Wenn dieser Artikel online ist, müsste die Plattform www.100malleipzig.de auch freigeschaltet sein. Damit wagt Oberbürgermeisterkandidat Horst Wawrzynski ein Online-Experiment. Der Kandidat sieht darin "eine einmalige Chance" für die Leipziger, zur Oberbürgermeisterwahl nicht nur die Stimme abzugeben, sondern auch inhaltlich abzustimmen.
Das Soziokulturelle Zentrum “Die Villa” gegenüber. Ein Standort des Carsharing-Anbieters teilAuto nebenan. Hier in der Lessingstraße hat Oberbürgermeisterkandidat Horst Wawrzynski seine Wahlkampfzelte aufgeschlagen. Nicht unbedingt das Umfeld, das man dem erklärtermaßen eher konservativen, langjährigen Leipziger Polizeipräsidenten zuschreiben würde.
Doch Deutschlands Großstädte gehören nicht unbedingt zum politischen Kernland der CDU. Da sind mitunter neue Wege der Wähleransprache erforderlich. Diesen Weg beschritt der Leipziger Kreisverband der Christenunion bereits bei der Entscheidung für den Parteilosen Wawrzynski als OB-Kandidaten. Mittlerweile wird der Bewerber auch von einem örtlichen Bürgerbündnis mitgetragen.
So soll es auch auf dem Stimmzettel bei der Wahl am 27. Januar 2013 stehen. Damit wirbt der Kandidat bereits in seinen Wahlkampfzeitungen. Doch Leipzigs Grünen stößt das sauer auf.
Andreas Nowak, in Doppelfunktion Sprecher des CDU-Kreisverbandes und des OB-Kandidaten will sich an diesem Montagmittag beim Pressegespräch mit dieser Formalie nicht mehr aufhalten. Ihm geht es um Inhalte.
Inhalte, die Kandidat Wawrzynski in den letzten Monaten “auf meiner Wanderschaft durch Leipzig mitgenommen hat”, wie er sagt. Inhalte, die anschließend in mehreren Workshops mit Unterstützern auf “100 Lösungen für Leipzig” verdichtet wurden. Dieses kollektive Brainstorming habe ihm großen Spaß gemacht, gesteht Wawrzynski. “Man muss lernen, einen Wettkampf zu genießen”, sei nun sein Motto für den Wahlkampf.
Diese 100 Lösungen kommen nun nicht gedruckt und gebunden als Wahlprogramm daher. Auch beabsichtigt Protestant Wawrzynski offenkundig nicht, 95 der Vorschläge an eine Kirchentür zu hämmern wie weiland Reformator Martin Luther im nahen Wittenberg. Wawrzynski geht es mit der Plattform um Kommunikation und Bürgerbeteiligung. Er versteht sie als die “eine einmalige Chance” für die Leipziger, zur Oberbürgermeisterwahl nicht nur die Stimme abzugeben, sondern auch inhaltlich abzustimmen.
“Wir leben in einer Großstadt, die Medienstadt sein will”, erläuterte Nowak bei der Vorstellung der Internetplattform www.100malleipzig.de. Dem Großstadtbewohner wolle man mit diesem “Experiment”, so Nowak, eine zeitgemäße Möglichkeit der politischen Information und Beteiligung bieten. Dazu muss der internetaffine Leipziger sich auf der Plattform registrieren und kann dann mitbewerten und mitdiskutieren. Zur Auswahl stehen die Schaltflächen Pro/Neutral/Contra sowie ein Platz für Kommentare.
Horste Wawrzynski verspricht, das Online-Votum bei der Prioritätensetzung seines möglichen künftigen Handels als Oberbürgermeister zu berücksichtigen. Überwögen an einer Stelle die Contra-Statements, müsse man sich mit dem Inhalt auseinandersetzen, so der Kandidat weiter.
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Neben der schon kommunizierten Idee der Bewerbung Leipzigs um die Bundesgartenschau finden sich unter den Lösungen Themen wie “Errichtung von Quartiersgaragen”, die Überprüfung von Ampelschaltungen” und die “Beschränkung motorisierter Boote im Auwald”.
Vor der Wahl wird es die 100 Lösungen für alle Offliner dann doch noch in einer Printfassung geben. Zudem wird der Kandidat auch bei Diskussionsveranstaltungen und an Infoständen unterwegs sein. Zudem hält der Kandidat an seinen Schwerpunkten fest. Die Wertungen der Wähler werden sich nach seiner Einschätzung am baulichen Zustand von Schulen, Kindergärten und Turnhallen, den Themen Sicherheit und Sauberkeit, dem Straßenzustand, der kommunalen Verschuldung sowie den “Skandalen bei den Wasserwerken und den angeblich herrenlosen Grundstücken” entscheiden. Darum will sich Oberbürgermeisterkandidat Horst Wawrzynski kümmern, wie es auf seinen Plakaten heißt.
www.100malleipzig.de
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