Am 22. September ist wieder Bundestagswahl. Das ist nicht mehr lang hin. Quasi gleich nach den Ferien. Und wie so oft, ist es auch für viele junge Leipziger das erste Mal. Aber wie lernt man, mit so etwas umzugehen? Und vor allem: Was für Leute werden auf dem Wahlzettel stehen? - Der Stadtjugendring Leipzig e.V. und die "junge VHS" der Volkshochschule Leipzig bieten interessierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen deshalb am 2. Juli eine richtig heiße Gelegenheit, sich für das Thema zu erwärmen: ein Grillduell der Kandidaten.

Am 2. Juli – es ist ein Dienstag – von 17:30 Uhr bis 19:30 Uhr laden sie dazu in den Innenhof der Volkshochschule in der Löhrstraße ein.

Zu Beginn des Sommers und noch bevor die Leipziger Kandidaten und Kandidatinnen nach einem anstrengenden Wahlkampf durchhängen, wollen die Einladenden die Kandidaten – statt sie auf den heißen Stuhl zu setzen – an den heißen Grill stellen. Was schon eine Herausforderung ist, wie jeder weiß, der schon mal eine Grillparty veranstaltet hat. Erst recht, wenn nicht jeder über dieselben Zutaten verfügt. Wie das in der Politik eben so ist. Auch die Leipziger Direktkandidatinnen und -kandidaten sind ganz normale Menschen, mit Schwächen und Stärken, Talenten und Schwachstellen. Keine Superweiber und keine Supermänner. Aber darum geht es ja in der Demokratie: Man wählt keine “Elite” zusammen, auch wenn ein paar Leute das behaupten oder glauben.

Im besten Fall sind die Leute, die man wählt, für die politische Alltagsarbeit talentiert, wissen, wovon sie reden, und können auch andere überzeugen. Am 2. Juli stehen sie also zu recht am Grill, müssen schon beim Einstieg beweisen, was sie drauf haben. Darüber wird eine Jugendjury befinden. Also: Ausbüxen oder Tricksen ist nicht. Das ist der Härtetest: Wer an diesem Sommerabend am Grill stehen darf, muss zeigen, dass er auch mit jungen Menschen reden und kommunizieren kann. So etwas hat der Stadtjugendring schon mehrfach initiiert in Leipzig – und die schlichte Wahrheit ist: Viele Kandidatinnen und Kandidaten schwächelten dabei. Unter anderem, weil sie es nicht gelernt haben oder weil es ihnen nicht liegt.

Aber die Wahrheit an der Politik ist auch: Wer seine Botschaft nicht vermitteln kann, auch nicht an zutiefst skeptische Wähler, der wird nichts erreichen.

Das, was die eingeladenen Kandidatinnen und Kandidaten da zurechtbrutzeln, ist also auch ein Test aufs Eigentliche: auf die Fähigkeit, ein politisches Projekt auch gut durchzugrillen, bis es schmeckt. Zwischendurch soll es durchaus auch spannende Runden geben, bei denen die jugendlichen Gäste die Grillkandidaten besser kennenlernen dürfen. Und auch sollen. Denn am 22. September werden sie alle auf den Wahlzetteln stehen. Manche im Norden, manche im Süden Leipzigs.

Zwei Direktkandidaten darf Leipzig wieder in den Bundestag entsenden. Das Direktmandat bekommt nur, wer in seinem Wahlkreis die meisten Stimmen bekommt. Das ging in den letzten Jahren immer sehr knapp zu. Mal war es die SPD, die die beiden Direktmandate holte, zuletzt war es die CDU, die mit Bettina Kudla und Dr. Thomas Feist die beiden Direktmandate holte. Mindestens einer von beiden wird auch da sein am 2. Juli, bestätigt der Stadtjugendring. Eingeladen sind alle. Zugesagt haben im Grunde auch alle Parteien, die angefragt wurden. Nur einige Parteien mit Vorbehalt – denn am gleichen Tag werden in Leipzig die “World Skills” eröffnet. Vielleicht ist der ein oder andere Direktkandidat lieber dort.

Auch Urlaub kommt da und dort dazwischen. Aber so wie es aussieht, wird von jeder der Parteien, die für gewöhnlich die 5-Prozent-Hürde schaffen, eine Kandidatin, ein Kandidat mindestens da sein. Bei zweien steht die Zusage auch namentlich schon fest – für die SPD steht Wolfgang Tiefensee am Grill, für die FDP Marcus Viefeld.Auch ein anderes Thema spielt während der Grillrunde eine wichtige Rolle: Wie wird gewählt? Wie funktionieren Wahlen?

Die Einlader formulieren das, was passiert, recht burschikos: “Lass dich von ungeahnten (Koch-)Talenten begeistern, teste ihre kulinarischen Experimente und fordere sie zum Koalitionsmix an der Salatbar heraus! Lassen sie sich auf ein veganes Grillerlebnis ein? Oder kocht jede/r von ihnen ein eigenes Süppchen? Finde es heraus und gib deinen Senf dazu! Beim gemeinsamen Essen ergibt sich eine gute Gelegenheit, mit den Kandidaten und Kandidatinnen über Meinungen und Wahlprogramme zu sprechen.”

Das gemeinsame Essen gibt’s dann hinterher – nach der Arbeit und nach der Wahl. Denn natürlich werden die Grillkünste genauso bewertet wie die Fähigkeit, an diesem Abend die jugendlichen Wählerinnen und Wähler zu überzeugen. Es wird also richtig abgestimmt. Gleich in doppelter Weise, verrät der Stadtjugendring. Man kann sich also überraschen lassen. Und hinterher dann mit den anwesenden Kandidatinnen und Kandidaten am Tisch weiterplauschen. Oder ihnen Löcher in den Bauch fragen. Neugier ist die wichtigste Wählertugend.

Und die Veranstaltung ist natürlich auch eine gute Einstimmung für die U18-Wahl am 13. September. – Da geht es um das Wahlrecht für Menschen unter 18 Jahre. Noch ist ja 18 die Altersgrenze. Der Stadtjugendring Leipzig wird zusammen mit seinen Mitgliedern und der Initiative Jugendparlament die U18-Wahl in Leipzig unterstützen und an diesem Tag auch Wahllokale für Kinder und Jugendliche einrichten.

Zwei durchaus spannende Termine für junge Leute, die Politik nicht nur als eine Sache der älteren Semester betrachten.

Informationen zum Grillduell am 2. Juli: www.jungevhs-leipzig.de

www.stadtjugendring-leipzig.de

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