Das Ergebnis ist deutlich bunter als jene der großen Umfragen, die nun alle paar Tage von Wahlforschern veröffentlicht werden. Die U18-Wahl ist gestern gelaufen. Und in Leipzig offenbar gut angenommen worden, denn rund 2.000 Kinder und Jugendliche haben abgestimmt. "Die sehr gute Wahlbeteiligung zeigt, dass Jugendliche keineswegs politikverdrossen sind", resümiert Corinna Graf, Geschäftsführerin des Vereins Stadtjugendring Leipzig.

In 41 Wahllokalen in Schulen, Jugendclubs und bei Jugendverbänden konnten Kinder und Jugendliche ihre Stimme abgeben.

Das Ergebnis aus Leipzig: Die CDU liegt auch für die Kinder und Jugendlichen auf Platz eins, doch mit nur 28,1 Prozent. Und dann verteilen sich die Stimmen recht gleichmäßig auf die anderen Farben des politischen Regenbogens: Die SPD erreicht 15,96 Prozent, die Grünen mit 15,26 Prozent fast ebenso viel, die Linke ist mit 13,38 Prozent nicht weit dahinter. Und für die größte Überraschung sorgt die Partei mit dem orangefarbenen Logo: Die Piratenpartei liegt bei Kindern und Jugendlichen in Leipzig bei 13,26 Prozent, also gleichauf mit der Linken.

Das Ergebnis ist so ganz anders als zum Beispiel das jüngste ZDF-Politbarometer, welches den Piraten den Nichteinzug ins Parlament vorhersagt. Kaum eine Rolle spielt bei den Jugendlichen die FDP. Mit 6,14 Prozent wäre sie gerade noch so in den Bundestag eingezogen, wenn die Leipziger Jugendlichen das Sagen gehabt hätten. Die Alternative für Deutschland (AfD), welcher das ZDF immerhin vier Prozent prognostiziert, schneidet mit 2,58 Prozent leicht schlechter ab. Die NPD bekam ebenfalls stimmen: 42 an der Zahl, was für 2,26 Prozent reicht. Auch die MLPD taucht auf, mit 21 Stimmen, was 1,13 Prozent ergibt. Sonstige Parteien kamen zusammen auf 38 Stimmen, also nicht mal 2 Prozent.
Wenn es nach den Leipziger Bald-Wählern ginge, bildete eine Regierung wohl gleichzeitig eine wilde Farbkombination. Zum Allein-Regieren reichte es nicht. Die politischen Akteure müssten sich nach neuen Partnern umsehen.

Doch die jungen Leute hatten beim Probe-Wählen nicht nur die Zweitstimme, auch die Erststimme konnten sie vergeben. Der Wahlzettel war schließlich dem Original nachgebildet. “Die Erststimmen-Ergebnisse veröffentlichen wir jedoch nicht vor dem Wahlsonntag. Wir möchten uns nicht nachsagen lassen, die Wahl vor Ort zu beeinflussen”, sagt Corinna Graf.

Dass man wenigstens einen Überblick bekommt über die Kandidaten, dafür hat man in den Wahllokalen gesorgt. “Es geht uns darum auch die Grundkenntnisse weiterzugeben, wie so etwas abläuft”, erzählt Teresa von Jan. Sie ist Mitarbeiterin des Projektes Jugendbeteiligung im Stadtjugendring und wachte gestern über die Stimmabgabe im Vereinshaus an der Dresdner Straße. Es lag viel Infomaterial aus. Wer wollte, konnte den Wahlzettel vorab studieren. Auch ein Memory-Spiel mit den Direktkandidaten und den dazugehörigen Parteien fand Anklang.

“Kinder und Jugendliche müssen ernst genommen werden”, findet die junge Frau. Eben auch, wenn es um Politik geht. “Wenn ich von der U-18-Wahl erzählt habe”, berichtet Corinna Graf, “wurde ich oft gefragt, ob sie das überhaupt können. Aber bei den Erwachsenen fragt schließlich auch keiner nach, da setzt man voraus, dass sie es einfach können.”

www.jugendbeteiligung-leipzig.de
www.u18.org

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