Die große Flut vom Juni 2013 tangierte Leipzig nur, die Stadt und ihre Infrastrukturen blieben von Zerstörungen weitgehend verschont. "Leipzig kam noch einmal mit einem blauen Auge davon", sagte Sachsens Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP) am Freitag, 11. Oktober, bei einem Kurzbesuch im Neuen Rathaus. Er war gekommen, um den Wiederaufbauplan für die Leipziger Flutschäden zu überreichen. 4,6 Millionen Euro ist er wert.

44 Maßnahmen hatte die Stadt Leipzig im Sommer angemeldet, gleich nachdem die Sächsische Staatsregierung den Wiederaufbauplan beschlossen hatte. Anfangs mit 80 Prozent Förderung. “Deswegen sind wir etwas spät dran”, sagt Morlok. “Wir wollten abwarten, was der Bund beschließt.” Der hat mittlerweile sein eigenes Förderprogramm aufgelegt. Was für die vom Hochwasser betroffenen Kommunen bedeutet, dass die Reparaturleistungen zu 100 Prozent gefördert werden können. Der Bund ist in Vorkasse gegangen. Die Bundesländer haben sich verpflichtet, 50 Prozent der Summe im Laufe von sechs Jahren gegenzufinanzieren.

Die Anträge für die Leipziger Reparaturen hat die Stadt schon im Sommer eingesammelt. Unbürokratisch ging das diesmal. “Man hat gemerkt, dass alle aus der Flut von 2002 gelernt haben”, sagt Verwaltungsbürgermeister Andreas Müller (SPD). Nicht nur die Abwicklung mit den zuständigen Stellen im Land war einfach, auch die Ansprechpartner waren klar. Mit dem Förderbeschluss des Landes waren auch die Förderkriterien klar. Und fast alle der angemeldeten Projekte werden auch zu 100 Prozent gefördert, bestätigt Müller.

Die Gelder können jetzt schon beantragt werden.

Den größten Teil der Leipziger Fördersumme – rund 1 Million Euro – entfällt auf die Reparatur der Wasserwerke Thallwitz und Canitz, die im Juni vom Hochwasser der Mulde ernsthaft bedroht waren. “Das war ein Thema, das uns auch im Katastrophenstab beschäftigt hat”, bestätigt Morlok. Eine echte Gefahr für die Leipziger Trinkwasserversorgung bestand zwar nicht. Es war der Einsatz der Mitarbeiter der Kommunalen Wasserwerke (KWL), der hier Schlimmeres verhinderte.Der nächstgrößere Posten von 470.000 Euro wird zur Wiederherrichtung des Sportplatzes Böhlitz-Ehrenberg gebraucht, der schon einmal in Mitleidenschaft gezogen wurde, als beim Januarhochwasser 2011 das Nahle-Auslasswerk geöffnet werden musste. Genau dasselbe ist auch diesmal passiert. Und wird auch das nächste Mal passieren, denn das Auslasswerk soll ja in gleicher Bauweise erneuert werden, entsprechende Schutzeinrichtungen innerhalb dieses Polders aber sind nicht geplant.

Gelder für die Sanierung in Höhe von 215.000 Euro sind auch für die Südkampfbahn in der Nähe der Raschwitzer Straße beantragt worden. Im nahe gelegenen Wildpark werden 36.000 Euro für eine Schadensbeseitigung benötigt.

Für gewisses Aufsehen sorgte schon gleich am ersten Tag der Flut der Verlust der Sicherheitsvorrichtung mit ihren Seilschaukeln am Palmgartenwehr. Hier war die Stadt nicht schnell genug gewesen, sie vor Anrollen der Wassermassen in Sicherheit zu bringen. Sie wurde in die Walze des Wehrs hineingezogen. Eine neue Einrichtung kostet geschätzte 165.000 Euro.

Wieder unter Wasser stand auch wieder der Spielplatz im Clara-Zetkin-Park nahe der Rennbahn Scheibenholz. Das passiert hier regelmäßig – auch ohne Überflutung. Hier drückt das Grundwasser hinterm Deich nach oben. Dieser Spielplatz soll jetzt für 355.000 Euro verlegt und neu gebaut werden. Der Rest der 44 Maßnahmen sind viele kleinere Projekte – darunter auch 33.000 Euro für Wegebau im Auwald.

Mehr zum Thema:

Hochwasserforschung: Leipziger Forscher plädieren für Umdenken im Hochwasserschutz
Wer, wenn nicht die Forscher aus dem Helmholtz …

Nachhaltiger Schutz der Auen in Leipzig und Umland: AHA fordert eine abgestimmte Hochwasserkonzeption für Leipzigs Gewässer
Wie schnell es auch im Leipziger Raum …

Spatenstich für 100 Meter Elstermühlgraben: Finale für die Freilegung wird auf 2019 verschoben
Das war dann mal wirklich ein Spatenstich …

Nach der Flut ist aber auch wieder vor der Flut. “Wir sind ja froh, dass in Leipzig nicht wie andernorts eine große Zahl von Privathaushalten betroffen war”, sagt Andreas Müller. Das sei auch geglückt, weil der Zwenkauer See rechtzeitig als Überlaufbecken für die Weiße Elster zur Verfügung stand und ein paar Millionen Kubikmeter Wasser aufnahm, als der Hochwasserscheitel Leipzig passierte. “Aber wir wollen jetzt im Nachgang reflektieren, was eigentlich passiert, wenn in Leipzig einmal tausende Privathaushalte betroffen wären”, sagt Müller.

Und auch der Freistaat wolle sich die Sache noch einmal anschauen, so Morlok. “Wir wollen noch mal alle Abläufe evaluieren.”

Vorsichtshalber hat der Freistaat die bereitgestellte Summe von 4,6 Millionen Euro für Leipzig um 10 Prozent aufgestockt. Die Aufstockung soll vor allem gestiegene Bau- und Materialpreise auffangen. Denn nicht alle Maßnahmen können noch 2013 umgesetzt werden. Manche werden bis 2015 brauchen. Und erst wenn die tatsächlichen Bauleistungen abgerechnet sind, weiß man wirklich, was das Ganze in Leipzig gekostet hat.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar