Leipzig weiter auf Wachstumskurs halten: demografisch, wirtschaftlich und infrastrukturell. Das gibt Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) als wichtigstes Ziel seiner möglichen zweiten Amtszeit aus. Stadtpolitik dürfe sich nicht auf die Erfüllung von Pflichtaufgaben beschränken. "Nichts ist schlimmer für uns als provinzieller Mief", so Jung weiter.
Das Leipziger Unternehmen nextbike ist ganz nach dem Geschmack von Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD). Hier in der Thomasiusstraße im inneren Leipziger Westen stellt er am Dienstagmittag sein Programm für eine mögliche zweite Amtszeit 2013-2020 vor. Das Programm gibt es online ganz ohne Registrierung mit E-Mail-Adresse, wie Jung unter Anspielung auf das 100-Lösungen-Portal von Mitbewerber Horst Wawrzynski bemerkt.
Fahrradverleiher nextbike wurde 2004 in der Messestadt gegründet. “Die Stadt hat uns gut getan”, lobt nextbike-Geschäftsführer Ralf Kalupner bei der Begrüßung des Gastes sein Arbeits- und Lebensumfeld. Mittlerweile ist nextbike in mehr als 30 deutschen Städten sowie in Aserbaidschan, Lettland, Neuseeland, Österreich, Polen, der Schweiz, der Türkei und Zypern präsent.
Eine unternehmerische Idee, entstanden aus der “Ideenkraft der Stadt heraus” und nun international aufgestellt – diesen Weg wünscht Burkhard Jung noch mehr Leipziger mittelständischen Unternehmen. Auf diesem Weg soll die Stadtverwaltung die örtlichen Unternehmen künftig begleiten.
Denn die Zeit der Großansiedlungen ist nach den Worten von Burkhard Jung vorbei. Deshalb gehören aus seiner Sicht die gut 28.000 kleinen und mittelständischen Unternehmen in den Fokus der Politik. “Aufschwingen!” lautet das Motto des Fahrradverleihers nextbike. Ein Plakat mit dem Slogan hat das wahlkämpfende Stadtoberhaupt im Rücken, als es seine programmatischen Vorstellung für Leipzig bis 2020 vorstellt.
Leipzig soll nach den Vorstellungen von Burkhard Jung weiter wachsen: demografisch, wirtschaftlich und infrastrukturell. “Man kann sich nicht gesundschrumpfen”, findet er. Seit 2006 ist Leipzig um gut 40.000 Einwohner gewachsen. Für 2020 hält der Oberbürgermeister 600.000 Einwohner für möglich, für 2030 – 2035 sogar 700.000. Dabei geht es ihm um “nachhaltiges Wachstum”, das nicht von “Streufeuern” zeitweiliger Fördermittelkulissen getrieben wird.
Eine solche Wachstumsstrategie braucht die vielen Unternehmen, die von Leipzig aus den Sprung auf auswärtige Märkte wagen. Sie braucht nach der Einschätzung von Burkhard Jung zudem weitere wichtige Impulse aus den Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen. Und sie bedarf des Bekenntnisses für eine “moderne Industriepolitik”, wie es Jung nennt – und zwar “ohne Wenn und Aber”. “Ich stehe zu einem Flughafen, der 24 Stunden offen ist” und einen Schwerpunkt im Frachtbereich hat, betont Jung weiter. Auch Erweiterungen von BMW und Porsche am hiesigen Standort steht er aufgeschlossen gegenüber. Industrie ohne Belastungen für Anwohner könne es dabei nicht geben, erklärt der Amtsinhaber.
Städtebaulich sieht Jung neue Chancen für Magistralen wie die Georg-Schwarz-Straße und die Georg-Schumann-Straße. Gern möchte er auch die Bebauung der Areale am Hauptbahnhof, rund um den Bayrischen Bahnhof und am Lindenauer Hafen politisch begleiten. “Welche Stadt hat schon die Chance, innerstädtische Flächen als neue Quartiere zu entwickeln”, hebt er das Besondere daran hervor.
Gleichwohl weiß Jung um die Schattenseite dieser Entwicklungen: “Bestimmter Wohnraum ist schon knapp geworden.” In spätestens vier bis fünf Jahren wird aus seiner Sicht sozialer Wohnungsbau in der Messestadt nötig sein. Er setzt darauf, dieses Thema mit Unterstützung von Bund und Land angehen zu können.
Dass im August 2013 jedes Leipziger Kind ab dem ersten Lebensjahr den dann gesetzlich garantierten Betreuungsplatz findet, steht für Jung fest. Das verbindet er mit Versprechen weiteren Kapazitätsausbaus.
Doch durch die Erfüllung kommunaler Pflichtaufgaben allein könne Leipzigs Zukunft nicht gesichert werden, meint Jung. Es braucht das schon erwähnte Bestehen im internationalen Wettbewerb und noch mehr Internationalität durch Offenheit und Zuzug. “Nichts ist schlimmer für uns als provinzieller Mief”, so Jungs Credo.
Weitere Schwerpunkte sieht Jung bei den Themen Soziales, Kultur und Sport sowie der Gestaltung Leipzigs als Bürgerstadt.
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