"Wir bereiten uns auf ein 150-jähriges Hochwasserereignis vor", sagt Angelika Freifrau von Fritsch. Die Leiterin des Leipziger Amtes für Umweltschutz fasst die Lage zusammen: "Die Speicher sind übervoll und die Pegelstände werden noch weiter steigen. Wir erwarten, dass die Weiße Elster noch auf 600 Kubikmeter pro Sekunde anschwellen wird", erklärt sie heute, am 3. Juni, auf der Pressekonferenz der Stadt im Technischen Rathaus.

Noch habe man nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, doch seit Freitag bereiten sich alle Kräfte darauf vor. “Feuerwehr, Freiwillige Feuerwehr, das Technische Hilfswerk, darunter auch Kollegen aus Borna und Torgau, sowie die Polizei sind im Dauereinsatz”, sagt Peter Heitmann, Einsatzleiter der Branddirektion.

Der Wasser-Höchststand wird für morgen erwartet. “Morgen früh oder mittags, das lässt sich noch schwer sagen”, so Oberbürgermeister Burkhard Jung. Betroffen sind die Anwohner an der Weißen Elster (Alarmstufe 4) und der Pleiße (Alarmstufe 3). “Seit heute Morgen haben wir auch den Katastrophenalarm ausgelöst”, sagt Jung. Gestern galt bereits der Vorkatastrophenalarm, doch da die Pegelstände weiter anschwillen, sei man den nächsten Schritt gegangen.

“Wir beobachten die Pegel in Gera und Zeitz sowie im Erzgebirge und können von dort keine Entwarnung geben. Dort steigen die Pegel, teilweise werden gar keine mehr gemeldet, daher müssen wir von weiter anschwillendem Wasser ausgehen.” Jung hat zur Unterstützung der Kräfte vor Ort die Bundeswehr angefordert. “Und habe eine Zusage erhalten, dass zwanzig Einsatzkräfte kommen werden.”
Die Stadt hat sich dazu entschlossen, heute erste vorsorgliche Evakuierungen vorzunehmen. “Wir beginnen mit alten und kranken Menschen, dann mit Kindern und Jugendlichen”, so Jung. Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal betont, dass dies präventive Maßnahmen seien. “Es geht darum, hier die Ruhe zu bewahren und jetzt schon zu evakuieren, damit dies nicht morgen in aller Eile geschehen muss.” Als weitere Maßnahme werden morgen alle Kindergärten und Schulen im Bereich geschlossen bleiben. “Das wird voraussichtlich sechs Schulen und 21 Kindergärten betreffen”, so Rosenthal. Eine Liste wird auf der Webseite der Stadt veröffentlicht.

Zudem sind im Bereich des gefährdeten “blauen Bandes”, welches die Anliegergebiete in Schleußig und der Südvorstadt betrifft, jegliche Veranstaltungen untersagt. “Weder öffentlich noch privat dürfen hier ab 19 Uhr Veranstaltungen gehalten werden. Das dient der öffentlichen Sicherheit”, sagt der Ordnungsbürgermeister. Konkret heißt dies, dass die Fußballer von RB ihre Aufstiegsfeier heute am Cottaweg absagen mussten und auch die Musikalische Komödie heute keine Vorstellung gibt. Der Katastrophenalarm gilt bis einschließlich Donnerstag, 6. Juni, 24 Uhr.

Auch gute Nachrichten hatten die Bürgermeister heute zu vermelden: Die Innenstadt ist nicht betroffen, auch mussten bis jetzt keine Brücken gesperrt werden. Die Deiche halten bisher alle stand. “Es gab drei Einsatzfälle, in denen wir mit Sandsäcken abdichten mussten, doch das ist unter den Umständen normal”, so Einsatzleiter Peter Heitmann. Noch sucht die Stadt keine freiwilligen Helfer. Heitmann bittet jedoch die Bürger, keine Sandsäcke zum Beispiel an der Abholstelle in Böhlitz-Ehrenberg abzuholen: “Ein Schutz einzelner Gebäude macht keinen Sinn. Die Rettungskräfte sind anderswo besser eingesetzt als bei der Ausgabe von Sandsäcken.”
Die Übersichtskarte Sicherheitszone:
www.leipzig.de/imperia/md/content/01-2_medien_kommunikation_stadtbuero/news/__bersicht_stadt_lpz_mit_hq150.pdf

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