In Dresden scheint man derzeit die Nase vorn zu haben, was die Bewerbung um die Nominierung als Europäische Kulturhauptstadt 2025 betrifft. Selbst die Staatsministerin Eva-Maria Stange (SPD) hat schon ihre Unterstützung für die Bewerbung der Landeshauptstadt ausgesprochen. Aber davon dürfe sich Leipzig nicht beeindrucken lassen, findet die kulturpolitische Sprecherin der Leipziger Linksfraktion, Dr. Skadi Jennicke.

“Im Jahr 2025 darf Deutschland eine Stadt zur Europäischen Kulturhauptstadt ernennen. Bis dahin sind es noch neun Jahre, aber zahlreiche Städte, darunter Magdeburg, Kassel, die Regionen Nürnberg-Erlangen, Frankfurt-Offenbach und auch Dresden haben bereits öffentlich über eine Bewerbung nachgedacht. In Sachsens Landeshauptstadt hat die Oberbürgermeisterin bereits verkündet, dass sich Dresden tatsächlich bewerben möchte. Rückendeckung erhielt sie von der Sächsischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst. Soll sich auch Leipzig bewerben?”, fragt die Stadträtin der Linken. Und sieht keinen Anlass dafür, dass Leipzig nach dem lautem Tamtam in Dresden jetzt schon die Segel streicht.

Zumindest sollte eine Bewerbung ernsthaft geprüft werden. Dazu legt die Fraktion Die Linke am Mittwoch, 21. Januar, der Ratsversammlung einen Beschlussvorschlag (A-00366/14) vor. Darin heißt es zu einer möglichen Bewerbung Leipzigs: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, weiterhin alle erforderlichen Fakten bis zum Jahr 2015 zu sammeln und zu werten. Der Ratsversammlung soll im 1. Quartal 2016 ein Bericht vorgelegt werden, der Grundlage einer Ratsentscheidung ist, ob der Prozess einer Bewerbung initiiert werden sollte.“

“Die Fraktion Die Linke ist überzeugt, dass Leipzig das Potenzial hat, um nicht nur mit seiner kulturellen Tradition, sondern vor allem auch mit künstlerischer Innovation auf die zentralen Fragen nach urbaner Identität im globalisierten Kontext Antworten für Europa zu entwickeln”, findet Skadi Jennicke. “Der Prozess einer Bewerbung um die Europäische Kulturhauptstadt 2025 birgt die Chance, uns unsere Kultur zu vergegenwärtigen. Kultur muss sich nicht einreihen in das Quantifizierbare, rein Rationale, Messbare, Ökonomisierbare. Das ist ihre Qualität. Sie huldigt nicht der Totalität der Gegenwart, sondern schließt die Reflexion des Gewordenseins, die Idee einer offenen Zukunft ein. Vielleicht brauchen wir das angesichts der Umbrüche in unserem Land aktuell und zukünftig mehr denn je.”

Dass in Dresden derzeit so heftig getrommelt wird, habe wohl mit dem dortigen OBM-Wahlkampf zu tun, in dem sich die möglichen Kandidaten schon einmal mit bunten Themen in Stellung bringen.

“Dass sich Ministerin Stange zum jetzigen Zeitpunkt – ohne konkrete Bewerbung – bereits auf Dresden festgelegt hat, liegt vermutlich eher in ihrer möglichen Kandidatur für das Amt der Dresdner Oberbürgermeisterin begründet”, meint Jennicke. “Sollte sich das bestätigen, hat sie ihr Ministeramt missbraucht. Zwar haben derartige Harlekinaden in Sachsen Tradition, wenngleich diese nicht im Zusammenhang mit Kultur erwähnt werden sollten. Davon lässt sich Leipzig nicht einschüchtern!”

Der Antrag der Linksfraktion als PDF zum Download.

Der Verwaltungsstandpunkt zum Linke-Antrag als PDF zum Download.

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