Es gab jede Menge Hin und Her, nachdem der Tagesordnungspunkt zum Katholikentag in der Ratssitzung vom 17. September aufgerufen wurde. Moralische und scheinmoralische Argumente, die Frage nach einer sauberen Berechnung von Steuerzuschüssen und die fehlenden Gelder im Stadthaushalt für Pflichtaufgaben prallten aufeinander. Auch die Frage, wie das Verhalten von Oberbürgermeister Burkhard Jung im Falle des vom 25. bis 29. Mai 2016 in Leipzig stattfindenden Katholikentages zu werten sei, spielte keine unerhebliche Rolle. Wie die Argumente waren und was jede Partei zum Thema zu sagen hatte - hier auf L-IZ.de als Audios zum Nachhören.
Ab irgendeinem Punkt der Debatte, ob Leipzig eine Million Euro zum Katholikentag dazugeben soll oder nicht, kam man bereits im Vorfeld der Ratsversammlung vom Mittwoch an prinzipiellen Fragen nicht mehr vorbei. Wie transparent solche Mittelvergaben für Großveranstaltungen eigentlich generell ablaufen, warum die Befürworter der Mittelvergabe keine vernünftigen Zahlen bereithielten und wieso eine Glaubensgemeinschaft, welche gerade beim Thema Steuergeldeinnahmen und Überflussverhalten seit längerem schwer in der Kritik steht, diesen Zuschuss aller Leipziger überhaupt benötigt.
Angesichts der finanziellen Lage Leipzigs kein Wunder, selbst bei den Pflichtaufgaben der Kommune wird seit Jahren ausgedünnt, gespart und gekürzt – der Zuschuss zum Katholikentag geriet so erwartungsgemäß zur Spielfläche genereller Fragen zwischen sozialer Verantwortung und Großzügigkeiten. Auch der nach der Art und Weise, wie eigentlich Großveranstaltungen nach Leipzig geholt werden und wem diese finanziell wirklich nützen. Auf der einen Seite der Diskussion fanden sich auch deshalb teils überzogene Heilsversprechen, in welchen Umsätze zu scheinbaren Gewinnen mutierten und moralische Erwägungen, welche Toleranz und Weltoffenheit mit einer Geldzahlung an eine Religionsgemeinschaft verbanden.
Auf der anderen Seite wuchs der drängender werdende Wunsch nach Realitätssinn beim Umgang mit den kanppen Ressourcen der Stadt und ebenso moralische Einwände, wie der Zustand der Bildungs- und Soziallandschaft Leipzigs.
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Nach der knappen Zustimmung im Rat macht sich seit gestern Abend neben geäußerter Zustimmung hier und da vor allem Fassungslosigkeit und Wut in den sozialen Netzwerken und Kommentarspalten der Medien Leipzigs breit. Ob eine Absenkung des Zuschusses auf die von den Grünen verlangten 300.000 Euro diese gebremst hätte – wer weiß. Was jedoch sicher ist – ein Kompromiss zwischen den finanziellen Wünschen der katholischen Glaubensgemeinschaft, der nur mit 20 Prozent beteiligten katholischen Kirche und den sozialen Erfordernissen Leipzigs hätte wohl anders ausgesehen, als die vollzogene Bewilligung der geforderten Summe ohne Abstriche. Offen derzeit ist zudem, welche weiteren Vergünstigungen und Sachleistungen zwischen Stadt und Veranstalter besprochen oder gar bereits vereinbart wurden.
Denn die Beschreibung des Vorhabens “100. Katholikentag 2016” seitens der Veranstalter gerade bei den Geldflüssen und Sachleistungen bleibt auch nach dem gestrigen Tage vor allem, was sie Ältestenratsmitglied Wolfram Leuze (Die Grünen) nach der Abstimmung nannte: dünn und intransparent.
Die gesamte Debatte zum Katholikentag im Stadtrat vom 17. September 2014 zum Nachhören.
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