Am 26. November formulierte das Leipziger Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport seinen Verwaltungsstandpunkt zum Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen für einen vegetarischen Tag in den städtischen Kantinen: "Donnerstag - Veggietag für Leipzig". Eingereicht von den Grünen schon im Januar im Vorfeld des von ihnen organisierten Veggiedays in Leipziger Restaurants. Das Umweltdezernat hat nachgedacht und findet die Idee prima. Lehnt aber trotzdem ab.

Der Verwaltungsstandpunkt ist eine kleine Meisterleistung im Spagat zwischen positivem Wohlwollen und geneigtem Kopfschütteln. Eine Perle der Argumentationskunst.

“Inhaltlich ist der Antrag vollumfänglich zu unterstützen. Bei der KiTa- und Schulspeisung wird im Rahmen des Möglichen bereits entsprechend gehandelt”, kann man da nun lesen. “Im Bereich der Kitaspeisung wird seitens der Versorgungsunternehmen täglich ein vegetarisches Gericht als Auswahlmöglichkeit angeboten bzw. orientieren sich die Unternehmen bei der monatlichen Speiseplangestaltung an den Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE e.V.). Darin wird, ausgehend von 20 Versorgungstagen im Monat, an 12 Versorgungstagen ein Fleischgericht (inklusive Seefisch) ernährungsphysiologisch empfohlen.”Auch in der Schule ist das so. Doch irgendwie wollen die Kinder und ihre Eltern nicht klug bestellen – sie bevorzugen Fleisch.

“Auch im Bereich der Schulspeisung wird durch die Mehrzahl der Versorgungsunternehmen täglich ein vegetarisches Gericht angeboten. Leider finden die angebotenen vegetarischen Gerichte jedoch nur eine geringe Akzeptanz und Nachfrage bei den Kindern und Eltern. Diese Erfahrungswerte der Unternehmen wurden auch in der Studie des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz bestätigt”, betont das Umweltdezernat.

Und gibt damit eigentlich den Grünen vollumfänglich recht, die davon ausgehen, dass Menschen erst dann beginnen, ihre Verhaltensweisen zu überdenken und zu ändern, wenn man sie mit der Nase drauf stößt. Also mit einem regelmäßigen “Veggieday”.

Aber nicht nur die Stadtverwaltung scheint hier heftige Auseinandersetzungen mit erzürnten Eltern zu fürchten, die sich bei diesem Thema wohl nicht in ihre und ihrer Kinder Essgewohnheiten hineinreden lassen wollen. Und so dreht sich denn die Argumentation im Verwaltungsstandpunkt auch flugs, auch wenn noch ein kleines Brückchen gebaut wird: vegetarische Tage als kleine Ausnahme-Tatbestände – “zum Beispiel in Projektwochen”.

“Abschließend ist festzuhalten, dass ausgehend von den Erfahrungswerten in den Einrichtungen in Trägerschaft der Stadt Leipzig sowie der Unternehmen, singuläre Veggietage z.B. in Projektwochen o.ä. als bewusstseinsstärkender empfunden werden als ein grundsätzlich festgelegter Tag pro Woche”, heißt es also abschließend im Text. “Zeitliche bzw. finanzielle Ressourcen für eine Umsetzung des Antrags durch die Verwaltung über die dargestellten Aktivitäten hinaus sind nicht gegeben.”

Nu, und wo kein Geld ist, ist auch nix zu machen.

Die Entscheidung der Verwaltungsspitze: “Der Antrag wird abgelehnt.”

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