einen Immobilienkauf in kürzester Zeit eine Goldgruben machen kann. Meine längst verstorbene Oma Emma hätte dazu im feinsten Sächsisch gesagt : “Da haben doch tatsächlich welche aus Scheiße Bonbon gemacht!”
Soll hier wirklich alles mit rechten Dingen zugegangen sein? Ich bezweifle das.