Vor knapp zwei Jahren preschte Leipzigs Stadtverwaltung vor und präsentierte der Öffentlichkeit die Idee eines "Hauses der Jugend". Geklärt war zwar nichts. Aber wen kümmert das bei genialen Ideen? Man hatte noch keine Räume angemietet und die Räume, die man ins Visier genommen hatte, lagen ausgerechnet im psychologisch belasteten Bereich des Jobcenters. Aber die Gelder für die Vereine, die bisher erfolgreich Jugendberatung gemacht hatten, die strich man schon mal zusammen.

Vor knapp zwei Jahren preschte Leipzigs Stadtverwaltung vor und präsentierte der Öffentlichkeit die Idee eines “Hauses der Jugend”. Geklärt war zwar nichts. Aber wen kümmert das bei genialen Ideen? Man hatte noch keine Räume angemietet und die Räume, die man ins Visier genommen hatte, lagen ausgerechnet im psychologisch belasteten Bereich des Jobcenters. Aber die Gelder für die Vereine, die bisher erfolgreich Jugendberatung gemacht hatten, die strich man schon mal zusammen.

Das Wort “Haus der Jugend” nimmt die SPD-Fraktion gar nicht erst auf in ihren Antrag zum Doppelhaushalt 2015/2016. Das, was da vielleicht entstehen wird, hat mit dem ursprünglichen Versprechen nicht viel zu tun. Sie nennt es jetzt einfach Jugendberufsagentur, weil das auch den Kern dessen beschreibt, was nun in der Axis-Passage passiert. Im Doppelhaushalt 2015/2016 beantragt die SPD-Fraktion schlicht die Einrichtung einer zusätzlichen Personalstelle, denn es ist nun einmal so: Nicht alle Jugendlichen, die Beratungsbedarf für ihre eigene Berufszukunft haben, sind Jobcenter-Kunden. Manche wollen es auch einfach niemals werden.

Doch es werden vor allem Mitarbeiterinnen des Jobcenters sei, die in der neuen ausgelagerten Jugendagentur Berufsberatung machen werden. Peinlich genug und ursprünglich nicht Sinn des Anliegens, ein Jugendangebot in einem Haus zu schaffen.

Das “Haus der Jugend” sollte ja eigentlich längst stehen. Aber hier haben einige Verantwortliche erst im Nachhinein gemerkt, dass zwar alle wild entschlossen waren, etwas zu beschließen. Nur mit der Ausgestaltung hat augenscheinlich niemand Zeit vertrödelt.

Und so steht im SPD-Antrag auch die Forderung: “Die Stadt legt bis zum 2. Quartal 2015 ein Konzept vor, das folgende Punkte enthält:

– eine Klärung mit der Bundesagentur für Arbeit Leipzig und dem Jobcenter Leipzig über die Ausgestaltung der gemeinsamen Einrichtung in der Axis-Passage inklusive dem Angebot der Unterstützungsleistungen für die Jugendlichen von städtischer Seite sowie von Seiten der Bundesagentur für Arbeit und dem Jobcenter.

– eine Klärung der Angebote für Jugendliche, die mit ihren Bedarfen nicht unter SGB II und SGB III fallen. Dies kann nur in Zusammenarbeit mit dem Träger der Jugendberatung (Jugendhaus Leipzig) erfolgen.

– wie eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Schule, Schul-Sozialarbeit, Jugendhilfe, Berufsagenturen und Jobcenter ausgestattet werden kann.”

Hätte zwar alles vorher passieren müssen, bevor man die so wichtigen dezentralen Beratungsstellen eingedampft hat. Aber wie gesagt: Da scheint es jemand fürchterlich eilig gehabt zu haben. Dass dem sogar reihenweise Regeln und Gesetze entgegen stehen, haben die Befürworter des “Hauses der Jugend” schlichtweg ignoriert.

Und so fordert die SPD-Fraktion auch die Stadt auf, die Initiative des Freistaats, die bestehenden Hürden zu beseitigen, zu unterstützen “und einen Informationsaustausch zwischen den Institutionen zu unterstützen”. Ist ja nur Datenschutz, der hier Grenzen setzt und der bislang verhindert hat, dass solche Einrichtungen miteinander in einem Haus sitzen. Bevor diese Hürden nicht vom Gesetzgeber beseitigt sind, wird es kein “Haus der Jugend” geben.

Was es – de facto, wie sich die SPD-Fraktion ausdrückt – schon gibt, ist eine Jugendberufsagentur, die in der Axis-Passage in den Räumen des Jobcenters sitzt. Der freie Träger “Jugendhaus Leipzig” hat eine Mitarbeiterin zur Beratung in die Axis-Passage abgestellt, drei weitere arbeiten in dessen Beratungsstelle in der Windmühlenstraße. Die SPD-Fraktion verweist auf das Beispiel Düsseldorf, wo 12 Mitarbeiter in der Jugendberufsagentur beraten. Die Zahl der Vollzeitäquivalente in Leipzig müsse also aufgestockt werden. Eine zusätzliche Vollzeitstelle wäre dafür ein Anfang.

In der Begründung zu ihrem Antrag geht die SPD-Fraktion noch einmal ausführlich auf das ein, was im Vorfeld der Installierung der Jugendberufsagentur in der Axis-Passage alles nicht passiert ist: “Nötig sind Förderangebote, mit denen benachteiligte Jugendliche wirklich erreicht werden. Das hat zur Folge, Förderprozesse neu und anders zu organisieren. Zunächst geht es darum, den Förderbedarf von benachteiligten Jugendlichen zu ermitteln, von Seiten des Jobcenters, aber auch von Seiten der Jugendhilfe. Dies kann in gemeinsamen Fallkonferenzen geschehen. Im Anschluss müssen passende Förderangebote bereitstehen. Die Jobcenter, Arbeitsagenturen und Jugendämter sind deshalb gefordert, ihre Maßnahmen neu aufeinander abzustimmen und gemeinsame Angebote auf- und auszubauen.”

Und damit auch die Verwaltung versteht, warum auch die SPD-Fraktion das bisherige Projekt für mehr als fragwürdig hält, steht auch noch der Satz da: “Ihre Fachlichkeit und ihre Angebote dürfen aber nicht einfach in die Abläufe der Arbeitsverwaltung eingefügt und ihren Spielregeln unterworfen werden.”

Eine kleine aber deutliche Gardinenpredigt für eine Verwaltung, die an dieser Stelle wirklich nicht lange nachgedacht hat.

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