Dass ein Theaterzentrum für die Leipziger Weststadt geplant ist, in dem Lofft, das Leipziger Tanztheater, der Westflügel und Schaubühne Lindenfels, kurz die Freie Szene einen Ort des Schaffens bekommen können, ist bekannt. Ebenso weiß man, dass die kommunalen Einrichtungen den Gesamtbedarf an Kultur nicht abdecken und die Freie Szene der Vervollständigung dient. Dass es ein Zentrum geben soll, wurde von allen Seiten befürwortet. Wie und wo dieses entstehen soll, ist allerdings bis heute unklar.

Zu dieser Gemengelage hatte Die Linke am Montagabend, 7. April, zu einem Bürgerforum im Lofft eingeladen. Unter der Moderation von Tobias Prüwer diskutierten Skadi Jennicke, Michael Faber (Kulturbürgermeister der Stadt Leipzig), Sebastian Weber (Vorstand Lofft), Jürgen Zielinski (Intendant des Theaters der Jungen Welt/TdJW) und Michael Arzt (Programmkurator Halle 14) über die Zukunft der Freien Szene und die Möglichkeiten eines Theaterhauses.

Bislang ergingen zwei Stadtratsbeschlüsse (Juni und Oktober 2013), die ein Theaterzentrum in Aussicht stellen. “Seit fast einem Jahr ist die Verwaltung aufgefordert, ein finanziell untersetztes Konzept für einen geeigneten Standort vorzulegen. Liegt dem Stadtrat das vor, kann er sagen, ob er das konkrete Projekt so möchte oder nicht. Ich hoffe, dass wir eine solche Entscheidungsgrundlage noch vor dem Sommer erhalten,” erklärt Skadi Jennicke (Kulturpolitische Sprecherin Die Linke) gegenüber der Redaktion. Jedoch mangelt es bisher an einem finanziell tragbaren Konzept. Für die Unterbringung des Hauses stehen vier Objekte zur Diskussion: das Westwerk, der Felsenkeller, die Spinnerei und der Josephkonsum in Verbindung mit der Schaubühne.

Dass das TdJW in der Theater-WG mit dem Lofft allmählich an seine Grenzen stößt ist schon länger bekannt. Zwar arbeite das TdJW effizient aber auch an den Grenzen der Ausbeutung und die Angst, dass die Darsteller die Flucht ergreifen, sei keine unbegründete, so Zielinski. Das Lofft brauche, so der Intendant, eine eigene Spielstätte und das TdJW Entlastung. Zudem läuft der Mietvertrag mit dem Lofft erneut aus und die Zukunft des Projekts steht wieder einmal zur Disposition.

“Das ewige Kuscheln ist unehrlich,” meint Sebastian Weber, der lieber jetzt ein klares Nein oder ein klares Ja zum Theaterzentrum hätte. Das Ewige Beschließen ohne die Beschlüsse dann umzusetzen, sei ihm über die Zeit lästig geworden. Eine eigene Lösung würde man am Ende auch finden. Dazu konstatierte Weber, dass der Unmut der darstellenden Kunst durch das zermürbende Durcheinander von Politik und Verwaltung wächst. Die darstellende Kunst der Freien Szene habe nicht die eigentlich notwendigen freien Entfaltungsmöglichkeiten. Auch seien die Produktionsbedingungen prekär.

Ein Grundproblem der Kultur ist, wie könnte es anders sein: die Finanzierbarkeit. Nicht nur um die des Theaterhauses, das nur durch öffentliche Gelder finanziert werden wird, wenn ein überzeugendes Konzept vorgelegt werden kann. “Ohne öffentliche Förderung ist der Bau eines Theaterzentrums nicht zu stemmen. Auch einen Eigenanteil der Stadt Leipzig hat Bürgermeister Michael Faber in Aussicht gestellt. Doch das Verhältnis von öffentlicher Förderung, Eigenanteil der Stadt und zukünftiger Miete muss ausbalanciert sein,” so Jennicke.

Ebenso sollte die Vielfalt in Kunst und Kultur der Freien Szene finanziell begleitet werden. Dafür bedürfe es neuer Förderinstrumente, damit Räume zur Entfaltung geschaffen werden können und gleichzeitig Arbeit entlohnt werden kann, konstatiert Michael Arzt. Die Schwelle von der Kunstakademie hinein in das Berufsleben sollte durch solche Förderinstrumente, wie Stipendien, erleichtert werden. Auch für die Darstellende Kunst wären Stipendien eine sinnvolle Option zur Förderung, ergänzt Weber.

Sowohl Jennicke als auch Faber präferieren für das Theaterzentrum den Standort Josephkonsum in Verbindung mit der Schaubühne. Der Felsenkeller sei die kleine Lösung, weil nur Lofft und Tanztehater dort einziehen könnten. “Ein ‘Zentrum’, das diesen Namen verdient, geht nur, wenn mehrere Institutionen – aktuell Lofft, Leipziger Tanztheater, Schaubühne Lindenfels und Westflügel – sich zusammenfinden. Dafür ist der Standort Josephkonsum optimal,” begründet Jennicke ihre Wahl. Eine Überdachung oder Untergrabung zwischen ehemaligem Josephkonsum und Schaubühne, hält Faber für einen sinnvollen Schritt. Ob dafür die finanziellen Kräfte des Kulturetats ausreichen, darf allerdings stark bezweifelt werden.

Eigentümer und Projektentwickler des Felsenkellers hatten ihre Bereitschaft zur Schaffung eines Theaterzentrums der Stadt gegenüber geäußert. Die Vorleistungen sind bislang seitens des Felsenkellers erbracht, nur ein Signal der Freien Szene als auch der Verwaltung bleibt aus. Aber auch ohne Theaterzentrum wird der Felsenkeller einer kulturellen Nutzung zugeführt werden. Ein Einkaufszentrum steht nicht zur Debatte.

Ob man alle Vertreter in einem Objekt unterbringen muss und kann, ist eine Frage, die sich angesichts der schwierigen Realisierbarkeit des Projekts, jeder Beteiligte stellen muss. Das Abrücken vom Gedanken einer zentralen Unterbringung der Freien Szene würden sich sicherlich andere Konzepte erstellen lassen, die schneller realisiert werden könnten, als ein weiteres Prestigeobjekt, von dem gar nicht klar ist, ob es im Bereich des Machbaren liegt.

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