Seit 8 Uhr sind in Leipzig die Wahllokale geöffnet. Um 18 Uhr werden sie schließen. Ganz kurz sah es am frühen Morgen so aus, als würden die Leipziger diesmal ein wenig fleißiger zur Wahl gehen als zur Europawahl 2009 oder zur OBM-Wahl 2013. Aber seit den Mittagsstunden schlägt das schöne Wetter zu. 21 Grad und herrlichster Sonnenschein. Da scheinen doch viele Leipziger lieber an den Badesee gefahren zu sein.
Bis gegen 12 Uhr lag die Wahlbeteiligung noch etwas über den Kurven von 2009 und 2013, was auch mit einem anderen Trend zu tun hat: Viele Leipziger bringen das Wahlprocedere schon vor dem Wahltag hinter sich und nutzen die Möglichkeit der Briefwahl. Dann brauchen sie auch am Wohlsonntag nicht auf das Öffnen der Wahllokale zu warten, sondern können gleich ins Blaue fahren. 2009 nutzten 6,9 Prozent der Wahlberechtigten diese Möglichkeit, an diesem 25. Mai 2014 waren schon 8,4 Prozent der möglichen Stimmen im Kasten, bevor die Wahlhelfer auch nur die Wahllokale aufgeschlossen hatten.
Zur Mittagstunde waren dann 21,7 Prozent der Wahlberechtigten zur Wahl, dann flachte die Kurve deutlich ab. Um 16 Uhr waren es dann 33,8 Prozent, knapp 2 Prozent weniger als vor fünf Jahren. Wenn die Kurve weiter so verläuft, werden die 41,9 Prozent Wahlbeteiligung zur Europawahl von 2009 deutlich unterboten.
Vielleicht spielt auch die letzte Umfrage des ZDF eine Rolle, die noch kurz vor dem Wahltag veröffentlicht wurde. Solche Umfragen bereichern die Wahlen nicht wirklich, scheinen aber dazu zu führen, dass sich Stimmungsbilder verfestigen und mancher Wähler auch schulterzuckend wegbleibt, weil schon alles klar scheint, bevor auch nur die Wahl beginnt.
Nach der ZDF-Umfrage käme die Union bei der Europa-Wahl auf 37,5 Prozent, die SPD käme auf 26,5 Prozent, die Grünen würden 10 Prozent schaffen. Die Linke käme auf 7,5 Prozent, die AfD würde bei ihrem ersten Antritt als europakritische Partei auf 7 Prozent kommen. Und die FDP würde die wichtige 3-Prozent-Hürde mit 3,5 Prozent schaffen. (Okay, für alle, die es ganz genau nehmen: Die psychologisch wichtige 3-Prozent-Hürde)
Aber für die Leipziger ist natürlich das Ergebnis für den neuen Stadtrat viel spannender. Die ersten Zahlen werden erst nach dem Schließen der Wahllokale ab 18 Uhr erwartet, eher gegen 20 Uhr. Denn nachdem es 2009 in einem Wahlkreis hauchdünn zuging, werden viele Wahlhelfer diesmal noch sorgfältiger zählen, damit es hinterher keinen Grund zur Kritik gibt.
19:50 Uhr: Und jetzt endlich kommen die ersten Ergebnise. Das Amt für Statistik und Wahlen hatte wie erwartet schon auf 20 Uhr vertröstet. Die ersten 5 von 403 Wahlbezirken haben gemeldet. Es geht los.
20:08 Uhr: Ab jetzt ploppen die ausgezählten Ergebisse auf. Aber zum Jubeln ist es noch zu früh. Es sind erst 3,8 Prozent der Wahlbezirke ausgezählt. Und weil die kleinsten als erste fertig sind, dominieren anfangs immer die Wahlbezirke am Rande der Stadt – Norden und Südwesten in diesem Fall. Und da liegt ganz traditionell die CDU vorn, die hier mit 31 Prozent durchs Becken schwimmt, gefolgt von der Linken mit 24 Prozent und der SPD mit 19 Prozent. Echte Außenbezirksergebnisse. Die Grünen sind eher im Zentrum stark, kommen für den Start auf 6,5 Prozent. Dafür bekommt die AfD hier schon 7,8 Prozent. Die FDP wird mit 3 Prozent gehandelt.
20:20 Uhr: 6 Prozent der Wahlbezirke sind ausgezählt. Am flottesten geht es in den Randbezirken voran – im Nordosten und Osten. In der Mitte gibt es bislang noch kaum ein Ergebnis. Aber da wird es erst spannend. Schafft die AfD da auch mehr als 7 Prozent? Und was wird mit den dicken 4 Prozent der NPD am Stadtrand?
20:30 Uhr: Jetzt sind wir endlich bei 10 Prozent der ausgezählten Stimmbezirke. Langsam nehmen die Ergebnisse eine Kontur an. Jetzt kommen auch die ersten namhaften Ergebnisse aus der Mitte. Auch das erste aus Wahlkreis 0, dem Zentrum, ist da. Die CDU liegt jetzt bei 29 Prozent, die Linke ist über 25 geklettert, die Grünen nähern sich der 10-Prozent-Marke, die AfD verharrt bei 7 Prozent. Dafür büßt die FDP ein. Statt bei 9 Prozent wie 2009 wird sie eher bei 3 Prozent landen.
