Die Deiche scheinen zu halten, so lautet das Fazit der Stadt Leipzig wenn es um das Hochwasser geht. "Für die nächsten zwei Tage werden wir noch viel vor uns herschieben, doch es zeichnet sich etwas Entspannung ab", sagt Oberbürgermeister Burkhard Jung heute auf der Pressekonferenz. Seit fünf Uhr heute morgen falle der Pegel der Weißen Elster, wenn auch sehr langsam. Eine deutlichere Entspannung wird für morgen früh erwartet.
Axel Bobbe von der Landestalsperrenverwaltung Sachsens erklärt, Leipzig habe einen Wasserdurchfluss von 500 Kubikmetern pro Sekunde erlebt. “Das ist das 1,3-fache dessen, was beim Hochwasser 1955 erreicht wurde.” Bobbe prognostiziert eine Abnahme um 50 bis 60 Kubikmeter bis morgen früh. “Aber sehr vorsichtig, denn die Entspannung wird wesentlich langsamer erfolgen als der Anstieg des Wassers.”
Derzeit bleibt der Wasserstand von Leipzigs Flüssen stabil. Für die Weiße Elster bleibt die Alarmstufe vier, die höchste, bestehen, die Pleiße bei drei und die Parthe bei zwei. “Der Katastrophenalarm bleibt in Kraft, bis einschließlich Donnerstag, den 6. Juni um Mitternacht”, erinnert Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal. Im Gebiet bis zwei Kilometer rechts und links der Weißen Elster bleiben jegliche öffentlichen Veranstaltungen ab 19 Uhr untersagt. Eine Ausnahme bildet das Fußballspiel morgen Abend. “Vorbehaltlich einer anderen Situation”, so Rosenthal.
Einsatzleiter Peter Heitmann von der Branddirektion bilanziert, dass die Bundeswehr die Einsatzkräfte unterstütze. “Vor allem mit einem Hubschrauber, der große Zahlen Sandsäcke an schwer zugängliche Stellen brachte”, so Heitmann. Er stellt klar: “Zu keinem Zeitpunkt drohte ein Dammbruch. Es wurde lediglich den Deichen eine Sandsackkrone aufgesetzt. Es war nahe daran, dass die Deichkrone umspült würde, nur noch etwa 40 bis 50 cm Platz, deshalb wurde diese Vorsichtsmaßnahme getroffen.” Sowohl Heitmann als auch Oberbürgermeister Burkhard Jung sprechen allen Helfern, sowohl den freiwilligen als auch den hauptamtlichen ihren Dank aus. “Eintausend Menschen waren im Einsatz, haben Sandsäcke gefüllt und Hand angelegt, dafür gebührt Ihnen außerordentlicher Dank”, sagt Jung.
Die Stadt hat gestern vorsorglich neun Altenheime evakuiert. “Das lief zügig und ohne Zwischenfälle. In zweieinhalb Stunden wurden 686 Menschen in Sicherheit gebracht. Auch ernteten wir großes Verständnis bei den Eltern der Kinder, deren Schulen und Kitas vorsorglich geschlossen wurden.” Dies betraf sechs Schulen sowie 25 Kindergärten. “Wir wurden gefragt, warum wir nicht bereits einzelne Stadtteile evakuieren, doch das war noch nicht nötig”, sagt der Oberbürgermeister. Noch nicht geklärt ist, ob Leipzig für den Bundeswehreinsatz zahlen muss. “Allein eine Flugstunde des Helikopters kostet 23.000 Euro. Doch ich würde lieber dafür zahlen als für Hochwasser-Schäden”, so Jung. Nennenswerte Hochwasserschäden sind Leipzig nämlich bis jetzt nicht entstanden.
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