Tief in der Nacht waren endlich alle 403 Wahlbezirke ausgezählt. 184.701 Leipziger haben die Chance genutzt, den neuen Stadtrat zu wählen. Das waren über 12.000 mehr als 2009. Auch die Wahlbeteiligung war mit 41,9 Prozent (2009: 41,2 Prozent) etwas höher. Und eine erwartete Verschiebung trat ein. Zum Entsetzen der Leipziger FDP.

2009 hatte sie mit 9,6 Prozent ihr bestes Ergebnis hingelegt, sich gegenüber 2005 um 5,1 Prozent gesteigert. Es war der Höhenrausch, der damals auch die Bundestags- und Landtagswahl beflügelte. Damals war es die FDP, die davon träumte, zu einer neuen Volkspartei zu werden.

Doch der Traum ist auch in Leipzig – vorerst – ausgeträumt. Am 25. Mai verlor sie 6,7 Prozent, landete bei 2,9 Prozent und kann nur noch zwei Stadträte entsenden.
Ein Teil ihrer Wähler ist zur Alternative für Deutschland (AfD) abgewandert, die aus dem Stand auf 6 Prozent kam und vier Stadträte entsenden kann, was genau zu einer Fraktion reicht.

Heftig bezahlt für ihre unentschiedene Rolle zwischen OBM und eigenem Profil hat die Leipziger SPD, die ihr schon 2009 als miserabel empfundenes Ergebnis von 20,4 Prozent noch einmal unterbot mit 18,4 Prozent. Sie stellt jetzt nur noch 14 Stadträte.

Zugelegt haben jene beiden Parteien, die sich auf Kosten der SPD stärker profilieren konnten – die CDU von 23,6 auf 24,9 Prozent und die Linke von 23,1 auf 24,2 Prozent. Was für beide Parteien rechnerisch je 18 Sitze im Stadtrat bedeutet.

Und die Grünen konnten ihr gutes Ergebnis von 2009 von 14,7 Prozent noch einmal steigern auf 15 Prozent, was ihnen 11 Sitze im Stadtrat einbringt. Sie haben eindeutig von der hohen Wahlbeteiligung in den innerstädtischen Quartieren profitiert.

Drei Parteien bzw. Vereine schafften es mit ihrem Ergebnis zu je einem Sitz im Stadtrat: die Wählervereinigung Leipzig (WVL) mit 1,8 Prozent, die Piraten mit 2,0 Prozent und die NPD, die im Herzen der Stadt wirklich nicht viele Anhänger hat und am Ende bei 2,5 Prozent landete.

Wahlkreis 0

Im Zentrum der Stadt boten sich CDU, Linke und Grüne ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Hier wurden allein 13 Stadtratssitze vergeben, denn die Wahlbeteiligung lag bei 49 Prozent deutlich überm Schnitt. Die Linke lag mit 22 Prozent knapp vor den Grünen (21,4 %), CDU (21,3 %) und SPD (19,1 %). Die FDP schaffte hier 4 Prozent und lag damit knapp hinter der AfD mit 4,6 Prozent. Die meisten Stimmen holte hier Katharina Krefft (Grüne). Mit 7.969 Stimmen lag die Stadträtin deutlich vor CDU-Stadträtin Dr. Sabine Heymann mit 7.032 Stimmen und Siegfried Schlegel (Die Linke) mit 6.001 Stimmen.

Wahlkreis 1

Hier lag am Ende mit 28 Prozent die CDU vorn. Aber mit 35,8 Prozent Wahlbeteiligung war der Leipziger Osten einer derjernigen mit der geringsten Wahlbeteiligung. Was dann nur fünf Stadtratssitze für den Leipziger Osten bedeutet. Auch so verschenken Wähler ihren Einfluss auf Stadtpolitik. Hier schaffte es der NPD-Mann Enrico Böhm, auch ein Mandat zu erlangen. Dafür reichten ihm 1.223 Stimmen. Die meisten Stimmen sammelte hier CDU-Stadtrat Ansbert Maciejewski mit 4.304, gefolgt von Ingrid Glöckner (SPD) mit 3.518 und Steffen Wehmann (Die Linke) mit 3.279.

Wahlkreis 2

Der Wahlkreis 2 ist der dörflich geprägte Raum um Engelsdorf, Baalsdorf und dem plattenbaugeprägten Paunsdorf herum. Hier dominierte zwar die CDU, aber die Wahlbeteiligung lag auch hier nur bei 38,2 Prozent. Deswegen wurden hier nur vier Stadtratssitze vergeben, zwei davon an die CDU, je einer an SPD und Linke. Am fleißigsten Stimmen gesammelt haben CDU-Mann Jens Lehmann mit 4.601 und Carola Lange von der Linken mit 4.271.