20:45 Uhr: Jetzt sind fast ein Viertel der Stimmen ausgezählt. Der Leipziger Osten und Grünau haben zwischenzeitlich richtig was an Ergebnissen geliefert. Das verändert auch ein wenig das vorläufige Gesamtbild. Die CDU ist jetzt unter 28 Prozent, die Linke strebt Richtung 26 Prozent. Wenn das so bleibt, stellen die beiden Parteien auch im neuen Stadtrat die beiden stärksten Fraktionen. Aber das alles noch mit Fragezeichen. Denn in der Mitte Leipzigs sind SPD und Grüne stärker. Die SPD läge derzeit bei 18 Prozent, die Grünen über 9 Prozent. Sehr wahrscheinlich mit einer vollen Fraktion wird die AfD im Stadtrat auftauchen. Sie liegt derzeit über 7 Prozent. Die FDP liegt derzeit unter 3 Prozent. Das würde nicht mehr für eine Fraktion reichen.
21:00 Uhr: Zu recht schauen Sachsens Verkehrsminister Sven Morlok und Kreisvorsitzender Holger Krahmer auf den herben Verlust der FDP in Leipzig. Der eigenständige Fraktionsstatus ist mit aktuell 3 Prozent perdu. Vielleicht war der Höhenflug der FDP auch vor fünf Jahren mit dem so unberechenbaren Wechselwähler verbunden. Der ist dan diesmal zur AfD abgeschwenkt und beschert ihr – ein Drittel der Kreise sind ausgezählt – 7 Prozent. Die Grünen haben gerade die 10 Prozent geknackt. Man merkt, dass die Wahlhelfer jetzt langsam die Zettel aus der Mitte Leipzigs abarbeiten. Die überdurchschnittlich hohe Wahlbeteiligung im so genannten”grünen Herzen” Leipzigs werden das Ergebnis noch deutlich ändern. Vielleicht profitiert auch die SPD noch davon, die derzeit nur bei 18 Prozent hängt.
21:05 Uhr: Bei der Linken dürfte man jetzt etwas unruhig werden, denn in Grünau, der linken Hochburg, sind schon 23 von 32 Wahlbezirken ausgezählt. Dort aber war die Wahlbeteiligung mit rund 30 Prozent auch besonders niedrig. Dadurch werden die Wahlhelfer natürlich mit Zählen schneller fertig. Was bedeuten kann, dass man am Ende doch wieder unter 25 Prozent landet. Die AfD liegt stabil bei 7 Prozent. Dafür werden einige kleine Leipziger Parteien sich wieder in die Faust beißen: Sie haben fünf Jahre gerackert und müssen bangen, überhaupt einen Kandidaten in den Stadtrat zu bekommen. Die Wählervereinigung Leipzig hätte bislang einen drin. Piraten und Neues Forum müssen bangen. Dafür säße die NPD mit 3 Prozent wieder drin.
21:20 Uhr: So langsam nähern wir uns der Hälfte der ausgezählten Wahlbezirke – aber nicht der Hälfte der ausgezählten Stimmen. Wer sich heute als Wahlhelfer im Leipziger Süden, in Schleußig, Lindenau oder Mitte gemeldet hat, der schwitzt heute. Hier sind die jungen Leipziger wählen gegangen. Die Wahlbeteiligung liegt deutlich über 50 Prozent – sonst im Stadtdurchschnitt nur bei 42 Prozent. Und das ist dann immer das, was die Grünen als Endspurt bei solchen Wahlen erleben. – Im Laufe des Abends legen sie zu, wenn die anderen wieder etwas abgeben. Die CDU ist jetzt bei 27 Prozent, die Linke ist unter 25, die SPD klebt bei 18 Prozent fest. Wenn das so bleibt, wird es bitter für die OBM-Partei. Das Segeln im Windschatten des eigenen OBM macht sich an der Wahlurne nicht bezahlt. Die AfD ist jetzt unter 7 Prozent gerutscht. FDP und NPD liegen bei 3 Prozent.
21:30 Uhr: Wie es zu erwarten war. Die Grünen haben die 12 Prozent hinter sich gelassen. Jetzt werden sie wohl darum wetten, ob sie den 14,7 Prozent von 2009 wieder nahe kommen. Bei der Leipziger SPD wird jetzt das Grübeln anfangen darüber, warum man die Kurve nicht gekriegt hat. 2009 hatte man mit 20,4 Prozent schon das schlechteste Ergebnis seit 1990 eingefahren, wollte diesmal wieder größte Koalition werden. Aber mit 18 Prozent reicht es eher nur für 13 Stadtratssitze. Die CDU käme mit 27 Prozent derzeit auf 20 Sitze und wäre vor der Linken stärkste Fraktion. Fraktionen bilden können auch Grüne und AfD. Bei den “Kleinen” wird man sich Varianten überlegen müssen. Kleiner Jubel aus der Piratenecke: Mit 1,7 Prozent hätten sie einen Stadtrat drin. Genauso wie die Wählervereinigung. NPD und FDP hätten je zwei.
21:40 Uhr: Fast zwei Drittel der Wahlbezirke sind ausgezählt. Es sieht ganz danach aus, dass sich CDU und Linke wieder um den Titel stärkste Fraktion kabbeln werden. Die Linke verharrt derzeit bei 25 Prozent, die CDU bei über 26 Prozent. Kann man mit solchen Zahlen Koalitionen bilden? Wenn denn überhaupt jemand koalieren will in Leipzigs Stadtrat? Die AfD hat ihre 7 Prozent nicht halten können. Sie scheint für viele Bewohner der auenwaldnahen Wohnbezirke eher keine Alternative zu sein.22:43 Uhr: 385 von 403 sind ausgezählt und die vorläufige Sitzverteilung gestaltet sich wie folgt:
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