Nachdem die Stadtverwaltung eine Million im Fördertopf für Freie Träger der Jugendhilfe kürzen wollte, hatte sie dies nach breitem Protest von Stadträten und den Trägern im Dezember wieder zurückgenommen. Als zweiten Schritt haben die Stadträte in der Haushaltsdebatte für 2014 fraktionsübergreifend bereits im Unterausschuss Schließungen von medienpädagogischen Angeboten und fünf Freien Treffs verhindern können.

Dabei taten sich die Stadtratsfraktion mit den Trägern der freien Jugendhilfe zusammen, die am besten wissen, wie wichtig ihre Arbeit gerade da ist, wo sich Leipzigs soziale Probleme häufen. Aber nachdem die Schließung von Einrichtungen der Jugendhilfe vom Tisch war, gab es die Nachricht, jetzt drohe das Netz der Beratungsstelle gekappt zu werden – konzentriert in einer einzigen Beratungsstelle ausgerechnet neben dem Jobcenter in der Axis-Passage in Möckern.

“Es war richtig, die Verwaltung wiederholt in der angespannten Haushaltsberatung an ihren Fachplan zu erinnern, fachliche Standards in der Jugendhilfe einzufordern und sich jedem eingereichten Antrag der Freien Träger dahingehend zu widmen”, erklärt dazu Annette Körner, jugendpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen. “So haben wir ungerechtfertigte Schließungen verhindert und konnten die Zuschüsse für die Betreibung einer Vielzahl anerkannter Einrichtungen und Projekte in 2014 aufgrund des angezeigten Bedarfs sogar in gewissem Maße erhöhen können.”

Doch das jetzt öffentlich gewordene Vorhaben der Verwaltung zur Zentralisierung der Jugendberatung betrachten die Grünen kritisch, denn in keinem Gremium wurde es bisher konzeptionell beraten.

“Entgegen dem Verwaltungswunsch konnten wir die Mittel für die heutigen Jugendberatungsstellen vorerst für ein halbes Jahr statt nur drei Monaten sichern”, so Körner. “Dazu haben wir die Verwaltung aufgefordert, dass zum Thema noch mit Ausschuss und Freien Trägern fachlich beraten wird. Ich sehe kritisch, dass für die zweite Jahreshälfte nicht mehr ausreichend Mittel zur Fortführung der Jugendberatung wie bisher eingeplant sind und die Verwaltung Kosteneinsparungen zuvorderst zum Ziel hat. Wir werden dies gemeinsam mit den freien Trägern kritisch begleiten und einer ungerechtfertigten Angebotsreduzierung nicht zustimmen.”

Im Jugendhilfeausschuss hätten sich die Grünen bereits auch zur neu geplanten Örtlichkeit und dem bisher fehlenden Konzept geäußert.

Eine alleinige zentrale Jugendberatung in direkter Nähe zum Jobcenter könne zur Folge haben, dass sowohl die trägerspezifisch unterschiedliche Ansprache für unterschiedliche Jugendliche und ihre Problemfälle wegfällt als auch Auflagen des Jobcenters an den Jugendlichen eine dominierende Wirkung erhalten.

Annette Körner dazu: “Wichtig ist, keine neuen Hemmschwellen für Jugendliche aufzubauen, wenn sie professionelle Beratung benötigen. Gute Erreichbarkeit, das Eingehen auf verschiedenste individuelle Problemlagen und die Möglichkeit, Vertrauen aufbauen zu können, sind Grundvoraussetzungen für eine helfende Beratung. Daran werden wir die Verwaltungspläne messen und in diesem Sinne die Freien Träger als bisher äußerst kompetente Anbieter weiter unterstützen.”

Doch aktuell hat die Verwaltung schon einen Entwurf zur Ausschreibung für die angedachte zentrale Jugendberatung vorgelegt. Sie halte weiterhin an der Terminkette fest und wolle die Beratungsstelle im März ausschreiben, damit umgehend Konzepte zur Betreibung der Jugendberatung eingereicht werden könnten, erklärt Körner. Da macht also jemand gewaltig Druck, ohne dass die fachspezifischen Voraussetzungen überhaupt diskutiert sind.

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