Es gibt politische Entscheidungen, da geht es auch in Leipzig flott. Da wird schnell mal "mehr Geld ins System gegeben" und die Sache flutscht. Bei anderen brennenden Themen aber bewegt sich nichts, bleiben Probleme ungeklärt. Das Naturkundemuseum ist so ein Beispiel. Ein Herzensthema der Linken. Denn dieses Haus "bildet seine Leute".

Und zwar richtig. Anders als so manche andere heutige Bildungs-Schnapsidee. 2012 hätte das Leipziger Naturkundemuseum eigentlich seinen 100. Geburtstag feiern dürfen. Aber aus dem großen Fest wurde eigentlich nichts, weil sogar die Dauerausstellung aus baupolizeilichen Gründen gesperrt war. Erst zum Jahresende wurde ein Teil der Dauerausstellung im 1837/1838 errichteten Gebäude der einstigen Zweiten Bürgerschule wieder zugänglich gemacht. Dass das seit 1924 als Museum genutzte Haus nicht für museale Zwecke geeignet ist (und dafür auch nie wirklich angepasst wurde), ist bekannt. Selbst der scheidende Museumsdirektor Dr. Rudolf Schlatter hatte seit Jahren Vorschläge in der Schublade, wie man das baupolizeiliche Dilemma auch baulich lösen könnte.

Doch seine Pläne ernteten über Jahre nur ein Schulterzucken. Erst 2011 nahm sich die Verwaltung des Themas ernsthaft an und bereitete die Erstellung eines Masterplans vor. Im Lauf des Jahres 2012 zeichnete sich ab, dass Ende des Jahres die Zukunft des Hauses Gestalt annehmen sollte. Doch das Jahr ist vorbei.Und Linke-Stadträtin Skadi Jennicke ist mal wieder ernüchtert. “Laut Stadtratsbeschluss sollte der Masterplan für das Naturkundemuseum im September 2012 vorliegen. Nachdem er von den beiden Projektentwicklern fristgerecht fertiggestellt wurde, hat OBM Jung neuerliche Prüfaufträge für weitere Standorte in Auftrag gegeben, ohne dass der Fachausschuss auch nur eine Ahnung davon erhalten hat, was im Konvolut der Planer steht”, stellt sie fest.

Immerhin sei begrüßenswert, dass das Gebäude des ehemaligen Landratsamtes am Tröndlinring ebenfalls geprüft wurde. Ein Anliegen, das insbesondere der Förderverein des Naturkundemuseums unterstützt. Denn auch räumlich platz der alte Schulbau an der Lortzingstraße aus allen Nähten. Wirklich Platz, für Schulklassen attraktive Angebote für den Naturkundeunterricht zu machen, gibt es nicht. Aber gerade Naturwissenschaften leben von der Interaktion. Allein das Bestaunen ausgestopfter Tiere bringt wenig Lerneffekt.

“Es sprechen ebenso viele Vorteile wie Nachteile für diesen Standort, so dass eine Entscheidung gut abzuwägen ist. Dass nun aber wiederum mehr als drei Monate vergehen, ohne dass der Masterplan erkennbare Fortschritte macht, ist erklärungsbedürftig. Versprochen war die Neufassung des Plans für Dezember. Nichts ist passiert seither”, beschwert sich Jennicke. Und fragt: “Wieso kneift Jung bei diesem für die Bürgerschaft Leipzigs so wichtigen Thema? Statt damit im Wahlkampf zu punkten, sitzt er die Zukunft des Naturkundemuseums aus, wie er und seine Vorgänger schon zwanzig Jahre zuvor. Das kann nichts Gutes heißen. Vielmehr verfestigt sich der Eindruck, dass Jung kein Naturkundemuseum will. Dann soll er das auch klar und deutlich sagen, anstatt mit der beispiellosen Hinhaltetaktik den Stadtrat und die Bürgerinnen und Bürger an der Nase herumzuführen.”

Aber das mit dem Wollen kann nicht die Frage sein. Mittlerweile tragen Stadtratsbeschlüsse die Suche nach einer neuen Lösung für das Naturkundemuseum. Und die Chance besteht, für Leipzig ein Museum mit Alleinstellungsmerkmal zu schaffen, denn nicht nur Flora und Fauna der Region sind hier versammelt – kein Museum weit und breit zeigt auch so umfassend die Geologie der seit 100 Jahren vom Braunkohlebergbau geprägten Landschaft. Weswegen ja manch ein Visionär schon die Verlegung des Museums an den Markkleeberger See sah.

Aber da wäre es wohl zu weit vom Schuss. Auch und gerade für die Schulklassen, die sich in Geographie und Geschichte ausgiebig mit der eigenen Region beschäftigen wollen.

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