Das Kulturdezernat hat in einem 150 Seiten dicken Papier ein ganzes Paket von möglichen Varianten für die Zukunft des Naturkundemuseums vorgelegt, darunter eine ganze Anzahl völlig unrealistischer Projekte - aber auch drei ernsthaftere Vorschläge, unter denen auch ein alter Bekannter auftaucht: das Bowling-Center. Es blockiert alle vernünftigen Bebaungsplanungen am Wilhelm-Leuschner-Platz. Aber die LVZ feiert es schon als idealen Kandidaten. Die CDU dafür nicht.

In der Debatte über den durch Kulturbürgermeister Faber vorgelegten “Masterplan Naturkundemuseum Leipzig” kritisiert der CDU-Ortsverband Leipzig-Mitte nun die nicht nachvollziehbare Auswahl der Standorte. Der Ortsverbandsvorsitzende Stefan Georgi sagt dazu: “Die Standortvorschläge des Kulturdezernats sind nicht hinreichend durchdacht. Warum das unterirdische Bowlingcenter mit seinen feuchten und vor allem dunklen Räumen sowie mangelnden Möglichkeiten für Lager und Magazin für ein Museum mit sensiblen Exponaten geeignet sein soll, leuchtet den interessierten Bürgern in der Stadt nicht ein. Die vielfältigen Wortmeldungen gegenüber unserem Ortsverband von ansässigen, fachkundigen Menschen aus unserer Mitte zeigen dies sehr klar. Für Verwunderung sorgt zudem der Vorschlag, die derzeitigen Räume zu sanieren. Bisher argumentierte der Kulturbürgermeister, dass sich eine Sanierung aufgrund des schlechten Zustands nicht lohne und nur eine Schließung in Frage käme.”

Mit knapp 12 Millionen Euro Investitionssumme rechnet das Kulturdezernat diesen Standort noch extra schön. Nur wer den ganzen Text liest, bekommt mit, dass die beiden Untergeschosse 3 und 4 überhaupt nicht nutzbar sind und im untersten meterhoch das Grundwasser steht. Und zusätzliche Räume müssten außerdem noch angemietet werden. Die ganze dicke Vorlage mutet an, als wolle man den Stadträten nun unbedingt einen anderen Standort aufdrängen als den originalen im jetzigen Gebäude, wo man dann zwar die modernen Erfordernisse mit einberechnet, aber dadurch logischerweise auf Investitionskosten von 15 Millionen Euro kommt.
Ein Versuch, den auch die CDU in der Leipziger Mitte für unverständlich hält. Immerhin habe man sich hier schon früh für ein Konzept zur Erhaltung des jetzigen Naturkundemuseum ausgesprochen und stehe der Verwaltung für konstruktive Lösungen zur Verfügung. “Vielleicht – so ein Gedanke – sollten wir uns einmal austauschen, anstatt 150 Seiten geduldiges und teures Papier zu erstellen. Wir stehen bereit. Die Verwaltung muss nur zugreifen”, so Georgi.

Aus Sicht der CDU Leipzig-Mitte solle zudem ergänzend zum derzeitigen Standort statt des Bowlingcenters besser das Alte Landratsamt in Betracht gezogen werden. Der Investitionsbedarf in dieses Gebäude sei überschaubar und durch seine großzügigen Räume böten sich zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten an. “Die Argumentation der Stadtverwaltung, das Alte Landratsamt sei zu groß für das Naturkundemuseum, kann nicht überzeugen. Wie beispielsweise Das Tietz in Chemnitz zeigt, kann sich eine gelungene Mischung aus städtischem Museum und öffentlichem Kulturzentrum zum Publikumsmagneten entwickeln. Freie Raumkapazitäten können zur gewerblichen Nutzung angeboten werden und damit zur Finanzierung eines solchen Zentrums beitragen. Nun kommt es darauf an, die Vor- und Nachteile sowie die jeweiligen Sanierungskosten der Standorte abzuwägen”, kommentierte Stadträtin und Ortsvorstandsmitglied Dr. Sabine Heymann.

Gemeinsam mit den Stadträten und der aktiven Bürgerschaft will sich der Ortsverband gegen einen Umzug des Naturkundemuseum ins Bowlingcenter und für eine sachgerechte Entscheidung zwischen derzeitigem Standort und Altem Landratsamt einsetzen.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar