Vom 25. bis 29. Mai 2016 soll in Leipzig der 100. Katholikentag stattfinden. Zum zweiten Mal nach 1994 in den ostdeutschen Bundesländern. Damals war Dresden Schauplatz der Veranstaltung. Dass Leipzig nach Mannheim (2012) den Zuschlag für 2016 bekommt, hat auch einen historischen Grund: der erste Katholikentag fand im Revolutionsjahr 1848 in Leipzig statt. Aber nun geht es auch um Geld und die Frage: Wie viel steuert die Stadt Leipzig aus ihrem Haushalt dem Veranstaltungsbudget bei? 1 Million Euro, schlägt das Kulturdezernat vor.
Viel zu viel, finden die Grünen. Auch wenn der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Dr. Stefan Vesper, bei der Stadt Leipzig mit Schreiben vom 19. März 2014 den Antrag auf einen Zuschuss in Höhe von 1.000.000 Euro zur Durchführung und Abwicklung des 100. Katholikentages in Leipzig stellte. Insgesamt rechnen die Veranstalter mit einem Kostenrahmen von 9,9 Millionen Euro. Sie verweisen aber auch darauf, dass beim letzten Katholikentag bei einem Kostenrahmen von 8,55 Millionen Euro 4,3 Millionen Euro “zurück in die Stadt flossen”.
Die Vorlage des Kulturdezernats betrachtet die Veranstaltung ganz aus touristischer Sicht: Rund 80.000 Teilnehmer werden erwartet, 33.000 davon als Dauergäste in der Stadt. Das waren zumindest die Teilnehmerzahlen aus Mannheim. Dort steuerte auch die Stadt 1,5 Millionen Euro zu, dafür das Land Baden-Württemberg nur 1,6 Millionen Euro, während sich der Freistaat Sachsen für 2016 schon bereit erklärt hat, 3 Millionen Euro beizusteuern.
Da seien 1 Million aus dem knappen Leipziger Etat doch ein bisschen viel, findet die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen. Und schlägt vor: “Zur Vorbereitung und Durchführung des 100. Deutschen Katholikentages vom 25. bis 29. Mai 2016 stellt die Gastgeberstadt Leipzig dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken eine Zuwendung in Höhe von 300.000 Euro als Festbetragsfinanzierung zur Verfügung.”
Die Mannheimer Rechnung könne nicht unbedingt als Beispiel für Leipzig genommen werden, begründen sie ihren Antrag: “Der Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Heiner Koch, sprach in einem Interview zur Finanzierung des 100. Deutschen Katholikentages von einer Finanzierung, die sich ‘traditionell zu je einem Drittel von der Kirche, den Teilnehmern und aus öffentlichen Zuschüssen’ zusammensetzt.”
Wenn Leipzig aber 1 Million beisteuert, zahlt die öffentliche Hand schon fast die Hälfte des Ganzen.
“Die bereits zugesagten Zuschüsse von Bund (500.000 Euro) und Land (3 Millionen Euro) übersteigen allein schon die angedachte Drittelfinanzierung von 3,3 Millionen Euro”, stellen die Grünen fest. “Ebenso fragwürdig ist, warum davon auszugehen ist, dass bei dem 100. Katholikentag in Leipzig 2016 von weniger Eigenmittel durch den Veranstalter (die sich zusammensetzen aus Fundraising, Kollekte, Teilnehmergebühren, Projektmittel etc.) ausgegangen wird, wenn man doch mit einem größeren Gesamtbudget und aufgrund des 100. Jubiläums von einer größeren medialen Aufmerksamkeit und Anziehungskraft ausgeht.”
Und es ist ja nicht so, dass das Geld direkt an die Stadt zurückfließt. Im Grunde ist es – wenn man es so tourismuswirtschaftlich betrachtet wie das Kulturdezernat in seiner Vorlage – eine indirekte Wirtschaftsförderung. Da könne man nicht einfach immer nur Geld zubuttern, finden die Grünen. Da müsse man auch mal Augenmaß walten lassen.
“Vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen, denen die Stadt Leipzig ausgesetzt ist, sollte man neben dem berechtigten Bemühen, solche Großveranstaltungen in Leipzig im Sinne der Tourismus- und Wirtschaftsförderung auszurichten, sehr bedacht mit den finanziellen Ressourcen der Stadt umgehen. Eine Ausreichung einer solch hohen Bezuschussung vor dem Hintergrund des nicht näher untersetzten Finanzplanes und den beschriebenen Vorbehalten, ist aus unserer Sicht nicht zu verantworten”, stellen die Grünen fest.
Zum Artikel vom 13. Juli 2014 auf L-IZ.de
100. Katholikentag 2016 in Leipzig: Wir zahlen nicht für eure Party
Die Vorlage des Kulturdezernats für die Ratssitzung am 16. Juli 2014
Das Ergänzungsblatt mit Verwendungszweck
Der Änderungsantrag der Grünen für die Ratssitzung am 16. Juli 2014
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