Das Jobcenter ist nicht reformierbar. Es hat die falschen Strukturen. Es hat die falschen Ziele. Und es war eine Schnapsidee der Leipziger Verwaltung, ausgerechnet mit dem Jobcenter zusammen so etwas wie ein "Haus der Jugend" auf die Beine stellen zu wollen. Die eigentlich kompetenten Jugendhilfeträger hat man völlig ohne Not ausgebootet - um das Projekt mit dem Jobcenter nun doch nicht umgesetzt zu bekommen. Da ist auch SPD-Stadtrat Tino Bucksch sauer.
“Zum 1. August sollte das Projekt der Jugendberatung in einer gemeinsamen Einrichtung mit dem Jobcenter und der Bundesagentur für Arbeit, im sogenannten ‘Haus der Jugend’, anlaufen. Doch nun ist die Rede davon, dass nur eine Beratungsstelle als Übergangslösung von Seiten der Stadt in der Axis Passage eingerichtet werden soll”, muss der arbeitsmarktpolitische Sprecher der SPD-Stadtratsfraktion nun feststellen. Mit dem, was die Verwaltung da zusammengeschustert hat, ist er äußerst unzufrieden. “Die beteiligten Akteure rechnen nicht vor 2015 mit einer endgültigen Realisierung des Projektes. Hier wird eindeutig der Wille des Stadtrats missachtet. Probleme in der Kommunikation mit dem Jobcenter als Grund für das schleppende Anlaufen des gemeinsamen Projektes anzuführen, ist in meinen Augen eine billige Ausrede, schließlich liegt seit Sommer 2013 eine gemeinsame Absichtserklärung vor. Ebenso gehe ich davon aus, dass die Verwaltung ein Konzept in der Schublade hatte, bevor sie dem Stadtrat die Schließung der bisherigen Jugendberatungsstellen vorgeschlagen hat. Alles andere wäre unverantwortlich.”
Sagt er so. Was an dieser Stelle mal wieder die Frage nach der Transparenz des Verwaltungshandelns stellt. Denn wenn es so ein Konzept gibt, hätte es auch in den Ausschüssen des Stadtrates vorgestellt werden müssen, auch im Fachausschuss Wirtschaft und Arbeit, in dem Tino Bucksch sitzt. Gerade dort, denn dort wird in der Regel alles besprochen, was das Jobcenter betrifft. Wenn aber nicht mal Bucksch von so einem Papier erfahren hat, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es gar keines gibt.Und damit steht die Willenserklärung des Stadtrates von 2013 – die erst einmal nur eine Aufgabe retour an die Verwaltung war – als leere Hülle in der Luft. Weder gibt es eine durchdachte Konstruktion, wie mit dem Jobcenter (und unter anderem auch der Polizei) im angedachten “Haus der Jugend” überhaupt vernetzt gearbeitet werden könnte, noch gibt es eine Idee, wie die Arbeit von vorher dezentral im Stadtgebiet verteilten Jugendberatungsstellen in einer zentralen Anlaufstelle gebündelt werden kann.
Neuer Träger der einzig verbliebenen Jugendberatungsstelle ist der Verein Jugendhaus Leipzig. Dieser befindet sich momentan in der Windmühlenstraße 41.
Schon im August hatte Bucksch kritisiert, dass überhaupt eine Einrichtung in den Räumen des Jobcenters in der Axis-Passage angedacht worden war, als hätten die jungen Leute vor allem Probleme mit dem Finden einer geeigneten Ausbildungs- oder Arbeitsstelle.
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“Laut stadteigener Statistik sind 50 Prozent der Jugendlichen in der Jugendberatung gar nicht arbeits- oder ausbildungssuchend”, merkt Bucksch an. “Somit kann die Stadt ihre Verantwortung für die Jugendlichen nicht ausschließlich an das Jobcenter abgeben. In meinen Augen ist es schon absurd, wenn die Stadt es nicht geregelt bekommt, die maximal 25 Stellen für die Jugendberatung sowie die Beratung fürs Bafög und Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket im ‘Haus der Jugend’ konzeptionell unterzubringen, während das Jobcenter dies mit 250 Stellen ohne Probleme geschafft hat. Hier scheint es sowohl konzeptionell als auch organisatorisch große Defizite zu geben. Was in meinen Augen umso fataler ist, als dass die Verwaltung dem Stadtrat eine solche Entscheidung abverlangt, ohne die Realisierung absichern zu können.”
Da hat also jemand einfach drauflosentschieden – ohne Konzept und ohne Plan. Das sieht fast danach aus, als habe da wieder ein mächtig gewaltiger Entscheider in Leipzig eine flotte Idee unbedingt durchdrücken wollen, ohne dass sie überhaupt durchdacht und durchgerechnet wurde.
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