Wahlkreis 3

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Das ist der Leipziger Südosten mit Stötteritz, Probstheida usw. Mit 43,5 Prozent lag die Wahlbeteiligung leicht überm Stadtdurchschnit, was immerhin neun Stadtratssitze bedeutet, die hier vergeben wurden – je zwei an CDU, Linke und SPD, einen an Grüne und AfD. Hier holte René Hobusch das zweite Mandat für die FDP. Erfolgeichste Stimmensammlerin war die Linke-Stadträtin Margitta Hollick mit 6.520 Stimmen vor der Grünen-Kandidatin Nicole Lakowa mit 4.299 Stimmen. Dr. Michael Burgkhardt, der hier für das Neue Forum startete, kam zwar auf 1.868 Stimmen, deutlich mehr als FDP-Mann Hobusch. Aber da das Gesamtergebnis des Neuen Forums für keinen Sitz im Stadtrat ausreichte, nimmt der ehemalige FDP-Mann damit Abschied vom Stadtrat.

Wahlkreis 4

Das ist der Leipziger Süden, wo am 25. Mai mit 49 Prozent eine recht hohe Wahlbeteiligung erzielt wurde. Hier war es die Linke, die mit 27,5 Prozent dominierte vor den Grünen mit 22,3 Prozent und der SPD mit 19,3 Prozent. Neun Stadträte entsendet dieser Wahlkreis in den neuen Stadtrat. Linke und Grüne jeweils drei, die SPD zwei, die CDU einen. Die meisten Stimmen verbuchte die Linke-Stadträtin Juliane Nagel mit 8.621 vor CDU-Stadtrat Karsten Albrecht mit 6.655 und dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Axel Dyck mit 4.646.

Wahlkreis 5

Auch in diesem Wahlkreis, dem Leipziger Südwesten, dominierte die Linke mit 24,8 Prozent vor CDU (23,6 Prozent), SPD und Grünen. Eine Wahlbeteiligung von 45,1 Prozent bedeutet 7 Sitze für den Südwesten. Fleißigste Stimmensammler waren Thomas Zeitler (CDU) mit 6.674, Reiner Engelmann (Die Linke) mit 4.879 und Ute Köhler-Siegel (SPD) mit 4.232.

Wahlkreis 6

Auch im Wahlkreis 6, Grünau, war die Linke die Nummer 1, kam auf satte 35 Prozent der Stimmen, weit vor CDU (22 %) und SPD (19 %). Mit 34,1 Prozent aber war die Wahlbeteiligung sehr niedrig, was nur vier Stadtratssitze für Grünau bedeutet, zwei davon für die Linke, je einer für SPD und CDU. Erfolgreichste Stimmensammler waren Sören Pellmann (Die Linke) mit 6.405, Andreas Habicht für die CDU mit 3.208 und Heiko Bär für die SPD mit 3.061 Stimmen.

Wahlkreis 7

Das ist jetzt der Leipziger Westen, der neben Lindenau und Leutzsch auch Burghausen, Böhlitz-Ehrenberg usw. umfasst. Die Wahlbeteiligung war mit 38,9 Prozent unterdurchschnittlich, was nur fünf Stadtratsitze für diesen Wahlkreis bedeutet, zwei davon für die CDU, die hier mit 24,9 Prozent vor Linken, SPD und Grünen herauskam. Die besten Ergebnisse erzielten Dietmar Kern (CDU) mit 5.461 Stimmen vor SPD-Stadtrat Christian Schule (4.411) und der Linke-Stadträtin Naomi-Pia Witte mit 3.410.

Wahlkreis 8

Im Leipziger Nordwesten, der neben Möckern, Wahren, Lützschena auch Gohlis-Nord und Gohlis-Süd umfasst, ging man mit 41,3 Prozent recht durchschnittlich zur Wahl. Die CDU kam hier mit 29 Prozent auf eines ihrer besten Ergebnisse. Sieben Stadträte entsendet dieser Stadtteil. Je zwei davon CDU und Linke. Und diesmal schafft es SPD-Mann Andreas Geisler, der 2009 so denkbar knapp an einem Einzug in den Stadtrat gescheitert war. Fleißigste Stimmensammler waren hier CDU-Mann Claus-Uwe Rothkegel (6.311), Linke-Stadträtin Dr. Skadi Jennicke (4.367) und Grüne-Stadträtin Annette Körner (3.521).

Wahlkreis 9

Das ist jetzt der Leipziger Norden mit Gohlis-Mitte, Eutritzsch, Seehausen, Wiederitzsch. Hier lag – bei einer Wahlbeteiligung von nur 39,8 Prozent – am Ende die CDU (28,7 %) vor der Linken (22,6 %). Sieben Stadtratsmandate werden hier vergeben, davon je zwei an CDU und Linke, je einer an Grüne, SPD und AfD. Die meisten Stimmen auf sich vereinen konnten Gerd Henrich (CDU) mit 5.524, Andrea Niermann (CDU) mit 3.480 und William Grosser (Die Linke) mit 3.469.

Zu den Ergebnisen auf der Website der Stadt.

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