Mit Thomas Hofsäss und Wieland Kiess eröffneten zwei Experten der Universität Leipzig die Bildungspolitische Stunde. Erstgenannter als Dekan der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät, zweiterer als Direktor der Kinderklinik am Universitätsklinikum. Beide stimmten in ihren Kurzvorträgen überein, dass schon früh Bildungschancen vergeben werden und gaben Hinweise, dies zu vermeiden.
Neben ihnen durfte noch Georg Heyn als stellvertretender Sprecher des Stadtschülerrates die Vorstellungen der Leipziger Schüler an die Stadtabgeordneten herantragen.
Einige Jahre schon gibt es in den Ratsversammlungen im September die sogenannte “Bildungspolitische Stunde”. Es kann schließlich nicht schaden, ein Thema einmal von verschiedenen Seiten zu betrachten und so zu neuen Gedanken zu kommen. Thomas Hofsäss eröffnete mit einem Vortrag und setzte ein Schlaglicht auf die beängstigend hohe Zahl von Schulabgängern ohne mindestens einen Hauptschulabschluss: “Mit 15,2 Prozent liegt diese in Leipzig weit über dem Bundesdurchschnitt.”
Dies machte auch sein Folgeredner Wieland Kiess als eines der Probleme aus. Er verwies zudem auf eine Studie der HTWK Leipzig: “Es zeigt sich eine sehr hohe Ungleichheit zwischen einzelnen Stadtteilen in Leipzig, dabei ist Bildung eine Voraussetzung zu einem gesunden und selbstbestimmten Leben mit gesellschaftlicher Teilhabe.” Wie schon Thomas Hofsäss machte er sich stark für mehr individualisierte Förderung, für die es auch wichtig sei, wieder die Verhältniszahlen von Lehrern und Schülern zu verbessern.
Auf diesen Punkt können allerdings die Stadträte wenig Einfluss nehmen, die Sparpolitik im Freistaat steht nicht nur der Einstellung von mehr Lehrern im Weg, auch bei den Lernmitteln wird gekürzt, wie an einem späteren Beschluss des Stadtrates deutlich wurde. Ein Teil der Einsparungen soll durch die Stadt aufgefangen werden, auch wenn dies eigentlich die Sache des Freistaates wäre.
Dass es nicht immer kommunale Faktoren sind, war auch beiden Rednern sehr bewusst. Ihre Vorschläge gegenzusteuern, könnten aber auf der kommunalen Ebene umgesetzt werden. Thomas Hofsäss schlug eine Kooperation mit der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät vor. “Warum nicht 500 ehrenamtliche Bildungslotsen ausbilden, wir wären bereit dafür.” Diese könnten dann auch die nach seinen Ausführungen so wichtige aufsuchende Bildungsarbeit verstärken und vielleicht die Ungleichheiten in den Stadtteilen mit schwierigen sozialen Lagen abbauen helfen.
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Bitter nur, dass zuvor Finanzbürgermeister Torsten Bonew seine Rede zum Haushalt des kommenden Jahres gehalten hatte, in der eher deutlich wurde, dass aus finanziellen Zwängen keine großen Schritte möglich seien.
Georg Heyn schließlich als Vertreter der Leipziger Schüler nutzte seine Chance, um “der Stadtverwaltung und dem Stadtrat einmal Hausaufgaben zu erteilen.” Er überreichte einen 21-Punkte-Plan, den ein Schülerkongress im Juni erarbeitet hatte. Als wichtigste Punkte nannte er: “Bildungsübergänge zwischen den Schulformen müssen besser gestaltet werden, politisches Interesse von Schülern besser gefördert werden, Schulen könnten sich noch viel mehr öffnen und mit Museen und anderen bildungsfördernden Einrichtungen vernetzen.”
Aufgenommen wurden die Perspektiven der drei Gastredner sehr gut. Die jeweiligen Sprecher der Fraktionen versprachen, an einer möglichst guten Umsetzung der Gedanken zu arbeiten.
Leitlinien des Schüler- und Jugendkongresses:
http://ssrleipzig.de/wp-content/uploads/2013/08/Leitlinien-und-Schwerpunktthemen-Jugendkongress.pdf
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